ELOIS aufgepasst - Was der Tod des Schauspielers Sam Shepard mit dem Ende des Millowitsch Theater zu tun hat und auch die entstehende gesellschaftliche Gelassenheit dazu beiträgt, dass dies der Wendepunkt zu einer neuen, aber längst bekannten Utopie ist!?

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  13. Dezember 2017, 16:30  -  #Kommunikation, #Filme, #Fernsehen

ELOIS aufgepasst - Was der Tod des Schauspielers Sam Shepard mit dem Ende des Millowitsch Theater zu tun hat und auch die entstehende gesellschaftliche Gelassenheit dazu beiträgt, dass dies der Wendepunkt zu einer neuen, aber längst bekannten Utopie ist!? ELOIS aufgepasst - Was der Tod des Schauspielers Sam Shepard mit dem Ende des Millowitsch Theater zu tun hat und auch die entstehende gesellschaftliche Gelassenheit dazu beiträgt, dass dies der Wendepunkt zu einer neuen, aber längst bekannten Utopie ist!?

Eine Herleitung! Konstruiert? Natürlich? Hat irgendjemand, der das hier liest, einen persönlichen Nachteil, durch diese beiden Ereignisse? Nein, wahrscheinlich nicht!

Und ich weise gerne zu Beginn dieser Überlegung hin, dass ich hier niemanden Gleichgültigkeit vorwerfen möchte. Denn ich habe mich in den vergangenen Jahren immer wieder gefragt, weshalb es so schwierig ist, Empathie und Leidenschaft für schöne Dinge bei Menschen zu hinterlassen, wenn man darauf hinweist, dass einem selbst eine Meinung oder ein Urteil so wichtig ist. Und glauben Sie es mir oder nicht: Während dieser persönlichen Exploration in verschiedenen Sozialkreisen, mit ganz unterschiedlichen Menschen, ist mir aufgefallen, dass diese vorgeworfene Gleichgültigkeit gegenüber kulturellen Themen und auf künstlerische Handlungen von Menschen, gar nicht aus Bosheit, sondern tatsächlich aus einer oftmals persönlichen Abstumpfung resultieren.

So begann ich z. B. vor einigen Monaten, dass ungewöhnliche Wort Apathie in meinen Wortschatz aufzunehmen. Denn ich bin einfach strukturiert und dachte, dass ich damit wohl ein Empfinden bei Menschen auslösen könnte. Was natürlich Unsinn ist, denn der Begriff als solches bezeichnet ja bereits die mangelnde Teilnahmslosigkeit.

Wesentlich zufriedener, auch im Hinblick auf meine sozialen Kreise, mit denen ich ja schließlich auskommen muss, ist daher meine vorgeschobene Meinung, dass viele Menschen heut zu Tage eine für mich nicht nachvollziehbaren Mantel der Gelassenheit über ihr Inneres legen. Man kann so dem Stress entgehen und sich selbst einer gewissen Gemütsruhe hingeben. Die selbstbeherrschende Gesellschaft so zusagen.

Klar, dass dann eine gewisse Gelassenheit der Mehrheit, in meinem persönlichen Fall, auf eine, mit oftmals innere Unruhe zugetragenen Charakterzug, der sich gerne über Ungewöhnliches wundert und der Welt noch immer voller Verwunderung und Neugierde gegenübersteht, nicht passt. Wesentlich aber ist dabei die Erkenntnis, dass es weder die Eine noch die Andere Haltung ist die richtig ist und weder die rote Pille oder die blaue Pille es sein wird, die einem die wahre Haltung suggeriert. Denn es gibt kein schwarz oder weiß bei dieser Entscheidung. Denn die Entscheidung muss Offenheit bei beiden Seiten bringen, um die verschiedenen Ansichten zu diskutieren und zu verstehen um diesen ja nur zwischen Parteien geführten Dialog zu minimieren und zu öffenen.

Ich habe Sam Shepard das erste Mal als Testpilot Chuck Yeager in dem Film DER STOFF AU SDEM DIE HELDEN SIND (1983) wahrgenommen.  Später im Verlauf meiner Ausbildung zum Cineasten durch permanentes Filme sehen, in bestimmt 20 weiteren Produktionen von so unterirdischen Werken wie HOMO FABER (1991) über SHOWDOWN AUF DEM WEG ZUR HÖLLE (1999), bis hin zu guten Mainstreamfilmen, wie DIE AKTE (1903) bis hin zu BLACK HAWK DOWN (2001). Erst zuletzt viel mehr der Ex-Musiker und gelernte Dramatiker in den Ausnahme Filmen MUD (2012) und MIDNIGHT SPECIAL (2016) auf.

Die wenigsten wissen, dass der Dramatiker zusammen mit Michelangelo Antonioni ZABRISKIE POINT geschrieben hat und auch für das Drehbuch von Wim Wenders Meisterwerk PARIS, TEXAS (1984) verantwortlich ist. Schlimmer aber wird es sein, dass es kaum jemanden interessiert.

