Das finstere Tal - Andreas Prochaska

von Rick Deckard  -  14. September 2014, 14:03

Das finstere Tal - Andreas Prochaska

Ein Mann reitet in ein Tal, ein Dorf, das von der Aussenwelt abgeschnitten zu sein scheint. Er ist Fotograf und sucht ein Quartier für den Winter. Der Fremde wird misstrausich beäugt, aber als er genügend Geld bietet, wird er auf einem Hof bei zwei Frauen untergebracht. Das Dorf scheint von einem mächtigen Bauern und seinen Söhnen regiert zu werden. Es herrscht eine niedergedrückte Stimmung. Eine Hochzeit steht bevor. Der Winter kehrt ein. Plötzlich werden 2 Söhne des Bauern tot nacheinander aufgefunden ... .

Das ist er Auftakt zu einem exzellenten Western und Heimatfilm. Der Regisseur Andreas Prochaska huldigt definitiv 'Il Grande Silenzio' von Sergio Corbucci, belässt es aber nicht bei einer blossen Hommage, sondern entwickelt eine eigene Geschichte und Bildersprache. 

'Das finstere Tal' ist ein abgrundtief düsterer Film, aber keineswegs nihilistisch wie sein grosses Vorbild. Es ist finster und unglaublich kalt. Es ist unwirtlich und die Menschen sind wenig einladend. Gesprochen wird selten und wenn, dann nur wenig. Erst nach und nach erfährt der Zuschauer warum der Fremde in das Dorf kam und beginnt die Zusammenhänge zu verstehen. Dabei bedient sich der Regisseur stilitisch eines voice-over, einer weiblichen Erzählstimme aus dem Off.

Was ungemein faszinierend an dem Film ist, ist die Tatsache, dass es in Österreich und Deutschland scheinbar doch möglich ist grossartige Filme zu drehen, dazu auch noch einen klassischen Western (!), der durchsetzt ist mit Elementen des Heimatfilms. Diese Fusion gelingt blendend. Der Erzählrhythmus und der Schnitt sind grossartig. Das Tempo ist langsam und bedächtig, aber kaum spürbar gelingt es Cutter und Regisseur die Spannungsschraube anzuziehen. 

Technisch ist der Film hervorragend inszeniert, allen voran auffallend ist neben dem Schnitt die wunderschöne Ausleuchtung der Innenaufnahmen und die brillante Farbfotografie. Dem Kameramann Thomas Kiennast gelingt es prächtige Aufnahmen in Cinemascopeformat hinzulegen, mit einer z.T. monumentalen Pracht. Diesem Kameramann steht eine grosse Karriere "bevor".

http://www.kiennast.info/main.woa

Komponist Matthias Weber unterlegt die Bilder mit einer äusserst atmosphärischen, sehr unheilvollen, rhythmischen Musik, die perfekt mit den Bildern harmoniert und diese unterstützt. Ein erstklassiger Soundtrack, der jedoch abseits der Bilder nur eingefleischten Filmmusik-Hörern gefallen dürfte.

http://www.matthiasweber.com​

Die schauspielerischen Leistungen sind sehr gut, gerade deswegen, da wenig mit Worten, sondern viel mehr über den Ausdruck im Gesicht kommuniziert wird. Das erfordert grosses Können, um nicht unglaubwürdig zu wirken. Alle Darsteller bewerkstelligen das mit Bravour. Sehr bezaubernd und herauszuheben ist die Darstellerin der Luzi, Paula Beer. Gerade in ihrem Gesicht lassen sich die Emotionen besonders gut ablesen.

'Das finstere Tal' ist ein grandioser Film, sowohl den Produzenten als auch Regisseur Andreas Prochaska ist es zu danken, für den Mut als auch die Vision, solche Ideen umzusetzen. Für Filme dieser Art wurde das Kino erfunden.

2 Tipps noch: Schalten Sie Untertitel ein und schauen Sie sich nicht den Trailer vorher an, es wird zuviel verraten.

"Die Freiheit ist ein Geschenk, dass sich nicht jeder gern machen lässt."

Aus Tirol,

Rick Deckard

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: