Oscar Peterson - Nigerian Marketplace

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  28. Juli 2010, 20:20  -  #Jazz

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Irgendwann einmal vor einigen Jahren hörte ich mir bei itunes den Podcast eines Labels an und u.a. wurde in einem Clip Nigerian Marketplace von Oscar Peterson vorgestellt, ich wurde sofort hellhörig und lud mir die Version aus seinem Album 'A Summernight in Munich' herunter. Auf meinem itunes Zähler steht die Zahl 32, so oft habe ich dieses Stück gehört und jedes mal fasziniert es mich auf das neueste. 

Über diesen Song entdeckte ich auch zeitgleich meine Bewunderung für diesen Pianisten, die auf einem einzigen wesentlichen Element beruht: seine Freude an der Musik und beim spielen. Mann kann, so behaupte ich einfach mal, gewisse Charakterzüge eines Menschen an seinem Gesicht ablesen und ohne viel interpretieren zu wollen, jedes mal wenn ich Peterson spielen sehe, dann sehe ich seine Hingabe an dieses Instrument und seine Leidenschaft für Musik. 

Mich hat, egal welche Sparte der Musik, immer eines fasziniert: Virtuosität. Will heissen, wie jemand eine bestimmte Gabe oder Fähigkeit mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln bis zur Perfektion beherrscht. Dieses absolute und einwandfreie hat eine gewisse ästhetische Reinheit, die mich unglaublich berührt, egal nun, ob Rock, PoP, Jazz oder welche Musikrichtung auch immer.

Als ich dieses Stück von Peterson hörte musste ich es vielfach wiederholen, weil ich ihm gar nicht folgen konnte. Nicht, dass das "vollkommen abgedrehter" Jazz war, im Gegenteil sehr melodisch und nachvollziehbar, Peterson flog einfach davon. Neben dieser Perfektion waren aber zwei weitere Dinge ganz wesentlich bei seinem Spiel: der Swing und seine unglaubliche Fähigkeit zur Improvisation. Jedesmal wenn ich dieses hier vorgestellte Stück auf anderen Alben oder im Internet/ You Tube oder itunes höre, klingt es anders. Zu erleben und zu hören wie er aus ein und dem gleichen Grundschatz an Noten und Melodie, um es blumig zu formulieren, wahre Fontänen an Variationen zaubert ist nicht nur beeindruckend, sondern mitreissend. Und der Fuss wippt immer mit oder wie man heute sagen würde "das rockt", und wie!

Neben Bill Evans und Charlie Parker kenne ich kaum einen Musiker, der eine solch tiefe Beziehung zu seinem Instrument hatte und empfand wie Oscar Peterson. Das hört man insbesondere bei seinen langsameren Stücken heraus wie 'When Summer Comes' oder auch 'Love Ballad', selbst noch bei 'Night Time'. Diese Empfindung, dieses so tiefe Gefühl hört man fast jedem Ton an. Unglaublich schön.

Oscar Peterson kam in Kanada zur Welt und war der Sohn eines eingewanderten Gepäckträgers aus der Karibik. Sein Musik begeisterter Vater motivierte ihn zunächst Trompete zu spielen, dieses Vorhaben wurde jedoch durch eine Lungentuberkulose jäh unterbunden und auf diesem Weg entdeckte er in seiner Erholung die Faszination für das Klavier. Glück im Unglück.

"Wenn ich am Piano sitze", sagte er 1997 in einem Interview, "dann ist das für mich keine Fingerübung, sondern eine Liebesaffäre."

Das hört und spürt man immer wieder wenn er spielt.

Es ist stets faszinierend (und deswegen ist das auch ein Motto dieses Blogs) wie wichtig Leidenschaft für etwas ist.

Einer der grössten Pianisten und Jazz Musiker aller Zeiten (für mich).

Rick Deckard.

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