Wolfgang Pérez – AHORA – Neues Album
Mit seinem zweiten Soloalbum „AHORA“ hat Wolfgang Pérez endlich seine musikalische Identität gefunden. Und dieses Mal singt er auf Spanisch. Während sein Debütalbum „Who Cares Who Cares“ mit entspanntem, englischem Gesang an die Softness von The Whitest Boy Alive erinnerte, eröffnet der Sprachwechsel in „AHORA“ eine neue Welt voller Emotionen und Pathos. Pérez selbst beschreibt das Album als thematisch eher introvertiert: Es geht um Gefühle, Liebe und eine Coming-of-Age-Geschichte. Das Spanische ermöglicht es ihm, mit Intensität über Emotionen zu singen – ein Element, das tief in der Tradition Spaniens und Lateinamerikas verwurzelt ist.
Aufgewachsen in Essen, mitten im Ruhrgebiet, hat Pérez seine spanischen Wurzeln und die Musiktraditionen Südamerikas für „AHORA“ neu entdeckt. Zwei Jahre verbrachte er in Südamerika, was deutliche Spuren in seiner Musik hinterlassen hat. Inspirieren ließen ihn dabei Größen wie Simón Díaz, Mercedes Sosa und Violeta Parra sowie die brasilianischen Tropicalismo-Künstler Tom Zé und Jards Macalé. Diese Einflüsse hört man auf „AHORA“ deutlich, insbesondere in der spielerischen Form und den Arrangements.
Doch Pérez bleibt auch seiner Heimat treu: Das rauhe Ruhrgebiet, der „Pott“, und dessen Einflüsse durchdringen das Album ebenfalls. Noise und freie Improvisation gehören hier genauso zur künstlerischen Identität wie die spanische Emotionalität. Diese Mischung macht „AHORA“ zu einem stilistisch schwer einzuordnenden Album – eine faszinierende Kombination aus sanftem, gefühlvollem Gesang und unberechenbarer rheinischer Improvisationskunst.
Pérez hat für „AHORA“ eine Gruppe von Mitmusikern um sich geschart, die sowohl in lateinamerikanischen Musiktraditionen als auch in Jazz und freier Improvisation bewandert sind. Der sanfte Gesang von Pérez, begleitet von Perkussion, Gitarre und luftigen Bläser- und Streicherarrangements, wird immer wieder von freien Improvisationsparts durchbrochen. Diese lassen die Spielfreude und Kunstfertigkeit der Musiker deutlich werden. „Man muss Ereignisse zulassen; die Dinge dürfen auch mal schief gehen oder schief klingen“, sagt Pérez.
„AHORA“ kombiniert auf erfrischende Weise Einflüsse lateinamerikanischer Musik mit internationalen Improvisationskünstlern wie John Zorn und Arto Lindsay sowie regionalen Noise-Acts wie The Dorf und Maria Portugal. Pérez gräbt in der Vergangenheit, um dem Jetzt mit mehr Tiefe zu begegnen. Die Ergebnisse seiner musikalischen Forschung trägt er in ergebnisoffene Experimente mit seiner Band und schneidet alles mit. Auf diesem Fundament baut er die Arrangements, die letztlich auf „AHORA“ zu hören sind.
Mit „AHORA“ hat Wolfgang Pérez etwas Eigenes geschaffen – eine unvorhersehbare musikalische Reise, die in der Vergangenheit verwurzelt ist, aber im Jetzt lebt. Es ist eine Einladung, den Moment bewusst wahrzunehmen und im Hier und Jetzt zu leben. AHORA!
‘AHORA’ von Wolfgang Pérez ist am 26.07.2024 bei BAUMUSIK erschienen.