Italien / Elba III – Der Gleichklang nach dem Besonderen – Italienische Musik, ein Versuch
Direkt am Anfang dieses Eintrags, möchte ich auf den Autor Eric Pfeil hinweisen. Eric Pfeil ist großer Verehrer des italienischen Liedgutes und sehr guter Beschreiber.
Traditionell erstelle ich mir eine Musikwiedergabeliste mit Musik des Landes, welches ich bereise. Da es in diesem Jahr also Italien war, durfte der Celentano Klassiker „Azzurro“ nicht fehlen. Gut, dass Pfeil ausgerechnet kurz vor meiner Abfahrt, zufällig, über das Phänomen dieses Schlagers geschrieben hat und somit eigentlich alle nachkommenden Zeilen bereits zusammengefasst hat:
http://faz-community.faz.net/blogs/pop/archive/2012/06/29/azzurro.aspx
Kompositorisch bleibt Azzurro das perfekte Lied, um mit dem Auto an Italiens Küsten zu fahren und lauthals –in schlechtestem italienisch– mitzusingen. Der von Pfeil beschrieben Parforceritt C-Moll, F-Moll, C-Dur beschreibt vielleicht tatsächlich am besten die italienische Seele, ein Lebensgefühl.
Aber auch Celentanos 2002er Album „Persempre“, welches ich vor ein paar Jahren zufällig bei „Gibert et Joseph“ in Paris erstanden haben, lässt aufhören. Insbesondere die melancholischen Hits „Mi fá male“ und „Più di un sogno“ haben es in die Dauerrotation der letzten 3 Wochen geschafft.
Aber gibt es auch noch eine Musikkultur neben Celentano? Hat man keine Ahnung, wie ich, denkt man schnell an den italienischen Schlager. Eine Gleichheit die die Italiener mit uns Deutschen haben und die nicht weg zu erklären ist: …da wären natürlich einerseits die ganzen echten Schlager des deutschen Wirtschaftswunders. Klar, der deutsche Tourist, wollte seine „Italienischen Gefühle“ von Capri und Rimini mitnehmen und da sind natürlich auch die ganzen Nanninis, Zuckeros, Tizianos und Ramazzottis, mit denen ich aber erst gar nicht anfangen will.
Manchmal muss man auch zulassen, dass Kultur auf einen zukommt. Das passiert nicht zufällig, sondern ist immer geformt in Schicksal!
Immer schon bewundere ich die Ausführlichkeit, mit der Rick Deckard, seine orchestrale Filmmusik umschreibt. Er ist mit klassischer Musik aufgewachsen und hat somit gelernt, komplexe Partituren zu verstehen und zu hören. Meine Sozialisierung war niemals in der Klassik angesiedelt. Klassische Musik möchte ich seit Jahren hören. Habe es aber nie zugelassen und auch keine Zeit dafür gefunden.
So dann ist es gut, wenn das Schicksal geformt wird: In meinem Urlaubsort sah ich dann folgenden Anschlag (s.o.)! Ein Konzert in dem Kaff‘, dachte ich mir, dass muss ich mir ansehen! Egal, wer da singt und was gesungen wird.
Was dann dort unter dem Titel „Saranno Eseguite Arie Dalle Più Famose Opere Del Melodramma Italiano“ vorgetragen wurden hat mir den Atem stocken lassen.
Klar, etwas verklärt, schließlich ist das Privileg unter Italienern auf einem Dorfplatz zu sitzen, an einem der schönsten Orte der Welt, mehr als Klischee- und Kitsch verstrahlt. Aber trotzdem zwischen den Arien von Puccini, Rossini und Verdi habe ich verstanden, dass diese klangvollen Melodien in den Herzen der Italiener sitzen. Es ist quasi der italienische Soul! Das "Cinema Paradiso"! Anders ist es nicht zu erklären, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus allen gesellschaftlichen Schichten, diese für mich fremde Musik, mit einem Verve, wie bei einem Popkonzert aufgenommen haben.
Ein unvergesslicher Abend mit Musik die es zu entdecken gilt. Viele Folgefragen schließen sich an: Wie sieht es mit aktueller alternativer italienischer Musik aus, was macht Celentano und ist Chcik Corea doch der Musiker, der im Prinzip unsere Sinnsuche zusammenhält. Schliesslich taucht er nicht nur auf dem Celentano Album „Persempre“ auf und hat mich in vergangen Spanienurlauben mit seinen „Spanischen Kompositionen“ beglückt, Corea versucht auch immer Jazz, Klassik und Pop zusammenzuhalten und zwar auf höchstem Niveau. Eine reichlich naive Sicht der musikalischen Dinge, aber so ist es halt, wenn das Gehirn bei über 30 Grad zusammenschrumpft!
Vom Dorfplatz in Pomonte
Alan Lomax