THE MAN WITH THE GOLDEN GUN - La La Land Records - 50th ANNIVERSARY EXPANDED EDITION

„Ihre Walther PPK gegen meinen goldenen Colt!“

THE MAN WITH THE GOLDEN GUN ist einer der wenigen Filme aus dem Bond-Franchise, der (für mich) neben GOLDFINGER Kultstatus genießt. Dabei war das nicht immer so.

In Hannover gab es in den 70er und 80er Jahren in der Bahnhofstrasse in der Innenstadt das Palast-Kino, welches seit mehr als einem Jahrzehnt die James Bond Filme in Dauerschleife zeigte und hier fanden auch die ersten Begegnungen mit Sean Connery und George Lazenby auf der Leinwand statt.

An DER MANN MIT DEM GOLDENEN COLT habe ich keine guten Erinnerungen, was aber nicht der (guten) Qualität des Filmes geschuldet ist, sondern viel mehr der Tatsache, dass ich ihn nach MOONRAKER sah und der war zu dieser Zeit nicht zu toppen. Des Weiteren kam hinzu, dass in dem besagten Kino-Komplex zeitgleich (und unmittelbar im Kino nebenan) auch Porno-Filme liefen. So saß Rick Deckard bei einer seiner Geburtstagsfeiern im Palast-Kino mit fünf anderen pubertierenden Jugendlichen in der letzten Reihe und folgte den Abenteuern von James Bond laut untermalt von Gestöhne aus dem unmittelbar angrenzenden Porno-Kino. Gekicher und Verlegenheit heizten die Atmosphäre auf und Bond geriet (auch bei einigen Eltern) in „Verruf“.

Erst sehr viel später, beim wiederholten Anschauen, entfaltete sich das volle Potential des Films, was nicht zuletzt an Francisco Scaramanga, gespielt von Christopher Lee, lag, den man nur an seiner Hypertelie identifizieren konnte und an seinem Colt, eine coole Waffe aus purem Gold:

Der Lauf besteht aus einem Füllfederhalter. Der Schlagbolzen aus einem Feuerzeug. Der Griff und zeitgleich Reservoir für die Patronen aus einem Zigarettenetui. Der Abzug aus einem Manschettenknopf. Die Kugel selbstverständlich aus 23 Karat Gold.

007 bekommt den Auftrag, den Killer mit dem goldenen Colt aufzuspüren und ihm das Handwerk zu legen. So kommt es zum finalen Duell in malerischer Kulisse, der Inselwelt der Provinz Phuket in Thailand. Die Aufnahmen sind ein Highlight des Thrillers und machten die Region berühmt.

Kultstatus genießt der Film wegen des Bösewichts, wunderbar gespielt von Christopher Lee, dem dandyhaften Humor von Roger Moore, des Dieners von Scaramanga, Nick Nack (deutsche Übersetzung: Schnick Schnack) und der Verfolgungsjagd mit dem roten AMC mit der legendären 360 Grad Drehung bei einem Flug über eine zerstörte Brücke.

Mit heftigen Blässer Stakkato-Attacken wird der Titelsong eröffnet, gesungen von Lulu und John Barry entführt uns diesmal musikalisch nach Südostasien.

La La Land Records hat zum 50. Jubiläum des Films den kompletten Score auf zwei CDs veröffentlicht, einschließlich ergänzendem Material und dem ursprünglichen Soundtrack mitsamt der Jazz-Version des Titelsongs.

Sowohl der Song, als auch das Album waren entgegengesetzt der anderen Bond Soundtracks damals ein Flop, heute eine Neuentdeckung wert. Natürlich darf man bei Unterhaltungsmusik dieser Art keine komplexe Partitur erwarten, jedoch stimmige Ablenkung abseits der Bilder und die garantiert der Score mit bester Kurzweil.

Nachdem das Label letztes Jahr bereits LIVE AND LET DIE von George Martin und OCTOPUSSY veröffentlicht hatte sowie den Barry-Klassiker GOLDFINGER bleibt viel Hoffnung, dass auch weitere Bond-Filmmusiken das Licht der Welt erblicken werden, ich hoffe sehr auf den Score von Bill Conti zu FOR YOUR EYES ONLY.

Goodnight Goodnight.

Aus Macau,

Rick Deckard