Days Of Heaven - Ennio Morricone
Ennio Morricone. Wie lange ist es her, dass ich Musik von diesem begnadeten Komponisten nicht gehört habe? Morricone musste in der Vergangenheit das gleiche Schicksal erleiden wie einst Elmer Bernstein, der nach seiner grandiosen Musik zu 'The Magnificent Seven' fortan nur noch als "Western-Guy" bezeichnet wurde. Dabei ist Morricones Discografie um ein vielfaches bedeutender und reichhaltiger, als allein seine Beiträge zu den Sergio Leone Filmen.
Als ein eindringliches Beispiel möge sein Score zu dem Film 'Days Of Heaven' herhalten. Der von Terrence Malick im Jahr 1978 gedrehte Film mit Richard Gere, Brooke Adams und Sam Shephard in den Hauptrollen gilt als einer der faszinierendsten Filme der 1970'er Jahre und als einer der schönsten, die je gedreht wurden.
Aus unerklärlichen Gründen habe ich diesen Film, obwohl ich ein grosser Bewunderer von Malick bin, noch nie gesehen. Das gilt es schnellstens nachzuholen. Der Film ist ein Drama, eine Liebesgeschichte, welche zu Zeiten der Industrialisierung in Texas zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt. Malick drehte erst 20 Jahre (!) danach seinen nächsten Film: Der schmale Grat.
Die Musik ist unüberhörbar in der musikalischen Tradition der Südstaaten verwurzelt, mit Gebrauch von Fiddle und Banjo (Enderlin und Swap Dance).
Der Komponist selber geht aber über diese Eigentümlichkeiten hinaus und verschafft, durch den Gebrauch eines kleines Orchesters mit sehr viel Atmosphäre verströmenden Melodien, dem Film einen eigenen, seinen Nachhall.
Die Musik beginnt eigentümlich mit einer Fremdkomposition (Aquarium aus Le Carnaval des Animaux von Camille Saint-Saens), es folgt ein kurzer Filmdialog und darauf ein Song.
Der Score selbst hat bedächtige und ruhige Passagen sowie vereinzelt einen meditativen Charakter, aber auch aufwühlende, dramatische und beunruhigende Momente (The Fire). Mit 36:52 min ist er angenehm kurz und wunderbar zu hören. Kenner werden die Stilmittel des Italieners (The Chase) sofort heraushören, Novizen werden überrascht sein über die Vielseitigkeit des Komponisten. Ungewöhnlich optimistisch und heiter klingt er aus mit dem Titel gebenden Thema und dem Grillen von Zirpen ... .
2011 veröffentlichte das renommierte Label Film Score Monthly in seiner Reihe 'Silver Age Classics' die vollständige Musik auf CD, mit einem sehr informativen Booklet und sehr guter Klangqualität.
Days of Heaven von Ennio Morricone war ein schöner und abwechslungsreicher Ausflug in die musikalische Welt des grossen Filmmusikkomponisten und hat einen grossen Anreiz geschaffen: Den Film von Malick endlich zu sehen!
Aus Texas,
Rick Deckard