Bad Banks Staffel 2

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  14. Februar 2020, 23:35  -  #Fernsehen

Bad Banks Staffel 2

Die Konkurrenz auf dem Markt der seriellen Erzählung ist groß und im Zuge des Vergleiches mit der internationalen Konkurrenz wird den hiesigen Produktionen vorgeworfen, sie seien zu bieder, eintönig und böten einen Standard, der eher Piefkes zufriedenstellen würde, als den globalisierten Weltbürger.

Bestes Beispiel, um diese Vorurteile (die sehr häufig berechtigt sind) zu entkräften, ist die Serie Bad Banks. Die erste Staffel bot vorzügliche Unterhaltung und machte Lust auf mehr. Entsprechend war die Freude groß, als bekannt wurde, dass die Geschichte eine Fortsetzung findet.

Bad Banks 2 hält das Niveau und den hohen Unterhaltungswert auch in der 2. Staffel aufrecht. Das liegt an der Produktion, den Schauspielern und feinen Beobachtungsgabe der Showrunner, allen voran Oliver Kienle.

Sowohl die erste, als auch die aktuelle 2. Staffel überzeugen durch eine hochwertige Produktion. Deutschland einschliesslich seiner Großstädte bietet jede Menge Schauwerte, die es finden und darzustellen gilt. Optisch ist die Serie ein Genuss. Der Zuschauer folgt den Geschehnissen in Frankfurt, Berlin, London und auf Mauritius. Mich hat der Stil immer wieder an Regisseur Michael Mann erinnert, der einst sagte, er fände Industrielandschaften romantisch. 

Diese Aussage erscheint auf den ersten Blick widersprüchlich, ist sie aber nicht. Auch in der Architektur liegt Romantik, man kann seinen Blick in die Weite schweifen lassen und die Schönheit einer Stadt auf sich wirken lassen. Die Location Scouts haben diesbezüglich ein feines Auge bewiesen und viel Werbung für Deutschland und seine Städte gemacht. Wenn die Kamera hoch oben über den Dächern von Frankfurt und Berlin die Kulisse einfängt, in der auf- oder untergehenden Sonne, dann keimt sie auf, die Romantik, von der Mann spricht. Bad Banks 2 ist sowohl bei den Aussenaufnahmen, als auch in Räumen hervorragend fotografiert.

Bad Banks Staffel 2

Doch nicht nur die Skylines der beiden Grossstädte sind überzeugend, sondern auch die Wahl der Cafés, Restaurants und Bezirke. Natürlich wird nicht das Leben und die Welt eine durchschnittlichen Menschen gezeigt, sondern das Universum der Bänker, aber aus diesen Gründen "schauen wir doch fern". Was mich an der 2. Staffel beeindruckte, waren die Interieurs, die Möbel, das Design, die Architektur. Faszinierende Einblicke in Grossstädte und ihre Kulturen, ob im Bankenviertel von Frankfurt oder in einem Berliner Kiez. Zu gerne würden man neben Jana Liekam und Gabriel Fenger sitzen und einen Kaffee geniessen, oder eine Currywurst mit Christel Leblanc in einem Kiez in Berlin essen.

Sehenswert ist die 2. Staffel auch und v.a. wegen der Schauspieler. Alle Rollen sind glaubwürdig gecastet und man merkt keinem der Akteure eine Schwäche im Spiel an. Überzeugte die erste Staffel gerade durch herausragende Leistungen, so erreicht die 2. Staffel Kultstatus. Selten habe ich (unfreiwillig) so häufig lachen müssen, wie in dieser aktuellen Staffel. Das meine ich aber keineswegs abwertend oder negativ, sondern im Gegenteil. Die Charaktere sind so überzeugend überzeichnet und nur nahe der Karikatur, dass es eine wahre Freude war, sie zu beobachten.

Wir sehen Overacting in Reinkultur. Paula Beer liefert eine Tour de Force - Performance und Albrecht Schuch sorgt mit seiner sensationellen Darstellung nicht nur für Lacher, sondern für ein Höchstmaß an vergnüglicher Unterhaltung (Mimik!). Désirée Nosbusch liefert als intrigante Bänkerin eine der besten Darstellungen ihrer Karriere und die Massage Szene gegen Ende der letzten Folge geht in die Geschichte ein. Barry Atsma ist der Denglisch-Held der Dekade und überaus charismatisch. Last but not least darf auch Tobias Moretti nicht unerwähnt bleiben, dem die Rolle auf den Leib geschneidert scheint. Insbesondere er im Zusammenspiel mit allen anderen Akteuren sorgt, dafür, dass die 2. Staffel Kultstatus erreicht.

Bad Banks Staffel 2

Alles, die Produktion, die Schauspieler, die Schauwerte werden in der 2. Staffel überboten von der feinen Beobachtungsgabe der Autoren. Wie auch in der ersten Staffel spielt die Geschichte keine Rolle, es gibt ohnehin kaum eine Serie, in der eine Geschichte perfekt erzählt wird/ wurde, mit einer Ausnahme: True Detective (Meisterwerk!).

Die Serie ist sehenswert, weil sie in der Darstellung der menschlichen Natur der Realität sehr nahe kommt. Der Typus Mensch, der bei Bad Banks gezeigt wird, lässt sich ohne Einschränkungen nahezu in alle Lebensbereiche menschlichen Zusammenlebens in der Gesellschaft übertragen, seien es Behörden, Krankenhäuser, Firmen, Konzerne, es spielt keine Rolle, welcher Beruf, welche Institution.

Die Gier des Menschen, seine Kunst und Perfektion der Zerstörung, seine psychische Labilität, das Vorgaukeln einer Rolle, sein Bestreben stets eigene Ziele und Bedürfnisse voran zu treiben und umzusetzen, seine Brillanz in der Fähigkeit zu lügen. Alle diese Eigenschaften, die zweifelsfrei zur menschlichen Natur zählen, werden hier in 6 Folgen filtriert, auf die einzelnen Charaktere übertragen und in eine packende Geschichte eingebunden. Dafür gebührt den Machern dank, für ihren Mut. Aus dem Stegreif würden mir Pendants im realen Leben einfallen. Nun mögen Sie sagen, das seien nur die negativen Facetten der menschlichen Natur. Da haben Sie recht.

Bad Banks 2 führt die Geschichte konsequent fort, ist in 6 Folgen straff, schnell und geradlinig erzählt und bietet neben einer hochwertigen Produktion exzellente schauspielerische Leistungen.

Das ist Unterhaltung, wie ich sie mir bei der seriellen Erzählform wünsche.

Gerne eine letzte und 3. Staffel mit einem Finale furioso.

Aus Frankfurt

Rick Deckard

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