Matthew Weiners THE ROMANOFFS

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  22. Oktober 2018, 14:02

Matthew Weiners THE ROMANOFFS

Paris, eine Altbauwohnung im ersten Arrondissement. Absolute Toplage. Vielleicht 200 qm, vielleicht sogar von Baron Haussmann im 19. Jahrhundert gebaut? 5 m hohe Decken, viel Geschichte, ein historischer Rahmen. Nach 90 Minuten der ersten Folge von Matthew Weiners (Mad Men) Anthologieserie THE ROMANOFFS bin ich verzaubert. Nicht nur wegen dieser Wohnung, die eine wesentliche Rolle spielt, sondern von der dichten, cineastischen Erzählkunst die dort so unglaublich fantastisch dargeboten wird und dieser einzigartigen Versessenheit in Punkto Licht, Schauspielerführung und Ton, die in diesem Kammerspiel mündet.

Die weiteren Folgen werden kaum an dieses Meisterwerk heranreichen, zumindest vermute ich das. Aber die Erwartungshaltung ist natürlich immens. Der verbindende und dramaturgische Handlungsstrang der gesamten Erzählung ist, dass alle Menschen etwas mit den Romanows verbindet.

Ein altes russisches Adelsgeschlecht, welches in der zweiten Dynastie, aus der russischen Zarenfamilie hervorging. Es gibt in der Serie, die im Prinzip keine ist, keine Reihenfolge. Jeder Film ist abgeschlossen und kann in Einzelstücken gesehen werden.

Die erste Folge spielt in Paris und wird nicht nur von der feinen künstlerischen Gestaltung getragen, sondern auch von dem absolut atemberaubenden Ensemble: Aaron Eckhart, Ines Melab und der unfassbaren Marthe Keller, die in ihrem Belle-Èpoque-Apartment die snobistische alte Grand Dame der besagten Dynastie gibt. Ein Hochgenuss, wenn man einen Sinn für Boshaftigkeit und Noblesse hat.

Doch Vorsicht ist geboten! Diese Filmreihe (eindeutig die beste Bezeichnung) ist nicht etwas für jeden. Weiner ist ein Filmemacher und Geschichtenerzähler der alten Schule. Er legt das Kammerspiel episch an. Keine schnellen Schnitte und keine immer direkt erklärende Handlungslinien. Auch keine Cliffhanger und keine/???!!!! …eben nichts, was an den temporären Zustand der Serienlandschaften erinnert.

Weiner konstruiert Erzählungen nach dem Vorbild eines David Lean, Alfred Hitchcock, Roman Polanski oder Stanley Kramers. Also als Bewahrer des Kinos oder vielleicht sogar als das gute Gewissen Hollywoods. Sicherlich nicht immer orginell, aber stilistisch original, sicherlich altmodisch, aber auch bei der Inflation an Durchschnittware im Serien- und Filmbereich auch absolut bedeutsam.

Machen Sie sich selbst ein Bild.

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Alan Lomax

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