Shooter von Antoine Fuqua - Ein vergessener Thriller

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  5. Februar 2012, 16:31  -  #Filme

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Ein Film, der in der Masse der schlechten Actionfilme leider untergegangen ist.

Dabei ist der 2007 von Antoine Fuqua gedrehte Film ein exzellenter (Action)Thriller mit klarem Verweis und großem inhaltlichen Bezug auf die Siebziger Jahre. Ich habe mir den Film in den letzten Jahren wiederholt angesehen und nie hat er von seinem Reiz verloren geschweige denn gelangweilt, obwohl ich die Handlung bereits kannte.

Der Grund hierfür ist die geradlinige Erzählweise, ohne ablenkende oder unnötige Nebenhandlungen, mit einem perfekten Spannungsaufbau. Zur Handlung nur soviel: Wahlberg spielt einen Ex-Marine und Scharfschützen, der sich nach einem Einsatz in Afrika vom aktiven Soldatenleben zurückzieht und eines Tages von Regierungsbehörden aufgesucht wird um ein bevorstehendes Verbrechen zu vereiteln. Die Beamten erhoffen sich Hinweise von ihm aufgrund seiner Kenntnisse ... .

Der Zuschauer wird zwar schnell darüber aufgeklärt, was warum geschieht, trotzdem vermag es der Regisseur den Zuschauer zu fesseln. Action-Szenen und Dramaturgie halten sich stets die Waage und mit gekonntem Timing geht es Schritt für Schritt auf das Finale zu ... .

Der Film erinnert in seiner phasenweisen Paranoia stark an die entsprechenden Filme aus den Sechzigern und Siebzigern. Der Protagonist irrt durch die Welt, ist verunsichert und sein Wertesystem bröckelt. Wobei bei diesem Film weniger der Schwerpunkt auf Gesellschaftskritik und Politik gelegt wird. Dafür stehen Action und Thrill im Vordergrund und die können sich sehen lassen.

Unbeirrt und einem eigenen Moralkodex folgend schreitet Bob Lee Swagger, so der von Wahlberg gespielte Charakter, konsequent voran und erinnert damit sehr nicht nur an das Machismo eines Charles Bronson oder Clint Eastwood, sondern auch an deren Unerbittlichkeit und Lakonie. Mark Wahlberg verkörpert diesen Charakter glaubwürdig und ist in seiner Motivation nachvollziehbar, wobei sicherlich reaktionäre Tendenzen offensichtlich sind. Prompt wurde dem Film auch der in solchen Fällen übliche 'Aufruf zur Selbstjustiz' unterstellt. Ganz falsch ist der Vorwurf nicht, aber vergessen wir nicht: es handelt sich um einen Unterhaltungsfilm.

Wahlberg steht einem Triumvirat gegenüber, das ebenfalls zu glänzen weiß: Danny Glover, Elias Koteas und (der ewig unterschätzte!) Ned Beatty. Alle drei können ihre Nebenrollen sehr gut ausgestalten.

'Shooter' besticht neben seiner Handlung und den Hauptfiguren auch durch die wechselnden Schauplätze und seine Fotografie, gerade zu Beginn und gegen Ende des Filmes, dazwischen aber auch mit vielen dunklen und halbdunklen Einstellungen, die für eine drückende Atmosphäre sorgen. Verantwortlich hierfür ist der Kameramann Peter Menzies, Jr. Mark Mancina schrieb die Musik, die sicherlich zweckdienlich ist, aber abseits der Bilder nicht überzeugt.

Eine Anmerkung noch zum Regisseur Antoine Fuqua: wer seinen Film 'Training Day' mit Denzel Washington noch nicht gesehen hat, der sollte dies schleunigst nachholen, nicht nur spielt Washington hervorragend, der Film ist enorm spannend. Fuqua, geb. 1966 in Pittsburgh, Pennsylvania,  drehte vor seiner Filmkarriere Musikvideos für Arrested Development, Prince, Coolio und Stevie Wonder. Zuletzt drehte er 2010 'Gesetz der Straße'.

'Shooter' ist ein perfekt durchkomponierter Actionfilm mit einer sehr spannenden Handlung und in Teilen eine eindeutige Reminiszenz an gleich gesinnte Filme aus vergangenen Jahrzehnten.

Ein zu Unrecht vergessener Thriller.

Rick Deckard

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