Die 5 Geächteten (Hour Of The Gun) - John Sturges
Liebe Leserinnen und Leser!
Ein grossartiger Western!
Verfilmungen über das Leben von Wyatt Earp gab es und wird es immer wieder geben. Interessant und leider zu wenig beachtet bleibt die Interpretation des Stoffes von Sturges.
Der Kampf am OK-Coral bildet den Anfang des Geschehens und nicht das Ende. Der von James Garner (auch ein Kandidat für 'Vergessene Helden'!) zurückhaltend und ungewohnt eiskalt porträtierte Charakter kommt einem vor wie ein stilisierter Rachengel. Schwarz gekleidet, unbeeindruckt und mit stoischer Miene verfolgt er nur ein Ziel: Vergeltung auszuüben an dem Mann, der für den Tod seiner Brüder verantwortlich ist. Ihm zur Seite steht der nicht minder berühmte Killer Doc Holliday, eher pragmatisch dargestellt von Jason Robards.
Die Freundschaft der beiden Männer kommt zwischen den Zeilen zur Geltung, wird aber keineswegs so ausgearbeitet und (emotional) thematisiert wie von den anderen Verfilmungen bekannt. Sowieso legen Sturges und Drehbuchautor Edward Anhalt wenig Wert auf Pathetik. Ohne Schnörkel und Love-Story wird die Handlung stetig vorangetrieben und man folgt Earp auf seinem unerbittlichen Feldzug. Sein Gegenüber Ike Clanton spielt Robert Ryan.
Was zeichnet diesen Western also aus und hebt ihn hervor? U.a. auch die prächtige Fotografie von Kameramann Lucien Ballard (bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Sam Peckinpah), der den Westen so einfängt wie der Mythos es will. Bestechende Aufnahmen in Panavision veredeln den Film und nicht zuletzt auch die Musik eines Jerry Goldsmith, der ein Thema schrieb, welches den Film in seiner nüchternen Aussage perfekt komplettiert. Ein echter Ohrwurm.
Ich ziehe diesen Western vielen anderen dieses Regisseurs vor, insbesondere seinem überbewerteten 'Die glorreichen Sieben', da 'Die 5 Geächteten' durch seine Geradlinigkeit und Stringenz beeindruckt. Kein Dialog zuviel, keine überzogenen Gesten.
Ausserdem hat der Film Style, der sich nicht nur in den Kostümen äussert, sondern auch in der Art wie die Schauspieler agieren und in Szene gesetzt werden. Das entspricht vielleicht nicht exakt den historischen Fakten, sondern ist eher dem Wunsch geschuldet, wie es vielleicht gewesen sein mag und diesen Traum gilt es ja zu verkaufen. Man achte z.B. darauf, wie Garner zu Beginn in den Film eingeführt wird, auf Körpersprache und Kamera: grosse Klasse!
Kein Wunder, wenn man diesen Film heute nochmals sieht, dass alle Jungen irgendwann einmal 'Cowboy und Indianer' gespielt haben. Wenn solche Helden über die Leinwand laufen, dann ist das nur konsequent genug.
'Cool' ist wirklich der passende Ausdruck.
Viele Western wirken über die Jahre angestaubt, dieser dagegen nach wie vor sehr modern. Ich schätze, dass er auch weitere 44 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung seinen Reiz und seine Qualitäten behalten wird.
Aus Tombstone,
Rick Deckard
link zu der grossartigen Musik (Thema) von Goldsmith auf YouTube