Inception von Christopher Nolan (Nachtrag 03.08.10)
Ein Geniestreich.
Definitiv der beste Film des Jahres bisher und von null auf hundert in meiner persönlichen Top 10 Liste eingestiegen. Der Regisseur Christopher Nolan ist mit diesem Film endgültig in die Reihe derer aufgenommen, zu denen in der Moderne Namen wie David Fincher gehören.
Ein Visionär.
Ich bin froh, dass ich nichts über den Film und seine Handlung wusste und werde auch nichts darüber verraten.
Inception ist audio-visuell atemberaubend.
Aber noch viel nachhaltiger und beeindruckender ist das gewaltige Drehbuch und der philosophisch-metaphysische touch. Die perfekte Verwebung von Unterhaltung und Anspruch ist es, was diesen Film schlussendlich in höchstem Masse als ein Original dastehen lässt und zeigt, dass es neben all den hirnlosen Streifen noch immer Filme gibt, die ein unglaubliches Potential bieten.
Nolan lässt sich bei seiner Geschichte sehr viel Zeit und keine einzige Minute (2:28 min!) ist langweilig, keine einzige, denn und auch das ist ein Punkt der mir enorm gefallen und Freude bereitet hat, der Zuschauer und seine Konzentration werden gefordert. Man muss genau aufpassen und zusehen um den Film in seiner gewaltigen Dimension zu verstehen, von der ersten bis zu letzten Minute und darüber hinaus.
Die Besetzung muss man als perfekt bezeichnen und das ist auch der erste Film, in der Leonardo Di Caprio mir das erste mal gut gefallen und mich auch überzeugt hat. Ein unglaublicher Verdienst von Nolan, der es schafft neben dieser äusserst verschachtelten und von Schauwerten mitunter dominierten Handlung alle Schauspieler auch so zu führen, dass sie einen restlos vereinnahmen können. Marion Cotillard liefert beeindruckend intensive Szenen im Zusammenspiel mit Di Caprio.
Hans Zimmer liefert eine perfekte Sound-Collage, eine Untermalung der Szenen die absolut passend ist, aber keine Musik, die man zuhause abseits des Films geniessen könnte.
Der Film beginnt mit einer Einleitung bei der man nicht genau weiss woran man ist und erst allmählich begreift der Zuschauer in diesem Science Fiction-Actionthriller, um was es eigentlich genau geht. Ab der Mitte des Films beginnt ein Finale Furioso, ein spektakulär geschnittener und inszenierter Showdown, der seinesgleichen in der jüngeren Filmgeschichte sucht und in dem Action endlich einmal Sinn ergibt und daneben deutlich Genres und Filme zitiert. Denn es ist bedeutsam, wer hier wen warum verfolgt. Das Timing, die Dramaturgie, der Rhythmus und die Spannung sind mitreissend und die Bilder, die auf der grossen Leinwand sich dem Auge bieten sind unglaublich perfekt.
Auch wenn diese Effekte und Images wirklich berauschend sind, die Handlung und die Geschichte, als auch das Spiel zwischen Traum und Realität sind es, die diesen Film sehenswert machen. Und er bietet etwas worüber man trefflich diskutieren kann. Das kann man endlos tun, aber auch zu einer Lösung kommen und ich konnte das Ende des Films für mich schlüssig analysieren, werde es aber hier nicht tun um niemanden zu beeinflussen.
Es gibt einige Kerndialoge und Aussagen über die man sich wunderbar unterhalten kann und die in ihrer Gewichtung essentiell sind.
Inception gehört bereits jetzt in die Kategorie der Filme zu denen u.a. Blade Runner und Matrix gehören.
Diesen Film MUSS man sehen und nicht auf DVD zuhause sondern im Kino auf einer grossen Leinwand.
Was für ein Film!
Was für ein begnadeter Regisseur!!
Inception bedeutet Anfang oder Beginn.
Ich muss es doch schreiben, meine Interpretation des Endes:
Die Realität ist der Traum, den man leben muss.
Rick Deckard
Nachtrag vom 03.08.2010:
Habe mir natürlich noch den ganzen Tag heute Gedanken über den Film gemacht.
Der von mir viel zitierte und legendäre Satz von David Lean trifft nach wie vor auf das Kino zu und insbesondere auf diesen Film:
"Wir handeln mit Träumen!"
Noch eins: Beeindruckend, dass das endlich mal ein Film ist, der nicht die x-te Fortsetzung eines Originals ist und auch kein Sequel oder Prequel, sondern ein Original, eine Idee, die dem Kopf eines Menschen entsprungen ist und entsprechend künstlerisch umgesetzt wurde. Zu solchen Taten waren in der Vergangenheit nur Regisseure wie Hitchcock oder Leone fähig und ich bin mir ziemlich sicher, dass Nolan diesen Status erreichen wird, wenn er diese emotional-künstlerische Wucht fortsetzt.
Auch interessant die Besetzung: Ken Watanabe, Insidern und regelmässigen Kinogängern bekannt, sporadischen Besuchern des Lichtspielhauses (!) nicht. Toller Coup, ebenso wie Ellen Page!
Bezüglich Di Caprio's Leistung muss ich etwas zurückrudern und diese Aussage klar stellen: natürlich bewegt sie sich nicht in Sphären eines De Niro und Day Lewis, aber sie ist angemessen und er gibt sich Mühe, aber seinem Talent sind Grenzen gesetzt und unabhängig davon ist Inception natürlich kein Sujet für Method Acting.
Ich habe gestern nacht übrigens wieder geträumt und nach diesem Film sehe ich jeden dieser so plastischen Träume jetzt anders ... .
Enjoy the movie!