Wunderbare Jahre – Coming of Age

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  21. März 2012, 14:23  -  #Fernsehen

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Kevin: "Dieser Sommer brachte mir die große Offenbarung, dass meine Eltern plötzlich zu Vollidioten geworden waren."

Es ist fürchterlich! Nie bin ich zufrieden. Da liegen im Wohnzimmer  mindestens 1.000 Stunden zu sichtendes Serienmaterial rum, die Regale mit dem persönlichen Filmarchiv brechen zusammen und was nicht da ist kann ich mir jederzeit besorgen.

Vergessene Klassiker (z.B. Trocadero – Bleu Citron) http://www.lomax-deckard.de/article-trocadero-bleu-citron-michael-schlock-101674184.html kann ich mir auf youtube.com ansehen, andere finde ich für wenige Euros (ab sofort bitte youros aussprechen!) im Krabbeltisch beim Elektronikhändler (z. B. Ein Colt für alle Fälle) http://www.lomax-deckard.de/article-ein-colt-fur-all-66901659.html

Trotzdem denke ich mindestens einmal in der Woche an Kevin Arnold aus der amerikanischen Serie „Wunderbare Jahre“ zurück.

Die Serie handelt vom Erwachsenwerden eines Jugendlichen in den 60er Jahre der USA. Die geschichtlichen, gesellschaftlichen und popkulturellen Veränderungen und Ereignisse dieser Zeit, tauchen zwar am Rande der Geschichten auf, stehen aber nicht mahnend, pädagogisch und kritisch im Mittelpunkt. Im Mittelpunkt steht die durchschnittliche Familie Arnold und deren Leben mit allen Höhen und Tiefen eines solchen Lebens. Und genau das ist der Trick der Produktion. Das Kleine greifbare, zarte Pflänzchen Familie im großen Universum der unaufhaltbaren Veränderung.

Absolut bestechend an dieser Serie ist der musikalische und popkulturelle Hintergrund, die sympathischen Darsteller und folgende dramaturgische Einzigartigkeit: Die einzelnen Folgen sind von der Off-Stimme des Protagonisten Kevin Arnold (Fred Savage) umklammert. Zu Beginn jeder Folge wird kurz in die Geschehnisse er Familie Arnold eingeführt und über die allgemeine politische Großwetterlage informiert.  Das Ende wurde meist mit einem Zitat oder einer rührseeligen verbalen Zusammenfassung beschritten, montiert mit zeitgemäßer Musik von den Byrds bis Simon & Garfunkel.

Ein dauernder tränentreibender, berührender  Prozess war diese Serie, weil man ständige so ergriffen war, vor eigenen Erinnerungen, der Sehnsucht nach Amerika, nach den sechziger Jahre, dem Wunsch eine eigene Familie zu haben und einfach nur normal, aber glücklich und aufrichtig zu leben.

Nach fünf Staffeln war Schluss! Die Zeit raste dahin, die Hauptdarsteller wurden schneller erwachsen als die Rollen die sie spielten. Jahre lang machte das Gerücht die Runde, dass  Josh Saviano, der die Rolle des besten Freundes von Kevin Arnold (Paul Peiffer) gespielt hat, in Wirklichkeit der Sänger Marilyn Manson ist.

Auf der verzweifelten immerwährenden Suche nach DER Neuigkeit der DVD-Veröffentlichung, bleibt die gängige Argumentation, dass es diese niemals geben wird, da es zu aufwendig und kostenintensiv sei‘, nachträglich die ganzen Rechte der verwendeten Songs zu erhalten.

Was bleibt ist die Erinnerung, die inzwischen so staubig wie ein alter Super-8-Film ist oder die Hoffnung, dass sich einer der deutschen Fernsehserien erbarmt eine Neuausstrahlung zu starten.

Dazu gehört aus meiner Sicht kein Mut und auch keine Angst vor verschwindend geringen Einschaltquoten, sondern das Wissen um solche vergessenen Schätze!

Aus der Schreibstube an die Redaktionen unserer digitalen, privaten und öffentlichen Fernsehsender!

Alan Lomax

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