Black Gold - James Horner
Horner is (almost) back!
Mit dieser Einspielung dürfte der in letzter Zeit viel gescholtene Komponist Filmmusik-Liebhaber wieder beruhigt haben. Seine einstige Reputation ging im Laufe der letzten Jahrzehnte verloren, da er neigte sich ad ultimo zu wiederholen. So konnten viele Fans seine nächste Musik bereits antizipieren, noch ehe sie erschienen war, es seien nur die Stichworte Shakuhachi Flöte und "Gefahren Motiv" erwähnt.
Der Score zu 'Black Gold' ist ein hörenswertes Erlebnis geworden und sorgt für gute und solide orchestrale Unterhaltung abseits des Films. Den Kern der Musik bildet ein 7 Noten Motiv, welches Horner durch die ganze Partitur hinweg in verschiedenen Tempi und Tonarten variiert. Er bedient sich dazu des grossen Sinfonieorchesters, als auch einzelner Instrumente, vornehmlich dem Klavier, vereinzelt auch Flöte, Trompete, Violine und einzelner Holzbläser.
Der neue Film von Jean-Jacques Annaud (nach dem Roman 'Der schwarze Durst' von Hans Ruesch) behandelt die Rivalitäten zweier Stammesfürsten inmitten eines riesigen Ölfundes in den 30'er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Annaud, der nach einem Flop fast 5 Jahre keinen Film mehr drehte, ist v.a. bekannt für die Verfilmung des Romans von Umbertoc Eco, 'Der Name der Rose'. Bei 'Black Gold' sind die Kritiker begeistert, es fallen Wörter wie "epochales Kino", "bildgewaltig", "Old-School", Reminiszenz an David Lean. Ich bin diesbezüglich eher skeptisch. Bereits zu dem katastrophalen 'Der Englische Patient' gab es ähnliche Lobeshymnen.
Horner musste also ein exotisch klingendes Idiom in seine Musik einbauen. Er benutzt dazu vorwiegend Gesänge, verwurzelt in der musikalischen Tradition und den Stilismen der Orientalik. Diese Gesänge und Stimmen werden umwoben und z.T. konterkariert von westlich geprägter Sinfonik, was den Reiz der Musik ausmacht.
Die einzelnen Stücke sind weit ausschweifend, sehr melodisch und in der Epik verwurzelt, nur selten wird es percussiv oder brachial. Eine Änderung der Klangfarbe ist eher selten zu vernehmen. Die Stimmung ist aber nicht gedrückt oder gar nur melancholisch, hier und dort sorgen joviale und sehr selten (eigentlich nur einmal) dissonant-ätherische Töne für eine Abwechslung im Hörerlebnis.
Durch die Simplizität der Komposition und dem monothematischen Ansatz ist die Musik sehr schnell zugänglich und das Hauptthema hat sogar Ohrwurm-Charakter.
Mit 'Black Gold' hat sich Horner seiner alten Tugenden besonnen und eine unterhaltsame sowie leicht eingängige Filmmusik komponiert, die durch ein schönes Hauptthema in Variationen zu überzeugen weis.
Wer nicht die ganze Musik hören will, dem sei der letzte Titel 'A Kingdom Of Oil' zu empfehlen, der die Essenz der Partitur in knapp 9 Minuten zusammenfassend wiedergibt.
Rick Deckard