Ben Howard - Every Kingdom

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  18. Juni 2012, 15:31  -  #Populäre Musik

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Sind Sie Plattensammler und haben eine Affinität zu Logos? Dann erinnern Sie sich bestimmt an das alte Design von Island Records in den 1970er Jahren. Umrandet von einem ozeanischen blau, stand eine grüne Palme unten links, auf dem sonnenunterganggeprägten Orange. Später wurde der Hintergrund schwarz eine kleine minimalistische Palme vor Sonnenuntergang prägte die 1980er Jahre. Danach rückte die Palme wieder in den zentralen Mittelpunkt.

Chris Blackwell ein Engländer gründete das Label 1959 auf Jamaika. Erste Künstler waren natürlich heimische Reggaemusiker, in den 1960er und 1970er Jahren kam Rock hinzu. Bob Marley war der wohl bekannteste und wichtigste Island Künstler.

Surft man durch den Back-Up-Katalog nimmt man das Wer-ist-Wer der Pop- und Rockmusik wahr, findet trotzdem einen geheimnisvollen Zusammenhalt, über den ich nun gerne bei ein paar Drinks diskutieren würde, aber nicht schreiben werde.

Aktuelle Acts sind z. B. Alex Clare, Bombay Bicycle Club oder eben Ben Howard.

Ben Howard nennt unter anderen Nick Drake als seinen musikalischen Erstbezug. Drake, der ewige Klassenzweite der großen Songwriter, war auch bei Island unter Vertrag. Howard hatte daher auf die Anfrage des Großkonzerns sofort reagiert und unterschrieb.

Warum erzähle ich das? Nun mit Ben Howard wird man ständig gegen die Wand fahren. Der junge englische Singer-Songwriter (sic!) ist ebenso wie die jamaikanische Palme ein Klischee.

Er hat diese seltsame Kopf(Fistel-)stimme die an Bryan Wilson and more erinnert! Er geht gerne Surfen, sieht etwas verpeilt, aber niedlich (gerne schreibe ich die Pressetexte der nächsten Veröffentlichungen) aus und wird gerne mit dem ewigen Glückskind Jack Johnson verglichen.

In meinem musikalischen Freudesuniversum werden solche Musiker nicht wahrgenommen und gerne mit einem nett oder nicht relevant abgetan. Das mag auch an dem Alter liegen. Schließlich hat man alles gesehen und bestimmt alles gehört. Da möchte man sich ungern von einem daher gelaufenen Sunnyboy erzählen lassen wie die Welt funktioniert.

Und tatsächlich! Nach den ersten Durchhören der Platte „Every Kingdom“ stellt sich eine gewisse Gleichmütigkeit ein! Schöne Songs, bestimmt nicht nervig, bestimmt nicht unbequem und bestimmt nicht innovativ. Sondern ehr behutsam und wenn man es denn böse meint belanglos. Aber!

Da ist diese düstere Nummer „Black Flies“! Die sehr, sehr gemein über eine gewisse Länge kommt und fast lautstark endet. Was auffällt ist, dass da jemand ein Arrangement mit Charakter verfolgt. Nachdem ich mir danach die Radiohymne „Keep Your Head Up“ mehrmals angehört hatte und die Scheibe  auf den Stapel weiter hinten gelegt hatte, überlegte ich mir folgendes:

Wir deutschen Musikhörer haben eine riesen Schwäche! Wir sind dogmatische Schubladendenker! Ehrlich ich gehöre auch dazu! Ich kenne die Ausrufezeichen die auch bei Euch/Ihnen, werte Plattensammler auftauchen, wenn man von solchen Musikern spricht! Ganz schnell kommen einen Zeilen in den Kopf, die bei solchen Eintagsfliegen in Stein gemeißelt sind: „großartige Stimme“, „gefühlvolle Songs“, „Chartplatzierungen“, „erobern die deutsche Musiklandschaft im Sturm“, „spielt mit Of Monsters and Men“; …Psycho und Höchststrafe!!! Ben Howard hat keine Chance mehr.

Und sind wir doch mal ehrlich, liebe Gemeinde und liebe Hasser solcher niederschmetternden Zeilen in Bezug auf einen geliebten Musiker: Wir haben letztendlich immer recht!

Aus dem Turm der Langeweile mit musikalischer Weitsicht (komme gleich wieder runter! HALLO! ..hört mich keiner! Doch! …komme gleich wieder ruuuuunter…..)

Alan Lomax

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