Skyfall von Sam Mendes - James Bond ist auf dem richtigen Weg
Der neue Bond ist ein unterhaltsamer und spannender Thriller geworden. Er beinhaltet Momente, die einen jeden Bond Fan schmunzeln lassen. In erster Linie sind es die Szenen, in denen der Regisseur und die Produzenten dem Franchise auf ihre Art eine Hommage erweisen, seien es Reminiszenzen an die Filme eines Sean Connery oder elementare Bestandteile der so erfolgreichen Serie.
Die Pre-Titel Sequence ist perfekt geschnitten, äusserst rasant, lässt einen kaum Zeit zum Luft holen und ungemein spannend. Adele's Song wurde schon so oft auf allen möglichen Radiosendern und diversen Orten gespielt, dass es keinen "Aha-Effekt" mehr gab. Er steht aber in der Tradition der klassischen Bond Songs und erfüllt seinen Zweck, genauso wie die Musik eines Thomas Newman, über die bereits im Vorfeld (zu) viel diskutiert wurde. Die Ökonomie in der Verwendung des klassischen Themas macht den Reiz der Musik aus, die Komposition selbst bietet keine grossen Überraschungen.
Daniel Craig kommt der Intention eines Ian Fleming vermutlich sehr nahe und ist, das kann man bereits jetzt sagen, einer der besten Bonds der Reihe. Craig porträtiert den Agenten mit einer ausgewogenen Mischung aus 'Mann von Welt', Charme, Humor und Härte sowie Prinzipientreue. Dabei gelingt es den Drehbuchautoren dem Charakter Tiefe einzuhauchen, wenn auch hier und dort eine Prise zu viel des Guten. Der neue Realismus steht dem Charakter und der Serie, mit ihm laufen die Macher aber meines Erachtens auch Gefahr sich zu sehr von den Eigenheiten eines James Bond Filmes zu entfernen. Zeitweise erinnert Skyfall an ein Drama mit Motiven, die mit einem Agententhriller eigentlich wenig gemeinsam haben. Vielleicht besinnen sich die Autoren und Produzenten in Zukunft mehr auf die Stilmittel eines Thrillers, v.a. in der Konstruktion der Handlung.
Die ist mit dem ewigen Spiel "Gut gegen Böse" angepasst an die Neuzeit und verzichtet auf den Größenwahn früherer Bösewichte. Jedoch klaffen in vielen Szenen eklatante Logiklöcher, die die Stirn zum runzeln bringen. Nicht schlimm, denn wann hat Logik je eine Rolle bei den Bond Filmen gespielt? Der Zuschauer merkt jedoch, wann man ihn an der Nase herumführt, wie ich auch den Kommentaren einiger Zuschauer im Saal entnehmen konnte. Trotzdem die Geschichte spannend erzählt ist, mangelt es an vielen Stellen einer Schlüssigkeit, die zumindest den minimalen Anforderungen Stand hält.
Abseits dieser Kritik jedoch erfüllt Skyfall alle Erwartungen: ein Held, der stets den Überblick behält, exotische Schauplätze, wohl dosierter Humor, jede Menge Action und ... und einen Bösewicht. Was wäre James Bond ohne seinen Gegenpart? Hier ist es Javier Bardem, der einen gefallenen Engel verkörpert und auf Rache sinnt. Es gibt für Bardem eine grosse Szene im Film, als er Bond zum ersten Mal begegnet. Hier zeigt sich sein perfektes Timing, eine exzellente Körperbeherrschung und ein nuanciertes (Mienen-) Spiel. Was ihm jedoch fehlt ist die Bedrohlichkeit, das Maliziöse. In den folgenden Szenen steht sein Charakter, seine Darstellung oft an der Grenze zur Karikatur, zum comichaften. Das verwässert ein wenig diesen so gewichtigen Gegenpart.
Mit Skyfall sind die Macher nach dem eher schwachen 'Ein Quantum Trost' auf dem richtigen Weg Daniel Craig und die Figur des James Bond in ein neues Zeitalter zu führen. Hier und dort noch einige Veränderungen an bestimmten Stellschrauben, eine kompaktere Handlung und etwas mehr Martini, Nonchalance und BÖSEwicht und der Fan ist vollends zufrieden.
Man munkelt, dass ein gewisser Christopher Nolan die Regie des nächsten Abenteuer übernehmen soll.
This is not the end. Hold your breath and count to ten ... .
Aus der National Gallery einen Turner bewundernd mit einem Courvoisier in der Hand,
Rick Deckard