Italien / Elba II – Der Gleichklang nach dem Besonderen – Eine Kaffeefahrt

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  26. Juli 2012, 10:01  -  #Genuss: Essen & Trinken

223942_bild.jpg

Kennen Sie den Unterschied zwischen „al tavolo“ und „al banco“, ja, gut, nein, schlecht, denn dann fliegen Sie auf, outen sich als lebenslänglicher Kannentrinker und Schlagrahm zum Kaffee Besteller!

Über die europäische Kaffeekultur, seinen regionalen Unterschieden und Vor- und Nachteilen gibt es bestimmt über tausend Abhandlungen. Sicher hat jeder Mensch seine Vorlieben und natürlich kann man einen deutschen Normalbürger nicht verurteilen, nur weil er einen Filterkaffee im Cafè Schmidt mit Erdbeertorte für acht Euro bestellt, sich dabei auf unbequeme Gartenstühle setzt und den Tag für zumindest eine halbe Stunde einen guten Tag sein lässt.

Bereits in einer der ersten Folgen, der besten aller Fernsehsender, stellt Clanmitglied Paulie Gualterie in einer Starbucks Filiale fest, dass es die Italiener verschlafen haben in das internationale Kaffeegeschäft mit einzusteigen. Offensichtlich eine Mafiafreiezone! Unvorstellbar, wenn man bedenkt, dass der wahre Ursprung für alle US-Amerikanischen Kaffeeköstlichkeiten aus Italien kommt.

Scheinbar konnte auch die ehrenwerte Gesellschaft das Preisgefüge der Kaffeespezialitäten nicht beeinflussen, denn sonst wäre es wohl nicht so wie es ist. Nämlich, dass man aus italienischer Sicht, im europäischen Ausland unfassbare Mengen von Euros bezahlen muss, um einen guten Espresso zu bekommen, aber in Italien für einen Hosenknopf eine Spezialität von höchster Güte ausgeschenkt bekommt! Omertà

Also bleiben wir bei der Schlaumeierei. Bestellen Sie in Italien Ihren Kaffee, Espresso etc. immer am Tresen, also „al banco“. So sparen Sie sich viel Zeit, Geld und bekommen noch etwas von der örtlichen Kultur mit. Wenn Sie häufig Kaffeespezialitäten in hiesigen Kaffeebuden bestellen, werden Sie feststellen, was es bedeutet eine gute Maschine zu haben und einen Zubereiter (Baterista) der es versteht die richtige Temperatur, die richtige Menge der Zutaten in richtige Keramiken zubringen. Übrigens werden Sie auch feststellen, dass folgende Regel immer gilt. Umso mieser die Gegend, wo sie einen Kaffee bestellen, umso besser die Qualität. Weil dort stehen die richtig alten Maschinen aus den 1960er Jahren und dort werden die guten, regionalen Mischungen genutzt, die nicht von den großen Konzernen vorgegeben werden. Folgendes selbst erlebtes Beispiel, kennen bestimmt viele Toscanafahrer und –urlauber.

Kurz vor Freiburg möchten Sie noch einen Kaffee trinken. Bloß schnell ist die Devise, denn Sie haben noch die Tunnel, Mailand und somit viel Stress und Zeit vor sich. Was kommt ist ein Jacobskaffeeautomat. Dort bekommen Sie einen Cafe Creme für 2,50 EUR. Der zugegeben recht passable schmeckt. Allerdings mit Trinkkultur nichts zu tun hat.

Nachdem Sie die Tunnel und Berge in der Schweiz hinter sich gelassen haben, trinken Sie einen weiteren Kaffee in der Schweiz, wahrscheinlich in einem Marche, weil die die Hauptkonzessionen der Schweizer Autobahnrasthöfe haben. Der zum Mövenpick gehörende Konzern dreht völlig ab und nimmt für einen normalen Cafe Creme fast 8,50 EUR. Zwar inkl. Alpenpanorama, aber trotzdem mit einem flauen Gefühl im Magen, weil der Kaffee von schlechter Qualität ist.

Dann erreichen Sie die Toscana. An einer miesen Autobahntankstelle erwarten Sie nichts Besonderes. Treten trotzdem in das dazugehörige Lokal an den Tresen. Dort stehen bereits 10 Italiener, alle werden schnell und freundlich bedient. Alle trinken einen Caffé (Espresso) für einen Euro. Die Qualität ist einzigartig, der Espresso perfekt. Er wird geext. Übrigens bleibt der Preis während meiner Reise bestehen. Egal, ob Hafenkneipe oder in Mailand. Der Caffè kostet einen Euro und mundet überall wie das Kaffeeparadies.

Lange Rede, kurzer Sinn. Diese Köstlichkeit und natürlicher italienischer Zeitvertreib steht für die gesamte Mutter aller Küchen. Der La Cucina Italiana!

Egal, in welcher Preisklasse und in welcher Gastronomie, es geht in Italien immer um eins: Um den wahren Ursprung der Kochkunst.  

Gekocht wird immer einfach, wenig aufwendig, aber immer mit regionalen Feinheiten und Frische. Haben Sie schon einmal eine Pizza oder Pasta in Italien gegessen? Dann wissen Sie wovon ich spreche. Zwei, drei Gänge sind Pflicht. Sich Zeit zu nehmen auch. Und selbst wenn Sie nur normalen Schinken im Supermarkt kaufen, entdecken Ihre Sinnesorgane, was es bedeutet, keine anlogen Zutaten in Hauptnahrungsmittel zu mischen. Eine ganz besondere Freude und ein wirklicher Gleichklang. Vom Espresso, über die Pizza, dem täglichen Eis bis hin zum frisch gefangenen Fisch der so zubereitet wird, wie sie es mit dem Koch abstimmen.

Aus der Osterie d’Italia

Alan Lomax

P.S.: Lesen Sie auch Sopranos –Coffeeshop http://www.lomax-deckard.de/article-sopranos-coffeeshop-86897309.html

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: