Parquet Courts - Museum Ludwig Köln, 12.07.2014

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  18. Juli 2014, 08:35  -  #Konzerte

 

Denn natürlich ist es (auch für einen Kölner) nicht normal, auf einer Dachterrasse unter dem Dom, über dem Museum Ludwig zu stehen. Das ganze bei einer limitiert zugelassenen Menschenmenge, da nur 200 Tickets (wohl aus Sicherheitsgründen) verkauft werden, aber eigentlich Platz für dreimal so viel wäre.

Natürlich ist der Ausblick toll. Aber toll, ist auch die private Atmosphäre und toll sind die wirklich, wirklich super Menschen. Ich sage das nicht oft, da ich grundsätzlich von misanthropisch geprägter Natur bin, aber hier ist man umgeben von Zuschauern gleich gesinnter Art und Weise. Entspannung, selbst gemachter Eintopf und eiskalte Getränke. Mein Gott, denkt man unterhalb des Doms, lass diese Abende nie zu ende gehen.

Natürlich reicht ein guter Ausblick, nette Menschen, kalte Getränke und Hausmannskost, noch nicht für die totale Euphorie. Da muss noch mehr kommen. Und das kann natürlich nur Musik sein.

Wiedermal wird eine Band gezeigt, die derzeit wohl das Non-Plus-Ultra des amerikanischen Underdrounds darstellt. Wiedermal Brooklyn, wiedermal vier Jahrzehnte Underground-Sounds, wiedermal der Aufruf längst verstorbener Heros wie Lou Reed, reanimierten Idolen Television und den endgültig verschwundenen Ramones. Dazu wiedermal ein wenig Pavement (Malkmus Geist weht sowieso über dieses Dach) und vielleicht noch eine Prise Feelies.

Loveless Love mag der Undergroundkritiker nun denken. Und wie oft muss man das eigentlich noch ertragen. Dieses ewigen zitieren der New Yorker Musiker längst vergangener Zeit.

Das so ein Konzert von Parquet Courts nicht nur ein Band-Konzert ist, sondern von den goldenen Bookerhänden, des wohl inzwischen für Kölner Verhältnisse mit wichtigsten Mann im Kulturbereich Jan Lankish, zu einem „Happening“ gemacht wird, beweist der absurdeste Auftritt einer Band im Vorfeld. Mdou Moctar aus der Azawagh-Wüste, spielen 2 Stücke ihres magischen, tja, Wüstensounds. Man holte die merkwürdigen Herren aus dem Stadtgarten, wo sie anschließend mit der grandiosen Berliner Band To Roccoco Rot auftreten sollten. In Wüstenkleidung mit dem psychedelischen Gitarrensound unter der gotischen Kirche, kann man nur daran denken, wie sich wohl die Goldenen Zitronen auf dem Tempelberg über der Jerusalemer Altstadt machen würden. 10 Minuten später tapsen die Wüstensöhne wieder weg.

Es folgen direkt die New Yorker Parquet Courts. Und natürlich wird bereits bei „Ducking & Dodging“ bewiesen, dass wir alten Säcke & nach hinten Gucker endlich mal neue Schläuche (ich meine die für den alten Wein) finden müssen, um das zu beschreiben, was wir sehen. Slacker, Slacky, Old-School Slackers, Slacker-Rock, och nö, so einfach ist das nicht. Denn die New Yorker haben viel mehr Dynamik und sind getrieben von irgendwas unergründlich neuem. Klar eine schleifende Nummer wie „Dear Ramona“ wieder spricht sofort, aber als wenn die Band mir direkt ins Wort fällt, wird die Nummer bereits nach 1,5 Minuten abgebrochen.

Man wollte wohl nur mal kurz beweisen, dass auch Uptempo geht. Natürlich sind diese vier Knaben, einer sieht aus wie der Sohn von Will Ferrell, der andere wie der Sohn von Thurston Moore, der andere wie der Bruder von Jason Schwartzman und …(den Drummer konnte ich nicht sehen), extrem ironisch, kulturell geschult, gewitzt und Musiknerds vom Feinsten. „She’s Rolling“ beinhaltet eigentlich alles was ich hier schreibe und beweist, dass das hier keine Eintagsfliege ist, sondern eine Parkettband für die nächsten 15 Jahre, wenn sie nicht anfangen durchzudrehen und wir auf dem Boden bleiben.

Das Album „Sunbathing Animal“ ist ein wundervolles Gitarrenalbum für alle Menschen ,die schon immer alternative Gitarrenmusik gemocht haben. Es gibt ordentlich was auf die Rübe, aber auch den ein oder anderen Pophieb. Das alles ist ganz klar aus New York.

Seit dem letzten Jahr habe ich die große Ehre mit der Schlagzeuglegende Chris Frantz (Talking Heads) auf Facebook befreundet zu sein. Ab und zu schreiben wir uns ein paar nette persönliche Worte, mit Freude betrachte ich sein geregeltes amerikanisches Millionärsleben auf seinen Anwesen. Der Tom Tom Club spielte auch auf diesem Dach. Im letzten Jahr, lesen Sie es auch diesen Seiten nach. Während des Konzertes habe ich Frantz ein Video geschickt und ihn gefragt ob er sich erinnert an den Gig. „It was a cool gig“, war seine Antwort! Steht auch dafür das man auf dem Boden bleiben sollte, auch wenn man denkt man fliegt weg.

Es lebe der Sommer, es lebe Köln, es lebe die Musik und es leben die Menschen hoch, die uns so was organisieren!!!

Alan Lomax

Parquet Courts - Museum Ludwig Köln, 12.07.2014
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