Tom Cruise ist Jack Reacher: Christopher McQuarrie überzeugt mit einem Old School Thriller
Ein fabelhafter Thriller! Ich kann die ganzen schlechten Kritiken in den Gazetten und im World Wide Web nicht nachvollziehen. Jack Reacher mit Tom Cruise in der Hauptrolle fesselt vom Anfang bis zum Ende auf der ganzen Linie. Ich glaube ein Don Siegel hätte diesen Film sehr gemocht. Endlich einmal ein Film, bei dem der Slogan "Film ab, Alltag aus!" Sinn macht. So müssen sich Menschen gefühlt haben, die in weit vergangenen Zeiten aus dem Kino kamen: Gute Unterhaltung und etwas mehr als das. 2 Stunden und 10 min perfekt inszenierter Thrill mit einer Hommage an das Action-Kino vergangener Tage. Herrlich analoges Entertainment.
Cruise spielt in seinem neuen Film einen ehemaligen Militärpolizisten, der ... , ich höre auf an dieser Stelle zu erzählen, da jedes Wort zur Handlung ein Wort zu viel wäre. McQuarrie schafft es, von der ersten Minute des Films an eine unglaubliche Spannung aufzubauen und diese über die gesamte Zeit aufrecht zu erhalten. Keine einzige der über 120 min ist langweilig. Straff und konsequent führt eine Szene nur nächsten, nach und nach wird das Dickicht aufgelöst, Charaktere kommen hinzu (und verschwinden) und der rote Faden hierbei ist der Hauptcharakter selbst.
Der Drehbuchautor William Goldman hätte seine wahre Freude an der Dramaturgie gehabt, ich empfehle seine beiden Bücher 'Wer hat hier gelogen' und 'Das Hollywood Geschäft' in diesem Zusammenhang zu lesen. Tom Cruise, bzw. sein Charakter Jack Reacher, wird präzise, mit allen Mitteln der Filmkunst in die Handlung eingeführt. Und so wie es sein soll, hat der Held stets alles im Überblick.
Seitens der Inszenierung versprüht der Film wunderbar anzusehende Old School Mentalität. Es gibt sogar eine Titelsequenz. Alles wirkt authentisch und handgemacht. Neben dem famosen Spannungsaufbau überzeugt der Film durch klare und sauber inszenierte Action-Szenen, einschließlich einer superb fotografierten Verfolgungsjagd. Cineasten hier und auch an anderen Stellen des Films aufgepasst! Achten Sie z.B. auch einmal darauf, welcher Film in einer bestimmten Szene im Hintergrund auf einem Fernseher läuft.
Das Casting ist übrigens noch eine Zeile wert. Neben Werner Herzog(!), der einen richtig fiesen Bösewicht spielt, taucht ein alter Hollywood Recke auf, den allein auf der Leinwand zu sehen grosse Freude bereitet und der Film lohnt. Rosamunde Pike als weiblicher Gegenpart spielt sensibel und verletzlich zugleich.
Natürlich hapert es hier und dort an kleinen Ungereimtheiten, aber mal ehrlich: Welcher Film ist schon perfekt? Ich zumindest habe mich nicht daran gestört. Die Musik von Joe Kramer ist hervorragend auf den Film abgestimmt, der Sound im Allgemeinen ist sehr kraftvoll und im Kino eine Wonne. Die Kamera führte der meisterhafte Caleb Deschanel.
Jack Reacher ist ein grossartiger Thriller, der in der Summe eine verquere Mischung aus einem perfekten B-Movie und einem Masterpiece ist. Vielleicht geht auch gerade der Gaul mit mir durch, weil ich das Kino so liebe!
Aus einem fahrenden Bus,
Rick Deckard