Mad Men – Staffel 7/10 – Der Ausgang lehrt, ob die Rose blüht oder der Don stirbt
Kaum Spoiler!
Der Titel AUSBLICK/THE FORECAST hörte sich vielversprechend an, wird aber als Übergangsepisode des Staffelfinales in die Geschichte von Mad Men eingehen. Spektakuläres passiert scheinbar nicht, dennoch ist die Folge voller Abschiede und versteckter Plots. Außerdem nimmt Weiner wiedermal bewusst das Tempo raus, um sich dann beschleunigt um das Finale zu kümmern.
Die Nebenfiguren nehmen nacheinander Abschied! John Mathis wird gefeuert, Sally Draper wird auf eine Reise geschickt, Glen (der einst dicke Junge aus der Nachbarschaft) zieht in den Krieg, Joan verliebt sich in Bruce Greenwood, äh Richard Burghoff und aussieht wie Greenwood, der er letztendlich auch ist und Lou Avery wird endlich Comickünstler.
Während dessen schlendert unser Freund Don Draper ehr gelassen, entspannt und sogar belustigt durch diese Folge. Von Sterling hat er die Aufgabe bekommen, für einen Vortrag eine visionäre Sicht auf die Werbung und für die eigene Agentur zu erstellen. Lustiger Weise interpretiert Draper das Thema aber schnell zu seinem Eigenen, vergisst zu reflektieren und denkt in der Folge an sich und seine Zukunft. Interviewt hierzu sogar –den aus unserer Sicht– D-Cast z. B. seine Sekretärin und stellt letztendlich fest, dass er gar keinen Plan hat.
Ein genialer dramaturgischer Schachzug von Weiner, denn so kann er sich bei den letzten Folgen, mit einem recht erholten aber auf Autofokus gestellten Draper beschäftigen und ihn in seine selbst geplante Zukunft schicken, die ihm in dieser Lebensphase ganz bestimmt bald einfällt, während sich alle anderen Menschen in seinem Umfeld mehr und mehr verändern, entfernen oder einfach nur ihrem eigenen Leben nachgehen.
Wenn es tatsächlich so sein sollte und ausgehen sollte, muss man Matthew Weiner unterstellen, dass er aus seinen Fehlern bei den SOPRANOS gelernt hat und auf ein eindeutiges sauberes, positives und überraschend optimistisches Serienfinale zusteuert. Aber! Ich bin gewarnt, wünsche mir das zwar, weiß aber auch, dass der Drehbuchautor und Showrunner mit allen schlechten Gedanken der Welt verheiratet ist. Ich spüre eine Seelenverwandtschaft. Und sehe, dass auch er eine tickende Zeitbombe (Rick Deckard) ist. Wird es Weiner zu warm, weich und abgestanden, dreht er entweder am Schicksal oder lädt zum häuslichen Tee, mit einer ordentlichen Priese Emotion ein. Soweit der Forecast. Schon verstanden! Der Sturm wird kommen...
Alan Lomax