Wolfman
Grundsätzlich habe ich etwas übrig für gute Horrorfilme, Werwölfe, Vampire und auch Wolfmänner. An zwei gute Vertreter diese Genres aus "jüngerer" Zeit erinnere ich mich spontan, American Werewolf von John Landis und Bram Stoker's Dracula von Francis Ford Coppola. Beide waren auf ihre Art interessante und innovative Filme, sowohl optisch als auch von der Dramaturgie und Spannung. Seit der Erfindung des Kinos lassen sich die Besucher von übernatürlichen Kräften, Dunkelheit, Wesen zwischen den Welten unterhalten und fast immer ist es eine Variation des Themas 'Beauty And The Beast'. Nicht zu vergessen die Filme aus den legendären Hammer Studios und der Vorläufer zu diesem hier genannten Film mit Lon Chaney in der Hauptrolle, der als Klassiker gilt.
Also ging ich schon mit einer gewissen Erwartungshaltung an Wolfman. Regisseur Joe Johnston war mir v.a. bekannt durch seinen Film 'The Rocketeer' und dem grossartigen Abenteuerfilm 'Hidalgo'. Jetzt hat er sich an die Neuverfilmung eines Klassikers gewagt mit einer zumindest auf dem Papier erlesenen Besetzung, als da wären Anthony Hopkins, Benicio Del Toro und Emily Blunt, daneben Geraldine Chaplin, Art Malik und der als Mr. Smith zur Berühmtheit gelangte Hugo Weaving aus Matrix.
Die ersten 25 min des Films sind absolut faszinierend und grossartig in jeder Hinsicht, angefangen vom Spannungsaufbau, Rhythmus und v.a. der Kamera, die wunderbar betörende und düstere Bilder aus dem Moor, der Landschaft Englands und der dörflichen Gemeinschaft sowie aus dem Inneren eines herrschaftlichen Anwesens zeigt. Sowieso muss an dieser Stelle das schöne und sehr detailgenaue Set Design erwähnt werden, dass eine tolle und zeitgerechte Atmosphäre kreiert. Die Ausleuchtung ist effektiv und es wird eine bedrückende Stimmung erzeugt.
Leider macht der Film einen Fehler am Anfang der eigentlich gegen eine goldene Regel dieses Genres verstösst: bereits in der Anfangssequenz bekommt der Zuschauer das Monster, wenn auch nur kurz, zu Gesicht. Damit verpufft sofort die erste Spannungsblase, denn wie wir wissen macht dem Menschen das unbekannte und nicht sichtbare immer mehr Angst als die direkte Präsentation, dafür gibt es unzählige Beispiele, Alien sei hier als bestes Beispiel genannt.
Nach den ersten 25 min wird der Film und auch die Umsetzung leider immer banaler und sorgt in einigen Szenen für unglaublich unfreiwillige Komik. So, als z.B. die erste grosse Attacke des Wolfman erfolgt. Hier zeigt sich bereits, dass uns in der folgenden Stunde Edel Trash der Extraklasse erwartet. Die Szene quillt über vor Splatter und sensationell schlecht gefilmten Attacken. Sowieso musste ich feststellen, dass die Animation eines solchen Monsters, gerade mit den heute zur Verfügung stehenden Mitteln, schlecht gestaltet war, obwohl der Spezialist Rick Baker am Werk war, der sich in der Vergangenheit durch innovative und effektvolle Masken hervor getan hatte. Man muss häufiger schmunzeln, wenn man den Wolfman sieht und Angst einflössend ist er auch nicht, leider.
So kommt es, was der Zuschauer bereits früh erahnt, dass Del Toro zum Wolfman mutiert und fortan sein Unwesen im Moor und in den Wäldern treibt. Warum das so ist und was dahinter steckt, wird dann mit einer recht skurrilen Geschichte erklärt. Wer dann den Dämon auf welche Weise rettet? Dreimal darf geraten werden! Dazwischen liegen Verfolgungsjagden auf den Dächern von London und allerlei Hokus Pokus.
Was den Film aber trotzdem sehenswert macht sind die Schauspieler, wobei sehenswert eher ironisch gemeint ist. Benicio Del Toro ist eine grandiose Fehlbesetzung: so viel Mühe er sich auch geben mag, er passt einfach nicht in das viktorianische England des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit seinem dunklen Teint und seiner schlechten Frisur. Die Verwandlung sorgt für höchstes Amüsement. Keine Ahnung, wer auf die Idee gekommen ist diesen Schauspieler für eine solche Rolle zu besetzen. Das ganze wird aber noch furios getoppt durch eine der schlechtesten Darstellungen aller Zeiten: Tony Hopkins als Vater der ein dunkles Geheimnis birgt. Keine Ahnung was Hopkins, ausser dem Salär, noch geritten hat hier mitzuspielen? Die Schlusssequenz in dem er eine Kampf hat, soviel sei verraten, ist famoser Ultra-Trash und ich musste lauthals lachen ob solchen Unsinns. Hugo Weaving mit seinem Backenbart als Kommissar ist eher Beiwerk. Einzig Emily Blunt fällt positiv auf, eine viel versprechende Aktrice.
Danny Elfman hat übrigens eine sehr passende und exzellente Musik zu dem Film geschrieben!
Wer an einem regnerischen Tag Lust auf lockere Unterhaltung bei einem erstklassigen Bier hat, dem sei dieser Film empfohlen. Spass macht er bei allem zwischendurch aufblitzendem Grusel alle male und sorgt in diesem Wechsel aus Spannung, Trivia, Gothic Horror und Trash für beste Kurzweil.
Wie man so etwas hätte verfilmen können, wenn auch andere Geschichte und Ausgangsbasis, zeigt Tim Burton mit Sleepy Hollow (mit dem legendären Chris Walken als 'Der Hesse' (!)).
Rick Deckard
link zum Trailer auf You Tube