Nouvelles Subjectives – Tour de France 2024: 2. Prolog: Juni – 28./29.06.

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  28. Juni 2024, 13:19  -  #Sport, #Tour De France 2024

Nouvelles Subjectives – Tour de France 2024: 2. Prolog: Juni – 28./29.06.

Köln, 28.06.2024 – Der Rick Deckard/Alan Lomax Kultur-Blog wird 2024 regelmäßig über die Tour de France berichten. Dabei wird weniger auf Daten, Zahlen und Fakten eingegangen, sondern sich von der Schönheit des Wettbewerbs der Grande Boucle hinreißen lassen:

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Es wird härter spekuliert und taktiert als je zuvor. Ob Van Aert ("Ich fühle mich nicht wohl"), Vingegaard ("Hier zu sein ist schon ein Erfolg"), Pogacar ("Ich habe Covid besiegt und die Trauer um den Tod meines Großvaters überwunden") oder natürlich Primoz Roglic mit dem Projekt Gelb in der deutschen Mannschaft BORA-hansgrohe plus RED BULL, bzw. jetzt Red Bull-BORA-hansgrohe. Er meckert zwar nicht, hat den Testlauf der Tour (Dauphiné) gewonnen, sich bei der Baskenland-Rundfahrt hart hingelegt und glaubt an sich, wirkt aber irgendwie angespannt (ARD-Doku: Mission Gelb).

Ein paar Außenseiter, die Hoffnung der Italiener (wie immer), auch weil der Start in ihrem Land stattfindet. Und dann ist da dieser Remco Evenepoel in seiner ersten Tour. Er hat die Vuelta gewonnen, war Weltmeister, ist jung und scheint selbstbewusst und motiviert zu sein. Sein Zeitfahren bei der Dauphiné war grandios. Vielleicht fehlt ihm noch die Erfahrung und das gute Team, das die anderen, insbesondere Roglic, dieses Jahr mitbringen.

Da ich kein Fachmann bin, erwähne ich Fahrer wie Jorgenson, Rodriguez, Gaudu, Bernal, Yates und Bilbao nicht. Alles Klassement-Fahrer (bitte deutsch mit Akzent aussprechen!).

Subjektiv bin ich eigentlich im Team Tadej. Er ist mir sympathischer als Primoz. Zudem ist er irgendwie konsequenter und weniger weinerlich. Außerdem würde ich Tadej den zweiten Toursieg hintereinander gönnen. Vor 26 Jahren war Marco Pantani der letzte Radfahrer, der das schaffte.

Aber dieses Jahr verabschiede ich mich von der Personifizierung und begeistere mich erstmal für Ralph Denks Racing Team Red Bull-BORA-hansgrohe. Denk hat bei null angefangen. Fand mit dem Kochfeld- und Dunstabzugshauben-Hersteller BORA einen radsportbegeisterten Sponsor und hat es nun tatsächlich geschafft, den Getränkehersteller Red Bull zu gewinnen. Was für ein Coup! Auch aus marketingtechnischer Sicht: Eine der bekanntesten Marken der Welt kooperiert mit einem deutschen Mittelständler. Den Verhandlungen hätte ich gerne beigewohnt. Ralph Denk ist ein Visionär und genialer Manager. Er hat im Laufe der Jahre ein unfassbares Team aufgebaut und geduldig und unter großem Druck Schritt für Schritt Erfolg erlangt. Letztendlich hat er Primoz Roglic geholt (Denk: „Das ist für uns bei BORA, so als wenn Union Berlin Messi holt“) und ein tolles Team zusammengestellt (Jai Hindley, Bob Jungels, Aleksandr Vlasov, Danny van Poppel, Marco Haller, den Debütanten Matteo Sobrero und letztendlich Nico Denz als Edelhelfer).

Übrigens ist es nicht wie im Fußball, dass Sponsoren über den Sport verfügen. Natürlich gibt es Rennställe, die etwas konfus und konzeptlos agieren. UAE könnte man das unterstellen. Aber wie gesagt, ich bin kein Fachmann, um den kompletten Überblick zu haben. Mir gefällt an Red Bull-BORA-hansgrohe, dass Ralph Denk sich nicht den Lead abnehmen lassen wird als CEO und zudem Sportsmann genug ist, um jetzt schon mit einer ebenso teuren U23-Mannschaft die Zukunft zu planen.

Los geht’s heute Abend um 18:00 Uhr mit der Fahrervorstellung. Am Samstag startet der Tross in Florenz und wird nach einer harten, ersten hügeligen Etappe 206 km später in Rimini ankommen. Die Fahrt geht dieses Jahr gegen den Uhrzeigersinn, wenn wir von oben auf Frankreich schauen, und endet nicht am 21.07. in Paris, sondern in Nizza, mit einem Einzelzeitfahren. Vor dieser 21. Etappe, bei der niemandem etwas geschenkt wird, gibt es einen Tag vorher nochmal eine Bergetappe von Nizza zum Col de la Couillole.

Auch weil es sieben Bergetappen (davon vier Bergankünfte) geben wird, ist kaum etwas vorhersehbar und es bleibt spannend bis zum Ende.

Freuen wir uns auf die 111. Rundfahrt mit allen Schicksalen, Superheldenaktionen, dem Staunen, den Gewinnern und den Verlierern.

„It Never Gets Easier, You Just Get Faster“ – Greg LeMond

Die Tour de France täglich bei Eurosport mit den Kommentatoren: Karsten Migels, Bernhard Eisel und Jens Voigt/Robert Bengsch und bei www.lomax-deckard.de.

Aus einem stillen Restaurant am Straßenrand einer französischen Bundesstraße, bei Rotwein und Schweinelende,

Alan Lomax

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