Tom Horn

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  18. Dezember 2009, 07:31  -  #Filme

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In der Eröffnungssequenz sieht man auf einer Anhöhe im Gegenlicht ein Pferd und zu seinen Füssen einen Mann liegend. Die Kamera fährt bedächtig heran und man erkennt das Gesicht dieses Cowboys, der am Feuer liegend seinen Blick in die Ferne schweifen lässt. Als Zuschauer wird man Teil dieser Ruhe und Natur, atmet tief durch und erfreut sich an der grandiosen Natur. Immer wieder auch ein Grund, warum ich Western so liebe.

Tom Horn war ein realer Charakter, der mit 16 sein Elternhaus verliess und im folgenden ein sehr abwechslungsreiches Leben führte u.a. als Scout, als Kundschafter bei den Apachen-Kriegen, der Geronimo festnahm, bei den Pinkerton Detektiven arbeitete und schliesslich als Weide-Detektiv für die grossen Viehbarone.

Der Regisseur des Films William Wiard verfilmte einen Teil dieses historisch verbürgten Charakters mit Steve McQueen in der Hauptrolle. Für letzteren war es sein zweitletzter Film und der einstige Superstar der 60'er  und 70'er Jahre wirkt angeschlagen, liefert aber trotzdem eine gute schauspielerische Leistung. In Nebenrollen spielen Linda Evans, Slim Pickens und Richard Farnsworth. Wiard konzentriert sich in seinem Film auf die letzten Jahre des Tom Horn in denen er von mächtigen Viehbaronen angeheuert wird Viehdieben das Handwerk zu legen, natürlich unter der Massgabe einen solchen Auftrag nie erhalten zu haben. Tom Horn ist das Relikt aus einer anderen Zeit, die geprägt war von anderen Massstäben und Inhalten. Das bekommt er im Verlauf der weiteren Handlung immer mehr und mehr zu spüren. Das Land steht im Jahr 1901 vor einer Wende und fast wehmütig wird hier der Abgesang eines ehemaligen Helden des Westens aufgezeichnet.

Der in Cinemascope gedrehte Film liefert unglaubliche schöne und z.T. betörend schöne Bilder der Prärie, von Weiden und Bergen, die vom Kameramann John Alonzo (u.a. Chinatown und Scarface) festgehalten wurden. Eine fantastische Kameraarbeit! Man riecht förmlich den Wind, der über das Gras streicht und hat beim betrachten nur den einen Wunsch: Teil dieser grandiosen Natur zu sein. So ergeht es dem Helden des Films auch immer wieder, der sehnsüchtig seinen Blick in die Ferne schweifen lässt. Ernest Gold liefert dazu einen klassischen Western-Score.

Wie es sich für einen Western gehört gibt es im ersten Drittel des Films brillant fotografierte Action Szenen. McQueen macht seinem Status als Action-Helden alle Ehre. Sehr leise und eher zurückhaltend in die Handlung ist die Affäre des Helden zu einer Lehrerin eingebettet, die in der letzten Hälfte des Films in Rückblenden gezeigt wird.

Dramaturgisch bietet der Film einige Schwächen und wirkt am Ende etwas in die Länge gezogen, aber das trübt den Gesamtaspekt des Films keineswegs. 'Tom Horn' ist ein prächtiger, unterhaltsamer und klassischer Spätwestern, der leider in Vergessenheit geraten ist und ein Wiedersehen mit ihm lohnt alle mal. Hervor zu heben sind die wunderschönen Bilder, aber auch die Demontage der Mythen des alten Westen in Form des von McQueen gespielten Charakters. 

Nach solchen Filmen verspüre ich immer wieder die Lust und das Bedürfnis alles fallen zu lassen um wieder zur Natur zurückzukehren.

Rick Deckard 

link zum Trailor auf youtube. 

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