The Prophet - Cal Tjader
Ich habe ein Faible für Instrumentalmusik. Keine Texte die ablenken, nichts worüber man nachdenken muss. Man kann den Assoziationen freien Lauf lassen und einfach nur geniessen. In Zeiten des Streaming wird die Suche nach Musik einfacher. Der Algorithmus denkt für mich und macht Vorschläge. Wunderbar! Nicht immer sind diese Vorschläge "ganz nach meinem Geschmack", aber die Trefferquote ist beachtlich.
So auch mit diesem wunderbaren Album des Jazz Musikers und Vibraphonisten Cal Tjader, der nun wahrlich (für mich) kein Unbekannter ist. Vor vielen vielen Jahren, als Lomax und ich private (und erstklassige) Musik-Sessions machten, stellte mir Alan Lomax die lebende Legende Burt Bacharach vor. Alles andere ist Geschichte, wie man zu sagen pflegt. Im Zuge der Begeisterung stösst man unweigerlich auf Musiker, die sich des Oeuvre dieses begnadeten Komponisten annahmen, so auch Tjader. Sein Album CAL TJADER SOUNDS OUT BURT BACHARACH ist ein Klassiker. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie Lomax sich von dem Cover und nerdigen Aussehen von Tjader beeindruckt zeigte.
THE PROPHET ist Sixties-Jazz der Extraklasse. Ein herrlich melodisches Sammelsurium aus Background Vocals, wunderbar schmeichelnden Streichern, durchaus tanzbaren Beats und einem insgesamt sehr lässigen vibe. Bemerkenswert auch die Lauflänge der Scheibe (die Platte ist übrigens eine Rarität): Etwas über 30 Minuten! Ja, es gab Zeiten, in denen diese Laufzeit ausreichte, um sich künstlerisch auszudrücken.
Übrigens: Wenn Sie großen Wert auf Sound und Produktion legen, dann ist THE PROPHET eine Offenbarung! Ich höre Musik über meine Dolby Surround Anlage mit 5 Lautsprechern - Es wird einem richtig bewusst, wie wichtig der Produzent ist, wenn man einmal gehört hat, wie technische Möglichkeiten das Hörerlebnis steigern können. Famos!
Menschen, die einen großen Bogen um Jazz machen, sei dieses Album ausdrücklich ans Herz gelegt: Es von einer unglaublichen Leichtigkeit, lässt sich immer, überall und in jeder Stimmung hören, setzt keinerlei Kenntnisse dieser Musikgattung voraus, kann konzentriert genossen werden, aber auch unauffällig im Hintergrund vor sich hin dudeln.
Sehr merkwürdig in diesem Zusammenhang, wie so häufig bei Jazz Alben, das Cover: Kein Mensch wird jemals den Zusammenhang des Titels zur Musik nachvollziehen können! Aber das macht nichts. Der überhebliche Gestus verbunden mit der Anmaßung einer Weissagung haben etwas wunderbar arrogantes und lustiges zugleich.
Viel Spaß!
Rick Deckard