facebook

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  4. Februar 2012, 15:34  -  #Kommunikation

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Eine Frage die mich schon immer beschäftigt hat ist: Warum tun Menschen etwas? Was motiviert sie es zu tun?

Das "soziale" Netzwerk Facebook ist ein integraler Bestandteil unserer Gesellschaft geworden und nicht mehr aus ihr wegzudenken.

Diese Aussage ist in stets wiederkehrenden Fragen begründet, die ich bei der Arbeit gestellt bekomme:"Sind Sie bei Facebook?"

Die ich dann immer verneine.

"Warum nicht?" kommt sofort hinterher.

"Warum sollte ich?" frage ich.

Als Antwort kommt meistens: "Ist doch cool, dann können wir uns austauschen und uns gegenseitig Info's und Bilder zuschicken!"

"Das können wir doch auch so, heute, hier, während der Arbeit oder danach, wenn sich die Zeit ergibt. Reden Sie doch mit mir!" gebe ich zurück.

Auf diese Aussage folgt in den allermeisten Fällen Stille oder Floskeln wie "Das ist doch langweilig!"

Beunruhigend.

Will man etwas bewerten oder eine halbwegs verlässliche Aussage treffen, so sollte man einen Vergleich anstellen. Der einfachste der sich bietet und auch der effektivste ist: 'Früher - Heute'.

Der Slogan von Facebook: „Facebook ermöglicht es dir, mit den Menschen in deinem Leben in Verbindung zu treten und Inhalte mit diesen zu teilen.“

Was habe ich früher, als es das Internet nicht gab, getan, um mit Menschen in Verbindung zu treten um Inhalte mit ihnen zu teilen? Ich habe sie angerufen, sie persönlich aufgesucht oder ihnen einen Brief geschrieben. Mit welchen Menschen? Die, die mir nahe standen, die ich zu meinen Freunden zählte oder vielleicht guten Bekannten. Was waren die Vorteile: direkter Umgang miteinander, von Angesicht zu Angesicht. Teilen menschlicher Emotionen. Wahrnehmung von Gestik und Mimik. Die Nachteile: Briefe brauchten eine gewisse Zeit um anzukommen. Häufig waren die Menschen in meinem Leben nicht anzutreffen oder gingen nicht ans Telefon.

Wie ist es heute? Heute tauschen Menschen Informationen in Bruchteilen von Sekunden weltweit aus. Bilder, Musik, Inhalte können in jedweder Form rasend schnell ausgetauscht werden. Immer hat man Zugriff auf die neuesten Aktivitäten seiner Freunde. Vorteil: jeder ist überall und immer erreichbar. Nachteil: wenn man es denn so eingestellt hat, können Dritte einsehen was man selbst oder andere gerade tun.

Vergleicht man also das 'heute' mit 'früher', so hat sich im Grunde doch nichts geändert. Warum sollte man Facebook also kritisieren? Im Grunde passiert doch genau das, was man damals gemacht hat, nur mit moderneren technischen Mitteln.

Also, alles super und entspannt und cool oder?

Ist es nicht.

Vorab: Mich fasziniert die Tatsache, welchen Wandel der Begriff "Freund" im Laufe der Jahre vollzogen hat. Wenn ich auf Facebook Seiten bin, haben dort viele Menschen ganz viele Freunde. Unglaublich. Ich habe nur einen, den ich als einen solchen bezeichnen würde.

Um auf die Eingangs erwähnte Frage zurückzukommen: warum also geben Menschen so viele intime Daten und Details von sich preis, melden sich anonym an, riskieren, dass ihre Daten benutzt werden könnten, vertrauen vollkommen unbeschwert persönliche und intime Dinge Dritten an ohne zu wissen, was eigentlich mit ihnen passiert. 

Wie sagte Harald Schmidt:"Die Teilnahme an solchen Netzwerken setzt voraus, dass ich von anderen etwas wissen oder ihnen selbst etwas mitteilen will. Warum sollte ich das tun?"

Eine einfache aber präzise und inhaltlich absolut treffende Frage.

Wer kann sie mir beantworten?

Zitat Matthias Koeberlin:"Dafür ist mir meine Zeit echt zu schade."

Kann ich uneingeschränkt teilen. Um einmal kurz abzuschweifen: es gibt in der heutigen Zeit so viele Zeitkiller, die uns davon abhalten etwas wirklich sinnvolles zu tun, dass einem Angst und Bange werden kann.

Vielleicht noch eines zum Schluss: Hape Kerkeling erzählte jüngst in der NDR Talkshow, dass er einen Artikel auf seiner Facebook Seite veröffentlichte, in dem er den amtierenden Bundespräsidenten verteidigte, bzw. mit der öffentlichen Meinung nicht konform ging. Nach seinen Aussagen wurde von Facebook seine Seite, bzw. dieser Artikel gesperrt.

... .

Facebook ist für mich ein Phänomen. Eine Ausnahmeerscheinung, die ich mir absolut nicht erklären kann. Genauso, wie die vielen anderen sozialen Netzwerke auch. Ich kann die Frage, aus welchen Beweggründen Menschen etwas tun, im Hinblick auf Facebook mir nicht erklären.

Zu viele offene Fragen.

Jeder vierte (!) Deutsche ist mittlerweile Mitglied bei Facebook.

Vielleicht gibt eine Dokumentation in der ARD am 13.02.2012 um 22:45 Uhr Aufschluss über die vielen Fragen, die ich mir stelle.

Bis dahin bleibe ich weiterhin kritisch, mündig und überlege mir zweimal warum ich etwas tue.

Rick Deckard

Quellen der Zitate: Die neueste Ausgabe von TV-Spielfilm.

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