Kevin Devine & The Goddamn Band Köln Underground 16.01.2017

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  17. Januar 2017, 18:59  -  #Konzerte

Kevin Devine & The Goddamn Band Köln Underground 16.01.2017

Schlagzeuger und Bassist haben die Bühne verlassen. Der New Yorker Sänger und Liedschreiber Kevin Devine steht alleine auf der Bühne. Er entfernt sich vom Mikrophone und schreit die folgenden Textzeilen in die ca. 150 zuschauenden und –hörenden Menschenmenge:

 

My brother's blood, In my dirty lungs, In my crooked mouth, On my swollen tongue, On my father's gun, In each stranger's face, Across the bluebird sky, On each hand I shake, Night after night, Each chuckled prayer, Such sweet relief, Fists full of hair, My brother's back, My father's arms, Each twisted fact, In my sorry heart

 

Solche Momente sind magisch für uns und klärend, reinigend für Künstler samt Seele. BROTHER BLOOD! …was für ein eindringlicher, unvergessener und ewiger Song. Mitreißend. 

 

Ungefähr eine Stunde vorher singt er das Pavementöse NO TIME FLAT. Der Song ist alt, aber leider aktuell. Devine hatte ihn vor vielen Jahren zur kritischen Positionierung gegen Bushs Wiederwahl geschrieben. Leider ist der Text, der auch von der mangelnden Alternative der demokratischen Seite berichtet, mit Trump’s Sieg so aktuell wie eh und je. 

 

Devine‘s musikalischer Stil ist zeitlos, manchmal etwas zu brav und wenig erinnerungswürdig zwischen Folk-Rock und etwas Grunge angesiedelt, den er aus seiner ersten Band MIRACLE OF ‚86 überleben lassen hat. Im Plattenschrank kann man ihn zwischen Elliott Smith und vielleicht Neutral Milk Hotel einordnen. Seine Karriere ist etwas schicksalshaft, denn ein paar gute Alben von ihm sind im Dickicht der Unbedeutsamkeit verschwunden. Ein paar Songs aber bleiben. Und was bleibt ist Devine’s Umtriebigkeit und merkbarer Widerstand weitermachen zu wollen, obwohl er in dem, von ihm besetzten, musikalischen Segment niemals mehr eine bedeutsamere Rolle spielen wird.

 
Photos by Alan Lomax FoundationPhotos by Alan Lomax Foundation

Photos by Alan Lomax Foundation

Der jetzige New Yorker hat eine Zeit lang in Köln gelebt, weil sein Label DEFIANCE hier ansässig war. Der anschließende Schritt zu CAPITOL RECORDS scheiterte. Dennoch veröffentlicht er weiter und spielt und spielt unerlässlich permanent irgendwo in der Welt live. 

 

Die neuen Songs der Platte INSTIGATOR wirken oftmals ein wenig zu gewollt und dann einfach nicht interessant, die Idee dem biederen Songwriting mit Produzent John Agnello (SONIC YOUTH) auf die Sprünge zu helfen, scheitert leider und nimmt ihm ein wenig die -authentische, musikalisch vielleicht etwas die einfältige -Souveränität . 

 

Kevin Devine selbst sieht sich ja wohl als Anstifter, mal sehen was die Zuhörer, daraus machen. Man gönnt dem sympathischen Kevin Devine ja alles. Das Konzert wird zumindest gering nachhaltig werden, da die Impulse einfach zu schwach waren.

 

Aus einem Biergarten im Winter

Alan Lomax

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