The Transatlantic Feedback
Was für ein Titel, was für ein Satz!
Erst gestern Abend habe ich noch die Ganoven von Scooter in der herrlichen Fernsehsendung „Konspirative Küchenkonzerte“ gesehen. Früher einmal, in Hannover habe ich H.P. Baxter gesehen wie er sich auf dem Frauenklo der Oshos Disko geschminkt hat. „Paint his Face in Lady’s Hoey Bucket at Bhagwan“ denke ich gerade als Baxter davon erzählt, dass seine Texte alle vom Dadaismus beeinflusst sind.
„The Transatlantic Feedback“ könnte auch ein Song von Billy Bragg sein. Auf den ich übrigens sehr sauer bin! Immer noch (siehe auch meinen Eintrag vom Pfingstfreitag „Weekend“). Nach dem sanften Kommentar einer Leserin habe ich mich kurz zurückgezogen und überlegt, dass Woody Guthrie nicht an meinen neuen Unmut über Billy Schuld ist. Was ist passiert?
Ich verehre Billy Bragg als einen meinen persönlichen Helden seit dem ich meine Pubertät beendet hatte. Muss so 1987 gewesen sein? Seit dem kaufe, sehe, höre, singe und lese ich Billy Bragg. Letzte Woche Mittwoch erfahre ich nebenbei, dass der Bragg ein kurzes Radiokonzert für WDR 5 in Köln gespielt hat. Warum sagt mir niemand bescheid? Zwei Tage später, es ist Freitagnachmittag, liege ich auf meinem Balkon und versuche mich kurz daran zu erinnern warum man Pfingsten feiert, da lese ich fast nebenbei auf Facebook folgenden Eintrag von Bill Bragg:
“We stayed next to the Schokoladen Museum in Koln where they suffered a catastrophic meltdown in the sweltering heat. A rate collection of Fry's Chocolate Creams dating back to 1920 was lost. I was tempted to visit the nearby Mustard Museum, but to be honest, it was just too hot for me.”
Was kommt als nächstes? …fährt David Byrne mit seinem Klapprad an meinem Haus vorbei oder sehe ich Kim Fowley auf der Neusser Str.? Aber, auch das ist bereits passiert! Als ich Eric Pfeil vor ein paar Wochen zufällig mit einem alten Mann die Straße runtergehen sah, dachte ich mir nichts dabei:
Es ist seltsam! Das Leben ist tatsächlich eine transatlantische Rückkopplung! Überhaupt könnte man derzeit alles was sehe ich sehe, höre und lese als Rückkopplung verstehen. Ist Ihr Lieblingslied verfilmt worden? Nein! Sehen Sie meins ja! Was für ein sinnbildlicher Schlag ins Gesicht, wenn auf einmal jemand (Paolo Sorrentino) einen ganzen Film aus „Naive Melodie – This Must Be The Place“ macht.
Dann erfahre ich gestern, dass ein weiterer meiner Helden übernächsten Samstagnachmittag auf dem Dach des Museums Ludwig ein Konzert gibt. Er kommt (mit seiner Familie) kurz aus Berlin vorbei. Er? Stephen Malkmus! http://www.museenkoeln.de/museum-Ludwig/veranstaltung.asp?s=724&v=6127 Pavement und Malkmus Songs unter dem Dom, wenn das keine Rückkopplung ist. Und Karten habe ich auch schon! Echte, gedruckte und für den Anlass designte Konzertkarten und nicht diesen Ticketmastercomputerdreck!
So geht es laufend weiter! Und wenn nicht erzwinge ich es! Was! Ganz kurz, bevor ich zum Ende komme und den Ursprung dieser kleinen „getagebuchten“ Geschichte, die aber wahr ist, bekannt gebe, also mein erzwungener Wunsch, der auch mit Musik, Köln, alten Helden und Wünschen und Wahrheiten zu tun hat.
Irgendwo im Dickicht der WDR-Gebäuden hier in Köln gibt es das „Elektronische Studio Köln“. Hier ein Bericht über einen Besuch in den Raum meiner Träume.
Es gilt als das erste seiner Art und wahrscheinlich ist es für einen wie mich, der Musik als Religion empfindet, ein heiliger, mystischer Ort. In Verbindung mit meinem eigenen Entdeckungsreisen der Modulation und der musikalischen Geschichtssafari durch das Elektrouniversum des Niederrheins, muss es mir einfach gelingen in dieses Studio zu kommen. Zufälle, Rückkopplungen sind universell gesehen rar, daher versuche ich also mein herausforderndes Glück auf diesem Weg.
Ganz kurz habe ich gestern die legendäre Band „Monks“ in den Räumen des elektronischen Studios Köln gesehen! Die fünf Amerikaner hatten wie immer dunkle Kleidung an, machten komische Bewegungen und ihre Haare waren im Zentrum des Kopfes geschnitten. Unterlegt war die Studiobesichtigung mit lauter Musik. Solche Art Musik wie sie erst sehr viel später erfunden wurde und die immer in einen künstlerischen Kontext gebracht wurde. Zumindest wenn ein Feedback zu hören war! In den 1960er Jahre war das natürlich ganz anders. Es gab kein Feedback, sondern nur ordentliche Beatbands und akkurate Jugendliche Tänzer.
Aber vergessen Sie nicht das transatlantische Feedback! Es kann und wird alles verändern, wenn man nur daran glaubt. Alte Veteranen, Helden und unerreichbare Popmusik wird immer greifbarer, weil sie nur über den persönlichen Kontakt zu ihren alten Fans und Interessenten Aufmerksamkeit bekommen können. Oder eben durch einen Film, wie den von Dietmar Post (2006) über die amerikanische Band „Monks“ die ihrer Zeit 30 Jahre voraus waren und selbstverständlich gescheitert sind. Den Gegenhall trotzdem aufgenommen habe, das Feedback empfangen haben und sich nochmals zusammengetan haben, um das zu Ende zu bringen, weshalb sie hier auf diesem Planeten gelandet sind.
Übrigens haben die „Monks“ im letzten Jahr im Kölner Tsunami Club in der Südstadt gespielt. Was für eine Sensation! Ich konnte leider nicht und warte noch immer auf das Feedback!
Alan Lomax
Monks - The Transatlantic Feedback
Deutschland / USA / Spanien 2006 - Regie: Dietmar Post, Lucía Palacios - Darsteller: (Mitwirkende) Gary Burger, Dave Day, Roger Johnston, Charles Wilp, Jimmy Bowien, Wolfgang Gluszczewski, Larry Clark, Gerd Henjes - FSK: ab 6 - Länge: 100 min. - Start: 4.10.2007
http://www.filmzentrale.com/rezis/monksuk.htm