Die fabelhafte Platte: Mirror Traffic von Stephen Malkmus and the Jicks

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  15. November 2011, 19:06  -  #Populäre Musik

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Seit dem ich denken kann, höre ich Gitarrenmusik. Man mag sich vielleicht fragen, ob das stimmt, wenn man sich die Einträge über Popmusik hier durchliest, aber independent orientierte Gitarrenmusik ist das Herzstück meiner Musikleidenschaft. Schon immer und für immer.

Alle und alles aufzuzählen was dazugehört wird anstrengend (es wird vorerst das letzte Mal sein, dass ich das so schreibe; ...versprochen!). Pavement muss man aber erwähnen. Seit 1991 und der dritten EP mit dem programmatischen Titel "Perfect Sound Forever" bin ich herzlichster Fan und Anhänger. Die zwischen 1994 und 1999 erschienen vier LP's "Crooked Rain, Crooked Rain", "Wowee Zowee", "Brighten the Corners" und "Terror Twilight" würde ich vor jeder Jury der Welt und allen Musikgerichtshöfen des Universums, als meine liebsten Lieblingsplatten (ja es gibt Steigerungen!) verteidigen.

Was danach passierte ist das Schicksal vieler Bands! Man redet kaum noch drüber, fühlt sich hin und wieder an sie erinnert und wenn man die Scheiben dann doch mal aus dem Regal holt, fühlt man sich geborgen, bestätigt und muss weinen. Erinnert sich an eine bessere Zeit und bildet sich selbst ein, dass es doch immer weitergeht.

Was natürlich nicht richtig ist! Ungern gibt der menschliche Geist es zu: Es gibt Zeiten die vorbei sind! Ein durchaus buddhistischer Gedanke. Ursache und Wirkung! Doch das würde zu weit führen und die "Vier edlen Wahrheiten" muss ich erst noch meditativ ergründen.

Umso schöner also, dass mein "sinnliches Begehren" nun um diese wirklich grandiose Platte des Ex-Sängers von Pavement dementiert wird.

Mit den Jicks ist es bereits das fünfte Album. Ich kenne nicht alle Soloprojekte von Malkmus. Habe ihn nach Pavement allerdings zwei mal live gesehen und immer wieder auch einzelnes gehört. Nicht immer war ich überzeugt, nicht immer war es vielleicht die richtige Zeit oder der richtige Ort.

Umso erstaunlicher, dass es nun also die neue Platte, nach der kurzzeitigen Reunion von Pavement ist, die mich doch wieder sehr an meine alte Lieblingsband erinnert. Insbesondere weil Malkmus gar nicht zufrieden mit dem Reunionprojekt war. Zuviele alternde Mucker im Publikum, ewig gestrige! In diesem Fall kann ich es verstehen. Verweise allerdings mit Anspruch darauf, dass ich mich eben nicht dazu zähle. Natürlich!

"Mirror Traffic" ist ein reines Popalbum geworden. Die ersten drei Nummern "Tigers", "No One is..." und insbesondere "Senator" sind echte Slackerhymnen der reinsten Natur. Natürlich ist da diese merkwürdige Dada-Lyrik und die krude Songstruktur, aber es ist nicht genau das was Pavement auch immer ausgezeichnet hat? 

Ehrlich gesagt verstehe ich nicht ganz, dass dies keiner wahr haben will? Fast alle Kritiken die ich gelesen habe, gehen vom Gegenteil aus. Man muss sogar Zeilen lesen: "...Pavement-Züge verblassen zusehend" oder "die jugendliche Sturm und Drang-Phase ist ad acta gelegt". Mit sehr viel Respekt, aber das ist totaler Schwachsinn. Und auch Malkmus selbst gelingt es nicht sein subtiles Talent zu verbergen, welches nun mal Pavement ist.

Beck Hansen hat die Scheibe produziert und hier altern überhaupt keine Independent-Stars in Würde, sondern setzen das fort, was sie gut können: Grandiose, mitreissende Melodien zu abstrahieren um der Musik so eine besondere Würde und facettenreiche Spannung zu verpassen.

Mal eben zu schreiben, dass diese Platte "geniales Zeugs" ist, ist hoch fahrlässig. Diese Platte besitzt das, was wir immer toll fanden und finden werden. Es hat diesen absurden Zauber und diese Schönheit, die Generationen von Musikjournalisten versucht haben zu erklären und es nie geschafft haben.

Bei mir von Null in die TOP 5 des Jahres in nur wenigen Stunden. Fabelhaft!!!

Alan Lomax 

 


 


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