Jazz for Japan - V.A.

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  29. Oktober 2011, 12:09  -  #Jazz

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Die Jazzszene der amerikanischen Westküste bezieht sich nicht gerade kontinuierlich Stellung zu den großen Problemen der Menschheit. Doch Japan ist sozusagen der pazifische Nachbar Kaliforniens. Das große Beben löste auch eine Eruption in der Jazz-Gemeinde von Los Angeles aus. Für Produzent Larry Robinson bestand keine Frage, dass er handeln musste. Kurz entschlossen rief er 25 Jazzmusiker an, die in der Fusion-Szene Rang und Namen haben, buchte die berühmten Capitol Recording Studios und nahm innerhalb von zwei Tagen eine der eindrucksvollsten Sessions in der Geschichte des kalifornischen Jazz auf. Die Liste der Beteiligten liest sich wie ein Who is Who des gegenwärtigen (tatsächlich noch am Leben zu scheinenden) modernen Jazz: Tom Scott, George Duke, Kenny G., Bob James, Markus Miller, Billy Childs, Lee Ritenour.

 

"Zu Zeiten von John Coltrane, waren sich die Jazzmusiker ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft mit jedem einzelnen Ton bewusst!", nörgelt Tom Scott im Text der Presse rum. Und natürlich hat er recht. Auch diese Qualität ist dem Jazz verloren gegangen. In den großen, alten Tagen hat der Jazz eine gesellschaftliche Funktion. Heute ist vieles krampfhafter Kommerz, ohne weiterer Bedeutung. Dafür stehenwir ja auch in dieser Rubrik.

 

Dieses Treffen der Stars, auf "Jazz For Japan" aber ist eine glorreiche Ausnahme und vielleicht ein Fundament, welches ausgebaut werden kann. Oftmals müssen erst schlimme Dinge passieren, damit es ein erneutes Wachverhalten der Leitbilder, der Gesellschaft und der Kunst gibt.

 

Die Songs und die Haltung, mit der die Klassiker auf diesem Album hier zelebriert werden, macht aus "Jazz For Japan" weit mehr als "nur" ein Benefiz-Album, dessen Erlöse den Erdbebenopfern zugute kommt.

 

Nun ist es wenig orginell Klassiker (Evergreens) wie "Maiden Voyage", "Body & Soul", "Cantaloupe Island" oder "So What" erneut, in weiteren Interpretationen zu hören! Selbst Jazznebenbeihörer werden diese Songs auf irgendwelchen Frühstücksjazzsamplern haben, Jazzpolizisten sowieso die beste Aufnahme, in der tiefgründigsten Zusammensatzungen gefiltert haben. Da kann man die Beschreibung "Neuentdecken" ruhig im Wörterbuch des Schreiberlings lassen. Aber! Diese Interpretation klingen sehr gut, haben extrem viel Verve und einige interessante Momente zu bieten. 

 

Somit hat dieser Sampler drei Funktionen: Hilfe, Zusammenhalt und Perspektive der Jazzmusiker und einfach sehr gute Musik. Kaufen oder/und Spenden! Das macht diesmal Sinn...

 

Alan Lomax 

 

 

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