Nelsan Ellis Machte die Serie True Blood sehenswert!

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  10. Juli 2017, 17:52  -  #Fernsehen, #Filme, #Kommunikation

Nelsan Ellis als Lafayette

Nelsan Ellis als Lafayette

Wissen Sie, auch wenn ich nicht mehr täglich über meine Serieneindrücke schreibe, ich bin nach wie vor ein Geek! Ich halte alles weiterhin am laufen und bin weiterhin fasziniert von der dramaturgischen und künstlerischen Entwicklung des Genres, welches sich zwar inzwischen häufig selbst diversifiziert und adaptiert, aber auch noch immer sensationelle, atemberaubende Kunstwerke und Over-The-Top Unterhaltung auf den Markt bringt.

Während das Kino qualitativ noch immer deutlich zur Null tendiert und unaufhaltsam langweilt, preschen die TV-Studios mit mindestens einer Handvoll Produktionen im Jahr in den Orbit der Glückseligkeit des Zuschauers. Es ist ähnlich wie mit dem HipHop in der Musik. Hier passieren die Innovation, hier wird versucht die Grenzen des Mainstreams zu durch brechen.

Diese objektive Sicht zur Einleitung und zum subjektiven, traurigen Anlass des frühen Todes des Schauspielers NELSAN ELLIS, der mit seiner Rolle in der Serie TRUE BLOOD mehr bewirkte, als so mancher Hollywoodschauspieler der in den letzten 30 Jahren in 50 Produktionen auftrat.

Der Vanityfair Artikel fasst dies dann auch genau richtig und erklärend zusammen! Ich schreibe und repetiere das, weil auch mir ELLIS und seine Rolle als schwuler Koch in den Sümpfen von Bon Temps (Staat Louisiana) viel bedeutet hat und ich häufig an ihn denken muss! Ja, sie werden sich wundern!? Aber ich liebe meine Seriencharaktere und sehe diese häufig um mich herum und erinnere mich gerne an diese.

Nun können Sie unten hinter den Links nachlesen, dass ich dieser Serie immer ziemlich ambivalent gegenüberstand. Zum Teil auch weil ich sie ab Folge 4 etwas Menschen verachtend fand, weil den Showrunner, sonst nichts wesentlich neues mehr eingefallen ist. Aber die Charaktere waren durchaus neu, zum Teil nervig, aber zum Teil auch heldenhaft. 

Ein schwieriges Thema ist die Darstellung von homosexuellen in amerikanischen TV- und Filmproduktionen. Entweder sie sind total überzeichnete Kleinbürger (Modern Family) oder sie werden überzeichnet würdevoll oder peinlich überinterpretiert als lustige Zeitgenossen dargestellt. Es gibt wenige Beispiele für tief gehende, authentische schwule Rolle in Produktionen, wo sich der Schwule, nicht über seine normale sexuelle Haltung definiert, sondern wegen seiner Güte, Übersicht und Toleranz und entspannte Haltung zu all' dem Wahnsinn der tagtäglich in der Gesellschaft stattfindet, ob er nun bewerteten, erklärend oder zwischen den Zeilen statt findet.

Wann endlich wird es soweit sein, dass man sowas wie das hier gar nicht mehr schreiben muss. Über keine Randgruppe dieser Welt, die ja im Prinzip auch keine Randgruppen sind. Kurzum; Man muss einen schwulen nicht als homosexuell darstellen, sondern als Homosexuellen Menschen darstellen. 

TRUE BLOOD machte das klar! Weil hier auch homophobe, feindseligen und weniger gebildeten Menschen in der Zielgruppe sind, denen suggestiv klar gemacht wird, dass wir alle Außenseiter sind. Egal, ob wir nun Feen, Vampire, Gestaltenwandler oder Magier sind! Wer interessiert sich da noch für den Sonderstatus des schwarze, schwule Mannes? ELLIS hat das mit der Darstellung seiner Rolle verstanden und ist sowas wie das gute Gewissen der Serie. Und trotzdem, dass er eben scheinbar nach Definition der amerikanischen Gesellschaft ehr einer Randgruppe angehört, doch der einzige zwischen all' den Verrückten in der Welt von TRUE BLOOD ist, der den Überblick behält und über den Dingen steht. Das ist schlicht weg grandios, toll und hat die Community hoffentlich noch mal vorne gebracht. Irgendwann sagt Lafayette mal sinngemäß folgendes: Wenn irgendjemand mal gesagt hat, dass einen Atomkrieg nur Kakerlaken und Ratten überleben, dann überlebt diesen ganz Wahnsinn nur ein schwuler Koch aus Bon Temps. 

Bitte hören Sie auf in Kategorien zu denken. Noch immer muss soviel erklärt werden. Und das immer und immer wieder! Warum jeder Mensch gleich ist und jeder Mensch die gleichen Rechte hat! Wir haben das Jahr 2017 und wir freuen uns über die Entscheidung der deutschen Politik über die Akzeptanz der gleichgeschlechtlichen Ehe! 2017!!!! Und sie denken, ich habe ne' Macke, weil ich hier auf meinen Blog so etwas erwähnen muss. Und erst ein so toller Mann wie NELSAN ELLIS sterben muss, um darauf mal wieder hinzuweisen. Ich glaube ich spinne! Aber! ...wir sind noch lange nicht alle gleich!

Wie wichtig diese Erkenntnis ist! Daran wird mich NELSAN ELLIS immer erinnern, insbesondere wenn ich mal wieder so um mich rum gucke und Minderheiten sehe und Klischees, die noch immer existieren, obwohl wir 2017 haben und nicht in einer Serienwelt leben!

"Bist Du sicher, dass Du das tun willst? Nicht umsonst ist Unwissenheit ein Segen."

Lafayette 

Aus dem Merlotts

Alan Lomax

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