Triple Frontier (Netflix) J.C. Chandor / Criminal Squad (amazon prime) Christian Gudegast

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  21. März 2019, 14:07  -  #Filme, #Netflix, #amazonprime

Triple Frontier (Netflix) J.C. Chandor / Criminal Squad (amazon prime) Christian GudegastTriple Frontier (Netflix) J.C. Chandor / Criminal Squad (amazon prime) Christian Gudegast

Rick Deckard und ich sind ja oft der Meinung, dass Früher alles besser war. Das gilt natürlich auch für das Genre der Actionfilme. Würden wir uns bei Bierchen und Schnaps darüber unterhalten, wären spätestens nach den ersten vier Strichen auf dem Deckel die Namen John Milius, Ted Kotcheff, William Friedkin, Richard Donner und John Mc Tiernan gefallen.

Nun ist es so, dass wir natürlich auch noch andere, vielleicht etwas weniger derbere filmische Interessen haben, dennoch! …wir aber eigentlich immer wieder zu den Genres Western, Krieg- und Action zurückkommen. Etwas übersteigert, als Beweis gilt dieser Blog und etwas ältere Posts (klicken Sie mal auf Archive), haben wir oft versucht, diese Genres als salonfähig und ebenbürtig, mit vielleicht höher bewerteten Genres einzustufen.

Aber bei Bewertungen von Filmen dieser Art und der neuen von den Streamingdiensten, wiederentdeckten Genres, stellt sich auch immer die Frage nach der Zeit in der die Filme gemacht wurden und natürlich nach dem Kontext bei der Positionierung in Gesellschaft und Politik.

Hollywood hatte bei allen Filmen, insbesondere bei Actionfilmen, immer diesen Bezug. Bei „Gesellschaft“ meine ich natürlich auch, wie temporäre Filme dieser Machart bei den Zuschauern wahrgenommen werden.

Positiv für uns Filmliebhaber ist es ja erstmal, dass Netflix, amazon, Sky etc. im Prinzip bei null anfangen dürfen und aus einer über 100-jährigen Geschichte schöpfen können. Und sogar so, alte längst todgeblauten Geschichten fürs alte Kino, fürs Fernsehen neu erzählen dürfen. Ich bin etwas neidisch*, denn dafür bekommen dann die Produktionen auch noch sehr viel Geld und die besten Crews & Casts . *…weil ich das auch gerne machen möchte…

Dazu fällt mir sofort der Satz ein, dass schlechte Filme, niemals so gut waren wie heute.

Triple Frontier ist die klassische Geschichte eines sog. „Himmelfahrtskommando“. Santigo „Pope“ Garcia (Oscar Garcia) rekrutiert seine alten Soldatenkollegen (Ben Affleck, Charlie Hunnam, Pedro Pascal und Garrett Hedlund) für einen Coup bei dem es um sehr viel Geld eines Drogenbarons geht, der die finanzielle Sicherheit der Kumpels bis zum Lebensende garantiert. Alles ist perfekt geplant und geht dann doch daneben.

Etwas interessanter und scheinbar geschichteter ist der Plot des Actionstreifen Crimnal Squad. Der Streifen erzählt die Geschichte eines sehr imposant und klug geplanten Banküberfalls und einer Polizeisondereinheit die der Bande in L.A. im Prinzip von Anfang an auf den Fersen sitzt.

Beide Streifen sind fett und gnadenlos perfektionistisch erzählt, aufgebaut und gefilmt. Am Werk waren Leute, die Filme und das Genres lieben. So haben beide Filme, die besonderen Extras, die Rick Deckard und ich doch oft vermisst haben in den letzten Jahren und die sich Produzenten und Drehbuchautoren, vielleicht erst jetzt wieder trauen zu zeigen.

Zum einen ist da in Streifen Criminal Squad eine der besten besten Shootouts zu sehen, die ich in den letzten Jahren wahrgenommen habe. Überhaupt ist der Film knallhart und streckenweise sehr düster. Leider fehlen dem Film die Eier, die Hauptdarsteller Gerard Butler als knallharter Cop Nick Flanagan hat. Und zwar natürlich so große, dass man kaum seinen restlichen Körper sieht. Natürlich hat der Drehbuchautor und jetzige Regisseur versucht der Geschichte etwas Gewicht zu geben. Dabei orientiert er sich an der Vorlage des Meisterwerks „Heat“. Ähnlich wie De Niro und Pacino, suchen Butler und sein Gegenspieler Pablo Schreiber (Ray Merriman) persönliche Nähe. Sinn macht das nicht!

Dennoch der Film ist voller Energie, Fullpower und Testosterongeschwängerter Männergestus der ganz alten Schule (gib mir die SAW, ich niete sie alle um!), Verfolgungsjagten, einem toll gefilmten Stadtsetting L.A. und trotzdem aller großer Unterhaltung niemals so trashig, dass der Film seine Würde verliert. So was macht wirklich Spaß und ist ganz, ganz großes Unterhaltungskino.

Triple Frontier kommt etwas philosophischer und vermeidlich Vielschichtiger daher. Während der von mir erst beschriebene Film, die vorgetragene Männlichkeit kaum hinterfragt und als cool und gegeben sieht, beschäftigt sich der ebenso rasante Actionfilm inkl. Fluchtsequenzen im Dschungel, durch Berge und Wüsten, mit sozialkritischen Themen und durchleuchtet nebenbei gekonnt, die unterschiedlichen Formen der Männlichkeit. Außerdem ist der Switch zum Mitte des Filmes hin zu einem ethischen Gedanken- und Dialogspiel der Männer, schon fast als mutig und bemerkenswert zu bezeichnen.

Ob nun also die gnadenlose Ballerei- und Fuck Off Mentalität von Butler oder das völlig idiotische gierige Verhalten der Wertesquadfrontiers, wir Männer haben offensichtlich alle einen Dachschaden.

Beim sechzehnten Schnaps und Bierdeckelstrich angekommen, muss nach dem ganzen Schwanzgesteuerten Filmvergleich auch mal ein Frauenname fallen: Kathryn Ann Bigelow

Die von uns bewunderte Regisseurin hat Triple Frontier produziert und wollte ursprünglich Tom Hanks und Johnny Depp für Oscar Isaak und Ben Affleck haben. Das wäre mir aber tatsächlich egal, da der Cast in Ordnung geht. Interessanter wäre es gewesen, wenn sie beide Filme inkl. Directors Cut Option hätte drehen dürfen….

Aus dem Hofbräuhaus in Los Angeles

Alan Lomax (noch en‘ Bier und son‘ Johnny!)

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