The Magic Numbers - Alias

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  20. August 2014, 12:55  -  #Populäre Musik

„Hören Sie sich diese Platte an, wenn Sie Musik mögen!“

Im Prinzip sollte man gar nicht mehr schreiben, über dieses neue Album der fantastischen und einzigartigen Magic Numbers aus London. Aber! …ich kann diese Platte nicht hören, ohne sie anzupreisen. Dafür ist mir diese Musik zu wichtig. Und wenn auch nur ein weiterer Mensch, diesen musikalischen Schatz birgt, hat sich alles gelohnt.

Nach dem letzten Album „The Runaway“ sind vier Jahre vergangen. Zu letzt tourte die zwei Geschwisterpaare (Romeo und Michele Stodart und Angela und Sean Gannon) im Vorprogramm von Neil Young.

Ich vermute das war nicht gerade der geschicktes Buchungscoup. Für den durchschnittlichen Neil Young Fan (zu denen ich übrigens auch gehöre), dürfte die bisweilen altmodische, aber durchkomponierte Musik zu ausladend, zu umfassend sein. Ich bin nicht der Meinung, dass Magic Numbers bei Neil Young richtig aufgehoben waren, obwohl ich mir vorstelle, dass Romeo Stodart, sich das gewünscht hat. Schliesslich spielt er in dem Song „Shot In The Dark“ das wohl furioseste Neil Young Gitarren Solo, seit Neil Young Gitarrensolos spielt.

Überhaupt ist es natürlich auch der grandiose, analoge Vintagesound, den „Alias“ ausmacht. Da knallen die Gibson Gitarren ohne irgendwas, direkt in die Röhre, da gibt es Philly-Streicher, die heutzutage fast kitschig klingen und total anachronistische Klangbilder, die bei anderen Bands pure Langweile auslösen würden. 

Aber die Magic Numbers sind natürlich anders, weisen nicht nur mit dem Album Titel „Alias“ auf eine versteckte Identität hin, sondern auch mit den vielen schwarz-weiß Passbildern auf dem Cover. Viele Köpfe, viele Meinungen. Viele Musiker, viele Styles. Das alles könnt Ihr, liebe Kritiker berücksichtigen, aber gebt Euch dann auch bitte die Mühe uns unter vielen zu suchen und zu finden. So könnte man die Bedeutung beschreiben, wenn man glückselig vor seiner Musikanlage sitzt und diesen wundervollen schwelgerischen Songs zu hört.

Der interessante Mittelteil scheint komplett der großen Solid-Gold-Musikphase gewidmet zu sein. „Roy Orbinson“, „Thought I wasn’t ready“ und „E.N.D.“ sind konzeptionell sinnvoll, überhaupt nicht harmlos, sondern toll gemacht und durchdacht. 

Eine ähnlich schöne Hommage an die Doo-Wop / Soul-Epoche hatte ja bereits Joan Wasser abgeliefert: http://www.lomax-deckard.de/article-joan-as-police-woman-performs-holy-city-on-later-with-jools-holland-bbc-two-22nd-april-2014-123422499.html

Natürlich muss man das nicht vergleichen! Entscheidend und zusammenfassend kann man das ehr mit dem schönen Song „Love is a minor key“ von Ed Harcourt:

Love is like a melody

It haunts my every memory

The harmony is discern under spell 

 

The orchestra is tuning up

As doors are swung and swiftly shut

I think about you more than I can bear

 

Love is like a minor key

That changes weeping willow tree

It hugs its claws until the blood is drawn

 

Zum Ende der Platte finden die vier dann mit dem „Accidental Song“ und „Enough“ zu dem zurück, weshalb ich einmal angefangen habe diese Band so sehr zu lieben, dass ich die vier in Form von 4 kleinen Comicfigurpuppen im Wohnzimmerregal stehen habe!

 

Faszinieren tun mich dabei die ständigen Stimmungs- und Stilwechsel. Mehrstimmige Gesänge, himmlische Melodien enden in psychedelischen Gitarren-Ausbrüchen. Insbesondere „Enough“ (das Highlight und der Referenztitel der Scheibe) zeigt, dass das alles eben nichts mit Folk-Pop zu tun hat, sondern mit großartig, technisch gespielter Musik, dramaturgischen Können und hinreißenden Harmonien, voller Sinn und Schönheit.

 

The Magic Numbers sind auf dem Zenit ihres Können angekommen. Wird die nächste Platte gleichwertig oder besser, werden sie die erste Band der letzten Dekade sein, die unsterblich wird. 

 

Analogien mit dem Wort „Magic“ erspare ich uns allen!

 

Große Liebe „Magic Numbers“

Alan Lomax

 
http://www.themagicnumbers.net
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