MOONRAKER - La La Land Records - 45th ANNIVERSARY EXPANDED EDITION
Atemlos und gegen die Schwerkraft.
MOONRAKER wurde zu dem Bond-Film der ausklingenden 70er Jahre und Roger Moore zu meinem 007 Helden. Ich kann mich auch heute noch daran erinnern, wie ich vor 46 Jahren (!) im Weltspiele Kino in Hannover mit beiden Händen in die Sitzlehnen gekrallt, atemlos die Jagd des Beißers auf 007 in schwindelerregender Höhe im Himmel über Afrika verfolgte. Wow! So etwas hatte ich im Kino noch nie gesehen.
Als Bond ohne Fallschirm aus dem Jet gestoßen wird, setzt es ein, das berühmte, aus vier Noten bestehende Motiv. Die Pre-Title-Sequence ist eine der besten Action-Szenen aller Zeiten, wenn nicht gar die beste. Es dauerte bis zum Schwanengesang von Daniel Craig, bis Cary Joji Fukunaga in NO TIME TO DIE mit seiner Sequenz ein furioses Highlight setzte (im Grund hätte der Film danach enden müssen, besser kann man Bond auf der Leinwand nicht zelebrieren).
Das auf Filmmusik spezialisierte Label La La Land Records hat Ende letzten Jahres Tausende von Filmmusik-Fans auf der ganzen Welt glücklich gemacht, als das Label die Filmmusik von MOONRAKER von John Barry als Doppel-CD mit einer Laufzeit von fast 2 Stunden veröffentlichte.
Auf der ersten Disc wird der Score in chronologischer Reihenfolge präsentiert, mit Additional Music. Auf der zweiten Disc gibt es das Original Soundtrack Album (mit einer damals sehr knapp bemessenen Zeit und in einer merkwürdigen Zusammenstellung der Tracks), ergänzt um einige Bonus Tracks. Das ganze wird wie immer mit einem informativen Booklet abgerundet.
Der Main Title Song, der von Shirley Bassey sanft und stimmgewaltig zugleich intoniert wird, ist ein Highlight unter den Bond Songs. Barry schuf hier eine seiner schönsten, bittersüßesten Melodien, voller Romantik, Melancholie und Sehnsucht und kein anderer als Hal David (!) liefert die Lyrics. Zeitlos schön!
Nun nimmt uns Barry erneut (diesmal in exzellenter Tonqualität) mit auf eine weltumspannende Reise, die über Kalifornien, Venedig, Rio, Brasilien und Argentinien, nein, nicht zurück zum Big Ben, sondern ins Weltall führt! „Bond Goes Space“.
Barry war nie berühmt für komplexe Kompositionen, aber wie kein zweiter war er („vergleichbar“ vielleicht mit Henry Mancini) äußerst talentiert darin, Melodien zu komponieren und bei MOONRAKER schafft er es die "Larger Than Life" Momente auf der Leinwand stimmungsvoll und passend musikalisch zu untermalen. Sei es der Anflug auf die Residenz von Hugo Drax (ein Schloss an der US-Amerikanischen West Coast!) in einem Hubschrauber oder eine Verfolgungsjagd in den Kanälen von Venedig.
Als Bond schließlich im letzten Drittel es Films in Südamerika in einer Pyramide die Basis von Drax‘ Moonrakern findet, komponiert Barry atmosphärische, leicht mystische Klänge, um dann in seiner berühmten majestätischen Art ("signature Barry sound", wunderbar instrumentiert und von den Blechbläsern erhaben gespielt) in das Weltall abzuheben. So ist „Flight Into Space“ auch der Höhepunkt des Scores.
Am Ende, in einem packenden Finale, beinahe einem Videospiel ähnelnd, zerstören Miss Goodhead (!) und 007 die Drohnen mit dem Gift und gleiten liebend im All dahin, folgt der Abspann und Shirley Bassey zollt den 70er Jahren mit einer Disco-Version (!) des Main Title Tribut.
Was für ein Spaß!
Von Moonraker One,
Rick Deckard