The Music Never Stopped – Jim Kohlberg

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  17. September 2012, 08:30  -  #Filme

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Erst vor ein paar Tagen hatten wir hier die Diskussion, ob Musik Menschen zu besseren Menschen macht!? Heilwirkung hatten wir dabei wohl nicht im Hinterkopf. Dabei ist diese Therapieform in allen Weltkulturen seit Jahrtausenden bekannt.

Der Neurologe Oliver Sacks schildert in seinem Buch „Der letzte Hippie“ das Phänomen seitens der klinischen Forschung. Sacks dessen populärwissenschaftlichen Stoffe bereits häufig als Filmvorlagen (schlimmstes Beispiel: Zeit des Erwachsen) genutzt wurden, ist es wichtig komplexe Krankheitsbilder anhand von Fallbeispielen allgemein verständlich zu beschreiben.  

Der Regieneuling Jim Kohlberg greift das Prinzip „Musiktherapie“ und „Oliver Sacks“ auf und dreht folgenden Film:

Henry und Helen Sawyer erfahren, dass ihr Sohn Gabriel im Krankenhaus liegt. Seit über 20 Jahren hatten sie keinen Kontakt mehr zu ihm. Gabriel hat einen gutartigen Gehirntumor gehabt, der aber sein Langzeitgedächtnis beschädigt hat. Das Ende seiner Amnesie wird durch „All You Need Is Love“ und der französischen Nationalhymne eingeleitet. Weitere Lieder aus seiner Erinnerung tauchen auf, er erinnert sich an seine Jugend und an einen heftigen ausgetragenen Generationskonflikt mit seinem Vater.

Der Film ist trivial und kitschig und setzt auf einen nicht immer richtig nachvollziehbaren bzw.  falschen Soundtrack, da Kohlberg nur den Musikgeschmack des Jüngeren positiv bewertet. Somit bekommt das Publikum ziemlich viel Greatful Dead und andere Musik der Epoche um die Ohren gehauen, gleichzeitig wird das „American Songbook“ welches für Henry -den Vater- so wichtig erachtet wird, mit den Füssen getreten. Kohlberg bezieht hier klar Stellung, wiederspricht sich allerdings selbst!

Trotzdem ist der Streifen sehenswert, weil er in jeder Sekunde zur Musik steht. Kohlberg macht den Zuschauern, die es bereits vergessen haben oder nie wissen wollten, dass Musik mehr ist als etwas Sekundäres.

Für Menschen wie Deckard und mich stellt die Grundaussage des Filmes keine Überraschung dar und erfreut daher auch ehr über die Grundhaltung und den grandiosen musikalischen Konflikt zwischen Vater und Sohn, der leider einseitig endet, aber grundsätzlich dafür steht, dass kein Musikgenre geschlossen ist, für eine Generation.

Ein Batikhemd würde ich nur tragen, wenn es mit dem Urin von Phil Collins und dem Blut von Gerry Garcia gefärbt wäre." - Kurt Cobain

Alan Lomax

P.S.: Nachträglich noch ein Wort zu dem Schauspieler J. K. Simmons der in The Music Never Stopped den Vater spielt. Viele Menschen dürften sich an die Spider-Man-Triologie erinnern, in der Simmons den Chef von Peter Parker spielt. Simmons spielt beachtenswert und beeindruckend, einen Charakter der für den Zuschauer nachvollziehbar wird und sich öffnet. Keine einfache Aufgabe, insbesondere weil, die ältere Generation in diesen Geschichten, zu Zeiten Nixons und dem Vietnamkrieg immer den Kürzeren zieht. Simmons „erfindet“ aber letztendlich einen neuen völlig neuen Charakter für das amerikanische Kino. Nämlich einen Mann der versteht, weil er zu hört, Empathie und Interesse an dem zeigt, was andere Menschen interessiert. Er hinterfragt, lässt sich auf Musik ein, die er bisher als Drogenmusik beschrieben hat und lernt auch dadurch eine bessere Welt kennen.

Sollten wir diesen blog irgendwann mal umbenennen, kommt www.henrysawyer.de in den engeren Kreis!!!

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