So war das Konzert von The Mary Wallopers am 25.03.2024 im Luxor Köln

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  26. März 2024, 10:02  -  #Köln, #The Marry Wallopers, #Konzertreview, #Luxor, #irische Musik, #Haldern Pop Festival Line-Up, #Alan Lomax Blog

ALan Lomax Foundation Picture Society
ALan Lomax Foundation Picture Society

ALan Lomax Foundation Picture Society

Es stand lange Zeit nicht gut um die irische Kultur. Von 1990 bis zum Ende der 2000er Jahre erlebte das Land zwar ein rapides Wirtschaftswachstum, aber der „keltische Tiger“ schien im soziokulturellen Leben in den traditionellen Klängen von Fiddle, Tin Whistle und Volksmusik gefangen zu sein.

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung kam jedoch auch eine kulturelle Renaissance. Neben etablierten Größen wie U2, The Pogues oder Flogging Molly, eroberten junge Bands aus dem Untergrund die Bühne – anspruchsvoll und mit viel Aufmerksamkeit. Fontaines D.C. gehören schon lange zur Kategorie A der weltweiten Festivals. Lankum heizen die europäischen Clubs an. Die Alben und Mythen um die Musik und Auftritte von The Murder Capital oder Gilla Band sind hoch in unseren Erzählungen verankert. Mit der beeindruckenden Denise Chaila und dem weltweit erfolgreichen Rejjie Snow gibt es endlich auch irischen Rap von Einwanderern, die Popkulturen verschmelzen lassen – eine bemerkenswerte Entwicklung für ein Land, das Jahrhunderte lang mit Auswanderung verbunden wurde.

Wir erinnern uns: Am 30. November des vergangenen Jahres ist Shane MacGowan (The Pogues) im Alter von 65 Jahren gestorben. Seine legendäre Selbstzerstörung und die tiefe irische Seele, die er in seiner Musik zum Ausdruck brachte, sind unvergessen. Doch noch wichtiger ist sein Vermächtnis. Er brachte Punk und irische Musik zusammen und gilt als der wichtigste Poet seiner Generation, der die Schicksale irischer Auswanderer, Schmerz und Liebe in seiner Musik vereinte. Die Indie-Pop-Welt zehrt noch immer von seinem Einfluss.

„Unsere Musik wird auf ehrliche Weise präsentiert. Es ist die Musik des Volkes“, sagt Andrew, der jüngste der Hendy-Brüder und ein Genie am Banjo. „Wir spielen lustige Lieder und Lieder über das Reiten, Sex, aber auch politische und traurige Lieder“, erklärte er in einem Interview mit der Zeitung The Guardian und brachte die Essenz seiner Musik auf den Punkt. Dabei knüpft er nahtlos an Shane MacGowans Vermächtnis an.

Gestern Abend, im Rahmen des etwa 90-minütigen Auftritts der Band aus Dundalk, County Louth, stand er zeitweise allein mit seiner Bodhrán auf der Bühne und sang aus tiefster irischer Seele. Einfach umwerfend. Das gesamte Konzert war kohärent, wild, rau, mitreißend, authentisch, positiv und zutiefst irisch. Genau das ist diese Band im besten Sinne. Ohne die Attitüde der Pogues – deren größter Fan ich bin – versucht The Mary Wallopers nicht, der traditionellen Musik etwas hinzuzufügen. Vielmehr überzeugt die Band mit der Gewissheit, dass das kulturelle Erbe der traditionellen irischen Musik ausreicht, um die Welt auch in den nächsten 1.000 Jahren zu begeistern. Musik ist die irische Art, das Leben zu meistern und der keltische Tiger, darf in dem Fall gerne im Käfig bleiben.

The Mary Wallopers treten auch beim diesjährigen Haldern Pop Festival (08.-10. August 2024) auf. www.haldern-pop.de

 

 

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: