Emmanuel Pahud rockt Sanssouci - Flötenkönig
Liebe Flötenspieler, Preussen-Fans und neugierige Menschen!
Wie haben die Menschen im Preußen des 18. Jahrhunderts wohl gelebt? Womit haben sie sich beschäftigt in einer Zeit, in der es kein Internet, keine Smartphones, keine Clubs und kein Fernsehen gab? Keine Tonträger? Was haben sie für Musik gehört?
Nun, in Zeiten der Monarchie war es nicht jedem vergönnt überall hinzugehen und ein Konzert zu besuchen. Ein König regierte das Land und bestimmte über die Geschicke und das Wohl des Landes.
Dieser König hiess 'Friedrich der Große', oder 'Friedrich der II.', manchmal auch bekannt als der "alte Fritz". Welche Bedeutung er heute noch hat erkennt man daran, dass nach fast über 300 Jahren (!) "seine" Musik in unserer Welt immer noch gespielt wird. Was glaubt Ihr: werden in 300 Jahren Adele, Tim Bendzko oder Beyoncé noch irgendjemanden etwas sagen? Ich weiss es nicht und Ihr wahrscheinlich auch nicht!
Warum also ist diese Musik noch immer so wichtig und bedeutend? Auf seinem Album 'Flötenkönig' ist Emmanuel Pahud genau dieser Frage nachgegangen, hat sich viele Gedanken gemacht und ein fantastisches Doppel-Album aufgenommen. Ob 'Friedrich der II' nach heutigen Maßstäben ein cooler Typ war was die Musik betrifft, vermag ich nicht zu sagen, nur damals war er ein Star und von vielen wirklichen Superstars seiner Zeit umgeben, die da hießen: Johann Sebastian Bach oder Carl Philipp Emanuel Bach. Gemeinsam schrieben sie Musik und gaben Konzerte.
Der alte Fritz war ein begeisterter Flötenspieler. Er spielte nicht nur dieses Instrument, sondern komponierte auch selber die Musik dazu. Wer wissen will wie die geklungen hat, zu was für einer Musik die Menschen damals "chillten" und was am Hofe abging, der sollte in diese CD's hinein hören und sich durch das tolle Booklet stöbern!
Es macht wirklich sehr viel Spass in die Vergangenheit und die Kompositionen von u.a. Bach, Benda, Quantz und Anna Amalia von Preußen abzutauchen, denn Emmanuel Pahud hat's voll drauf und rockt die Bude! Und wie! Ich wette, jeder von Euch musste irgendwann einmal in der Jugend Blockflöte spielen, weniger aus eigener Motivation, sondern weil die Eltern das wollten. Dann könnt Ihr Euch bestimmt noch an die ersten Übungen erinnern. Was Friedrich angeht, so war er wie alle Jugendlichen ein Rebell. Nur hier im umgekehrten Fall: sein Vater wollte aus ihm einen Soldaten formen, er jedoch liebte die Musik und spielte heimlich Flöte.
Mal ganz ehrlich: der Klang dieses Instrumentes ist schon ein wenig verführerisch, oder? So empfand ich es auch. Ich selbst habe früher viel Klavier gespielt und beschäftigte mich in der Klassik eher mit der Musik eines Ludwig van oder auch Wolfgang Amadeus. Ich liebte (und liebe noch immer) v.a. die Klavierkonzerte. Flöte? Barock? Eher nicht mein Ding! Warum? Die üblichen Vorurteile! Das hat sich nach dieser Doppel-CD geändert. Mann muss immer nur den ersten Schritt wagen. Der Reiz dieser Konzerte, sprich eines Solisten mit dem Orchester besteht darin, wie sich beide miteinander unterhalten und "gegeneinander" spielen, daraus erwächst eine unglaubliche Dynamik und "es geht voll ab!"
Ja, Ihr werdet lachen und sagen der spinnt! Aber so war es vor hunderten von Jahren in diesem Teil und in dieser Kultur unserer Erde. So wurde damals Musik gemacht. Es lohnt sich wirklich darauf einzulassen. Wer neugierig ist und wissen möchte, was damals alles in Europa so vor sich ging, welche Strömungen vorherrschten, welche Bedeutung die Flöte im 18. Jahrhundert hatte, dem empfehle ich einen Blick in das sehr schön gestaltete Booklet mit vielen Bildern und Erklärungen.
http://www.emiclassics.de/emmanuelpahud
Weihnachten steht vor der Tür. Wer mal ein etwas anderes musikalisches Geschenk unter den Baum legen möchte, dem sei die Hommage an Friedrich den Grossen und seine Musik sehr zu empfehlen.
Mit kammermusikalischen Grüssen aus Preußen,
Rick Deckard