Eklat in der Kölner Philharmonie! Sein oder Nichtsein!
Am Sonntag hat der Cembalist Mahan Esfahani ein Konzert in der Kölner Philharmonie gegeben, welches abgebrochen wurde, weil ein Teil der Zuschauer mit Lachen, Buh-Rufen und lautem Klatschen das von Estahani aufgeführte Stück: Piano Phase des modernen amerikanischen Komponisten Steve Reich nicht akzeptieren wollten.
Eigentlich war der Konzertnachmittag mit Stücken von Johann Sebastian Bach und Carl Philipp Emanuel Bach angekündigt. Der Veranstalter versucht aber seit längerem „Alte“ und „Neue“ Musik gleichsam zu präsentieren, um eine Annäherung der Hörgewohnheiten beim Publikum zu erreichen. Somit war auch die 16-minutige Komposition des Minimalisten Steve Reich angekündigt.
Der Kölner Stadtanzeiger berichtet über noch Schlimmeres: „Reden Sie doch gefälligst Deutsch“, provozierten einige Anwesenden, als der Iranische Künstler in gut verständlichem Englisch, eine Einführung in das Werk gab.
In dem Heimatland des Cembalisten, ist Steve Reichs Stück im Übrigen verboten. Der Künstler selbst, war aufgrund der ungewohnten Situation erstaunt, blieb aber entspannt und fragte ins Publikum: „Wovor haben Sie Angst?“. Auf seiner Internetseite beschreibt der junge Musiker die ganze Situation detailliert und couragiert.
Estahani ist inzwischen zu einem neuen Konzert von der Philharmonie eingeladen worden. Und um das Spektakel objektive und final zu beschreiben, muss noch gesagt werden, dass es auch einige „normal denkende“ Menschen im Publikum gab, die sich gegen die Krawallmacher auflehnten und ihnen Kontra gaben.
Dieses Ereignis bewegt mich persönlich sehr. Als Musikliebhaber und Konzertgänger, habe ich ähnliches noch nie erlebt. Aber ich erlebe immer wieder Ignoranz und Desinteresse. Egal, ob es bei einem klassischen Konzert oder dem Auftritt einer Band im Jazz, Pop, Rockbereich ist.
Meine Haltung zu dem was dort am Sonntag in der Philharmonie passiert ist, muss ich nicht formulieren, die dürfte jedem Menschen klar sein, der diesen blog liest. Schließlich ist es eben die Leidenschaft und Empathie und der Respekt vor der Kunst der uns hier seit so vielen Jahren antreibt.
Es gibt auch nichts zu diskutieren an dem Verhalten des Publikums. Während eines Konzertes oder einer Aufführung bleibt die Kunst der Darsteller und Darstellung unantastbar! Nach dem Auftritt steht es jedem Zuschauer frei den Diskurs zu wählen. Es gibt das Internet, man kann einen blog schreiben oder sich auf den Sozialen Netzwerken austauschen, eine Konzertkritik kommentieren oder sich meinetwegen auf eine Orangenkiste vor die Philharmonie stellen und das Konzept eines Steve Reichs Argumentativ in Frage stellen. Aber während dem die Kunst präsentiert wird, gilt es zu verstehen und zu zuhören.
In diesen Zeit wird über alles diskutiert. Jeder Mensch hat seine Meinung und versucht sie der Welt mitzuteilen. Aber in diesem Fall bleibt die Bühne eine Bühne und darf nicht gestört werden. Wird dies trotzdem der Fall, muss sofort dagegen angegangen werden, sonst steht das nächste deutsche Reich tatsächlich bald vor der Tür.
Ich empfehle als kleinen Sidekick und zum Verständnis den Ernst Lubitsch Klassiker „Sein oder Nichtsein“.
Noch schlimmer sind natürlich nun die Kommentare zu dem Thema auf Facebook & Co. Es ist zum Teil unerträglich, dass dort von Unwissenden, Kleinkarierten und dumpfen Menschen Meinungen geäußert werden, die z. B. nach kurzen Hörbeispielen und „Beweisvideos“ auf Youtube zusätzlich Steve Reich und im Prinzip alle Musik der Welt veräußern.
Die unsägliche Situation die gerade in der Gesellschaft und Politik stattfindet, darf nicht in die Kultur getragen werden. Ich will von unwissenden Wutbürgern und Verwirrten keine Meinung zur Musik und Kunst hören. Bleibt bitte bei Euren Helden, Stars und „Künstlern“ wer auch immer das ist, hört und seht Euch den Mist an, lasst uns damit in Ruhe und stellt unsere Kultur nicht Frage, den sonst gründe ich auch bald eine Partei oder führe zumindest Lubitschs Meisterwerk gegen Dummheit und Intoleranz gegenüber der Kunst täglich auf den Dorfplätzen dieses Landes auf. Bis es alle verstanden haben!
Aus einem Theater in Warschau
Alan Lomax