Willy Millowitsch war ein deutscher Volksschauspieler. Er stammt aus einer Schauspieldynastie und hat das gesamte Thema auch an seine Kinder weitergegeben. Es sind unzählige Filme und ebenso viele Songs und Lieder, die jeder kennt, aber kaum zuordnen oder namentliche oder inhaltliche Bedeutung zuwendet.

Peter Millowitsch, sein Sohn, führte das aus Generationen vererbte Familientheater in Köln weiter. Der Mythos Millowitsch aber starb von Tag zu Tag. Boulevard und Volkstheater, wie wir es aus den TV-Zeiten, der siebziger Jahre kannten, hat keine Bedeutung mehr. Bühnenstücke, die Jahrzehnte lang funktionierten, fanden auf einmal kein Publikum mehr. Das Millowitsch Theater wird im nächsten Jahr schließen. Ein paar traditionelle Kölner sind entsetzt. Kulturbeflissene schütteln kühl den Kopf, verstehen aber die Hintergründe, die eigentliche Zielgruppe, die Fans und die Zeit als dieses kleinbürgerliche aber stets sympathische Spiel noch funktionierte, sind begraben, es interessiert kaum noch jemand.

Versuchen Sie einmal irgendjemanden folgende drei Tatsachen in Folge zu erzählen:

„Kannst Du Dir vorstellen, dass ein Theaterstück wie der ETAPPENHASE mit Millowitsch in der Hauptrolle 100 Prozent aller deutschen Haushalte im Fernsehen erreicht hat?“

„Ich habe in den vergangen Tagen DAYS OF HEAVEN von Terrence Malick gesehen. Ein Film aus den siebziger Jahren von meinem Lieblingsregisseur. Unfassbar, was für Bilder dort produziert wurden, obwohl das triste Leben von Landarbeitern erzählt wird. Aber ich bin so begeistert und berührt von Malicks Poesie und Shepards Spiel, obwohl ich ihn immer König des B-Movies genannt habe, dass es mir jetzt so leid tut.“

„Erinnerst Du Dich: In H.G. Wells landet der Zeitreisende doch irgendwann in der Zukunft, bei diesen Morlocks und, ja genau, diesen Elois! Diese Elois sehen alle sehr hübsch aus und sind jung. Und sie leben sorgenfrei und glücklich. Wenn da eben nicht diese Morlocks wären, die die Elois wie Vieh halten und als Nahrung brauchen. Die hübschen jungen Menschen stört das nicht. Sie leben völlig unreflektiert vor sich hin…:“

Was glauben Sie? Mit welcher Geschichte können Sie am häufigsten Interesse wecken? Ich tippe auf die der ZEITMASCHINE!

ELOIS aufgepasst - Was der Tod des Schauspielers Sam Shepard mit dem Ende des Millowitsch Theater zu tun hat und auch die entstehende gesellschaftliche Gelassenheit dazu beiträgt, dass dies der Wendepunkt zu einer neuen, aber längst bekannten Utopie ist!?

Den Tod von Sam Shepard nehmen doch nur noch Enthusiasten und Filmliebhaber wahr. Obwohl Shepard eine große Rolle im Mainstreamkino der 1990ziger Jahre hatte, so ist seine Bedeutung als Dramatiker für viele Menschen, doch kaum nachvollziehbar und schlichtweg ohne Interesse!

Das Millowitsch Theater macht zu! Traurig! Aber diese Nachricht hat nur noch einen Wert im regionalen Nachrichten Teil der Kölner Zeitungen. Obwohl das Vermächtnis  doch so groß ist. Allerdings nur für eine Generation, die weitestgehend dem Willy in den Himmel gefolgt ist. Die Bedeutung für die Unterhaltung einer bürgerlichen Nation, die sich ablenken musste und wollte, die sich an den kleinen Dingen erfreute und noch unterhalten lies, jedoch völlig unterinteressant wirkt.

Die Elois! Vielleicht sind es die Bilder des Films, die in Köpfen hängen geblieben sind! Vielleicht ist es aber auch die Affinität und Entwicklung zu einer Gesellschaft, die bereits erste Realität geworden ist!? Assimilation als gesellschaftliche Apokalypse?

Lomax! „Ist das jetzt tatsächlich Resignation?“ „Gibst auch Du auf?“ „Nein, nein!“ Würde ich antworten. Da ich mich natürlich in der Verpflichtung eines George (Rod Taylors) sehe. Und vielleicht auch das Belehrende mit dem Unterhaltsamen mischen will.

Und, weil Wells Ende des vorletzten Jahrhunderts in einer schönen Welt lebte, in der scheinbar allen Engländern der Fortschritt neue Vorteile bringen sollte, die Schere zwischen Reich und Arm, Wissen und Unwissen, Apathie und Empathie aber auch! …immer größer wurde. Na ja! Gedankengerüste und Themenläden…

Ich dachte ja nur mal wieder laut! Aus Utopia!

Alan Lomax

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