La La Land: Original Motion Picture Soundtrack - Justin Hurwitz

von Rick Deckard  -  22. Januar 2017, 18:21  -  #Orchestrale Musik

La La Land: Original Motion Picture Soundtrack - Justin Hurwitz

Die Coen Brüder haben mit Hail Caesar uns Cineasten und Kino-Liebhabern einen Spiegel vorgehalten. Menschen mögen es nicht, wenn man ihnen einen Spiegel vorhält. Aus der vielfältigen psychologischen Literatur ist bekannt, dass Menschen verdrängen, verleugnen und alles, was der Wahrheit nahekommt, in einer dunklen Ecke des Gehirns ablegen, wo es keinen Schaden anrichten kann.

Wenn man das Kino liebt, ist es vollkommen egal, wie analytisch man dabei vorgeht und wie sehr man versucht alles, was nicht der Vernunft gehorcht, von sich zu weisen, wenn man etwas liebt, dann werden die Emotionen stets die Oberhand vor der Vernunft gewinnen.

Als bestes Beispiel mag der jüngste Film La La Land herhalten. Er ist ein klassisches Konstrukt der, und bitte lesen sie das folgende Wort genauso, wie es gemeint ist, T R A U M F A B R I K. Es ist eine Konstruktion, die den Mechanismen folgt, die Menschen in das Kino lockt: Der Generation von Träumen. Ich darf das sagen, obwohl ich den Film nicht gesehen habe. Als Begründung kann ich eine Jahrzehnte lange Auseinandersetzung und auch Liebe mit den Kino anführen.

Gestern habe ich mir den Trailer zu  La La Land angesehen und war sofort in den Film verliebt, obwohl ich nur einen Zusammenschnitt von etwas mehr als 2 min. gesehen habe. Daran können sie ersehen, wie schnell es Hollywood möglich ist, anhand weniger Bilder die richtigen Knöpfe zu drücken, wie schnell es Hollywood möglich, ist Assoziationen herzustellen. Ich finde das, bei aller Kritik, sehr beeindruckend. Das ist eine Kunst und das ist der Grund, warum Lomax und ich das Kino so sehr lieben, egal, wie man das "Produkt" am Ende werten mag.

Filmmusik führt seit jeher ein Nischendasein. Heute habe ich mir bei meinem Streaming Anbieter die Musik von Hurwitz angehört. Rechts von den einzelnen Tracks sieht man immer einen Balken und geht man mit der Maus auf diesen Balken, so kann man daran ablesen, wie oft das jeweilige Stück gehört wurde. Es überraschte mich, wie viele Hunderttausende und Millionen (!) Menschen viele der einzelnen Tracks hörten. Die Macht der Bilder muss bei La La Land  aussergewöhnlich sein, ebenso wie die Handlung. Irgendetwas muss die Menschen bei diesem Film ansprechen, dass sie die Musik so oft anhören. Ich schrieb es bereits bei der Besprechung zu der Filmmusik zu COLLATERAL von J.N. Howard, und diese Feststellung hat im Grunde Gültigkeit für alle Filmmusiken: Es ist der Versuch, sich dem Film, seinem Inhalt und den mit diesem verbundenen Emotionen zu nähern.

Die Musik von Justin Hurwitz, eine Mischung aus PoP, Jazz und Big Band Sound (also alles, was der durchschnittliche Hörer, abseits vom PoP, nicht "gerne" hört), scheint perfekt das widerzuspiegeln, was Menschen sich erträumen und erhoffen.

Das ist ausserordentlich faszinierend: Nicht die reine Musik selbst, sondern die mit ihr verbundenen Assoziationen, Gefühle und Erwartungen sind es, die sie beliebt machen.

Es scheint diese Mischung aus Träumen, Hoffnung, Melancholie, Zuversicht und dem Versuch "Larger Than Life" zu sein, die Menschen nach wie vor begeistert. Hurwitz' Musik ist abseits der Bilder sehr eingängliche und hörenswerte Musik mit Anklängen an die Vergangenheit der Hollywood-Musicals, dem Sound des Big Band Jazz und klassisch orchestraler Filmmusik.

Der Erfolg dieser Musik scheint eines nahe zu legen: Das Bedürfnis Filmmusik zu hören scheint sehr eng mit der Tatsache gekoppelt zu sein, ob das, was man sieht, der Erfüllung seiner Träume entspricht oder nahe kommt, egal, um welche Musik es sich dann handelt.

Aus La La Land,

Rick Deckard

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