Cromwell - Ken Hughes
Das ist ein Film, der gemeinhin in die Kategorie Kostümschinken oder Historienfilm eingeordnet wird. Ganz so stereotyp sollte man über den Film nicht aburteilen. Er hat durchaus Qualitäten und Beteiligte aufzubieten, die ihn aus diesen Schubladen mit Recht herausziehen. Im Jahr 1970 brachte Columbia Pictures den Film in die Kinos. Regisseur war Ken Hughes, ein Brite, der Filme in vielen verschiedenen Genres drehte, Cromwell dürfte einer seiner bekanntesten sein. In dem Film geht es um das Leben von Oliver Cromwell und seinen Kampf für ein weltpolitisch und auch inländisch erfolgreiches und stabiles England im 17. Jahrhundert. Kurz vor seiner Ausreise nach Amerika wird er von einigen mächtigen Landsleuten gebeten, sich in die Politik einzumischen, da König Charles der I. Geld für einen Krieg gegen die Schotten benötigt und das Parlament dem nicht zustimmen will. Seine Einmischung mündet schließlich in einen Bürgerkrieg mit fatalem Ausgang.
Cromwell wird dargestellt von Richard Harris. Der Ire spielte in enorm vielen Filmen und Welterfolgen mit, blieb aber trotz einiger Hauptrollen, wie dieser, stets "nur" ein gefragter Nebendarsteller. Seine Porträtierung des Oliver Cromwell ist beeindruckend. Mit viel physischem Einsatz, Leidenschaft und z.T. theatralischer Hingabe verkörpert er den Poltiker, Puritaner und Machtmenschen. Sein Gegenspieler, Charles der I., wird gespielt von Alec Guiness, der den König mit einer sehenswerten Subtilität auf die Leinwand bringt, wirklich ein grossartiger Schauspieler. In weiteren Rollen waren zu sehen Robert Morley, Frank Finlay und Timothy Dalton.
Durch die fesselnde Dramaturgie und einer gekonnten Mischung der filmischen Darstellung historischer Ereignisse, politischen Intrigen und Massenszenen (in den Kriegssequenzen) unterhält der Film durchgehend auf einem guten Niveau. Filme dieser Art, wenn auch nicht alle, der auskligenden 60'er und beginnenden 70'er Jahre verströmten eine Atmosphäre, Intensität und erzählerische Dichte, die man im heutigen Kino manchmal ein wenig vermisst. Kritiker bemängelten die wenig akkurate Zeichung der wahren historischen Ereignisse und Personen, aber wann hat sich Hollywood jemals darüm gekümmert, geschweige denn ist es kaum möglich Jahrzehnte in 2 Stunden perfekt abzubilden, v.a. in der vorherrschenden Komplexität nicht.
Frank Cordell schrieb eine beeindruckende Filmmusik, die jüngst auf CD wieder erhältlich war und hinter der Kamera stand kein geringerer als der Geoffrey Unsworth, dessen Können allerdings nur in einigen Szenen wirklich bestaunt werden kann, so z.B. in der unglaublich ästhetisch gefilmten Eröffnungssequenz.
Anmerkung am Rande: Da die Truppen des Parlaments wenig effektiv waren, formierte Cromwell eine Armee, die fortan den Namen 'New Model Army' trug. Mehr als 300 Jahre später nannte sich eine britische Indiependent Band um Frontman Justin Sullivan genau so.
Rick Deckard