LEWIS OFMAN – Das Pariser Füllhorn der französischen Popkultur

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  19. Juli 2022, 11:50  -  #674FM, #Elektronische Musik, #Fernsehen, #Filmmusik, #Klassiker

LEWIS OFMAN – Das Pariser Füllhorn der französischen Popkultur

Der Komponist Vladimir Cosma wurde einmal als Meister der Einprägsamkeit bezeichnet. Cosma ist neben Philippe Sarde, George Delerue, Michel Legrand (beide arbeiteten auch zusammen) und Maurice Jarre der wohl bedeutsamste Filmmusiker seiner Generation.

Alexandre Desplat, Èric Serra und Jean-Michel Jarre müssen dann als die gegenwärtigen wichtigen französischen Filmmusiker genannt werden. Und da ich gerade Jarre erwähne, denke ich an bombastischen Synthie-Pop.

Pierre Henry und Pierre Boulez müssen kurz verbal touchiert werden, bevor ich gleichzeitig an Boris Vian, Èdith Piaf und Francoise Hardy denke, um dann tanzend, zu Giorgio Moroder zu Daft Punk und Air, Etienne De Crécy, zu aktuellen Giganten wie Kid Francescoli, L’Impértrice und College/French`79 komme und dann doch wieder an den Score von LA BOUM (aber nicht an Richard Sanderson’s REALITY, aber an die Verliebtheit zu Sophie Marceau erinnert werde) und dann endlich in Paris bin. Wo ich in den Achtziger Jahren am Trocadero rumhänge, 12 Jahre alt bin und in Caroline verliebt bin, die später Sophie Coppola (im übertragenen Sinne) sein wird, die mit Thomas Mars verheiratet sein wird, der in einer meiner Lieblingsbands aller Zeiten PHOENIX spielt.

(Bitte mal ab 16:48 Minuten hören und kurz überlegen, was der Autor denn da wohl mit Cosma meint!?)

Nehmen Sie das Geschriebene bis hier als ein „French Dispatch“ hin. Denn offensichtlich hat Wes Anderson, das ähnliche Problem des französischen Füllhorns der Popkultur gehabt wie ich. Es zwar viel genialer als Hommage an alles vermeintlich typisch Französische, in dem gleichnamigen Masterpiece gepackt, aber doch ebenso viel vergessen wie ich. Zum Beispiel die klare Linie eines Hergés.

Popmusik und Kunst kommt nicht auf einmal irgendwo her. Denn die Wahrheit ist, dass jedes Bild, jeder Film, jede Musik – aus einem Vorläufer entsteht. Es ist eine Kette menschlicher Antworten.

Lewis OfMan ist ein junger Musiker und Produzent aus Paris. Seine Songs klingen zunächst wie die ein oder andere DIY-Produktion ähnlicher Musiker seiner Generation. Wir hören House- und Jazz-inspirierte Dance-Pop-Tracks. Aber im Geist seiner Kunst schwirrt etwas Unglaubliches mit: Die Schönheit der Kunst, die an ihn weitergegeben wurde und die er offenbar verstanden hat und für uns auswertet. Denn wie könnte es sonst sein, dass jede Sekunde seiner Songs mich an mein „French Dispatch“ erinnert und zudem noch Bilder in meinem Kopf erzeugt, die hart etwas mit den sechziger und siebziger und achtziger Filmjahren zu tun haben, als ich noch drei mal soviel italienische und vor allem französische Film gesehen habe wie heute.

 

Die Dance-Pop-Nummer „Plein De Bisous“ z. b. eröffnet Gedankenwelt an ein Remake von LABOUM., gleichzeitig flirren Bilder von französischen Möbeln und Designs, Mode. Comics (Jean Graton) und Autos aus dieser Zeit an mir, nein Verzeihung, in mich rein.

In der heutigen Zeit ist es dann so, dass solche Entdeckungen wie LewisOfMan häufig in schnelle Vergessenheit geraten, wenn man selbst den Jungs nicht auf den Fersen bleibt.

So habe ich erfahren, dass er in Paris Modenschauen kreiert, die tolle französische Band The Pirourettes produziert hat und mit einem anderen kleinen Helden von mir, nämlich Rejjie Snow auf Tour war und seine Musik selbst als „Träumen beim Tanzen“ bezeichnet ohne offenbar zu wissen was „Dreampop“ ist.

Wissen Sie, ich liebe das alles! Und ich nenne hier Leute wie Legrand oder Cosma, nicht, weil sie mir zufällig einfallen, sondern weil ich das schon mein ganzes Leben lang höre. Und ich freue mich, dass es junge Menschen wie diesen kleinen Pariser Schnösel LewisOfMan gibt, der offensichtlich viel sympathischer ist, als eben schnöselig, wie das eben bei Schnöseln so ist. Denn diese charmante Retro-Dance-Gewirre und Selbstdarstellung, sind eben ein Austausch unter Menschen, weitergegeben von Hand zu Hand, so das es dann Kunst wird.

 

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