Boardwalk Empire, 2. Staffel - Eher mau als wow!

von Rick Deckard  -  18. November 2012, 21:45  -  #Fernsehen

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Es ist das Los so vieler amerikanischer Fernsehserien, dass sie nicht halten können, was die 1. Staffel verspricht, fast vergleichbar mit dem berühmten zweiten Album von Popmusikern: Die Erwartungen sind hoch, weil der Erstling so grandios war. Diese Erwartungen kann die 2. Staffel von Boardwalk Empire nur bedingt erfüllen. Das liegt v.a. an der Handlung, der Stringenz der Erzählweise. In vielen Folgen wird Nebenplots und Nebencharakteren zu viel Bedeutung und zu viel Gewicht beigemessen. Die Autoren gehen hierbei so sehr in die Tiefe, dass der rote Faden der Geschichte zu einem bleichen rosa verkommt. Immer wieder erreicht die Qualität für einen bestimmten Moment Soap Opera Niveau. Beziehungen werden ausgelotet und Motive der Handelnden herausgearbeitet, die im Grunde wenig von Bedeutung sind. Das trübt die Euphorie, geht es hier doch im Wesentlichen um die Machenschaften von Gangstern während der Ära der Prohibition.

Eine straffe Inszenierung und vielleicht 3-4 Folgen weniger und auch die 2. Staffel wäre so sehenswert gewesen wie die erste. Der Mix aus Thrill und Drama gerät ins Ungleichgewicht, was wiederum die Motivation mindert, die Serie (weiter) zu sehen.

Abseits hiervon hält die 2. Staffel den Standard mühelos. Die Ausstattung ist opulent und die schauspielerischen Leistungen sind sehr gut, allen voran Steve Buscemi, für den der Charakter des Enoch "Nucky" Thompson zu einem Alter Ego wird. Boardwalk Empire vermittelt sehr plastisch die vorherrschende Atmosphäre während der Prohibition in einer grossen amerikanischen Stadt. Politik, Korruption und Gewalt stehen an der Tagesordnung. Geld bringt, was verboten ist. Die Gesellschaft frönt der Dekadenz und Moral gibt es so gut wie keine, zumindest in den Kreisen, in denen die Geschichte spielt. Das muss man den Produzenten lassen, in diesen Belangen gehen sie keine Kompromisse ein.

So bliebt zu hoffen, dass sich der Sender und die Macher an die Qualität der Eröffnung besinnen und das Epos straff weiter spinnen. Vorlagen gibt es genug.

Aus dem Ritz,

Rick Deckard

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