Donnie Brasco

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  21. März 2021, 13:16  -  #Filme

Donnie Brasco

Kennen Sie dieses Gefühl auch? Es ist das Gefühl, welches sich einstellt, wenn man sich in eine kuschelige Decke wickelt, tief durchatmet und in sich ruht.

Dieser Gedanke ging mir als erster durch den Kopf, als bei Donnie Brasco der Vorspann begann. Ein richtiger Film! Ein richtiger Vorspann! Stars! Es war wie eine Zeitreise in die Vergangenheit, in eine Zeit, in der es noch echte Stars gab, grossartige Schauspieler, Filme mit einer Handlung und einer besonderen Qualität, die auch nach mehrmaligem Sehen wahrnehmbar ist. Was für ein Erlebnis! Als der Vorspann begann und in langsamer Schnittfolge die Namen der Darsteller auf der Leinwand erschienen, untermalt von Patrick Doyle's schöner Titelmusik: Man kann das nicht beschreiben, nur fühlen.

Es gab eine Zeit, in der man wegen Stars und Regisseuren ins Kino ging. Der neue De Niro, der neue Schwarzenegger, der neue Michael Mann, der neue Tom Cruise. Al Pacino ist so ein Star. Ein Superstar. Einer der besten Schauspieler seiner Generation. Es ist in jedem Film eine Freude, ihn spielen zu sehen und in Donnie Brasco liefert er ein Beispiel seines Könnens ab. Körpersprache, Mimik, Gestik, die Fähigkeit Zuschauern echte Emotionen zu vermitteln (!), nuanciertes Spiel, unbeschreiblich.

Bereits in der ersten Szene wird das deutlich, in der Regisseur Mike Newell Al Pacino und Johnny Depp miteinander konfrontiert. Intuitiv spürt man als Zuschauer, dass das funktionieren wird. Was noch viel bedeutender ist: Man beginnt sich auf den Film und seine Handlung zu freuen! Das ist etwas, das Gefühl der Vorfreude, was ich bei den meisten Filmen der Neuzeit kaum noch spüre: Lust auf das Voranschreiten der Handlung, Lust auf eine gut, professionell und packend erzählte Geschichte. 

In Donnie Brasco spielt John Depp einen verdeckten Ermittler des FBI, der in eine New Yorker Mafia Familie eingeschleust wird, um Informationen über das organisierte Verbrechen zu gewinnen. Er gewinnt das Vertrauen und freundet sich mit Benjamin "Lefty" Ruggiero an, gespielt von Al Pacino, einem Kleinganoven und Auftragskiller, und wird zu seinem Ziehsohn innerhalb der Hierarchie und kriminellen Strukturen der Familie.

Die Gratwanderung zwischen verdeckter Ermittlung, freundschaftlichen Gefühlen für seinen Mentor, Vernachlässigung der Familie und die ständige Angst aufzufliegen, wird für Joe Pistone (Johnny Depp), einem Ermittler, den es wirklich gegeben hat, wie die Geschichte, die hier erzählt wird, zu einer immer größeren Zerreißprobe.

Natürlich kennt man sie, die Geschichten von Schuld und Sühne, Freundschaft und Verrat, aber das spielt bei Donnie Brasco keine Rolle, denn selbst wenn der Ausgang zu erahnen ist, ist das Ende nicht zu erahnen und das fein abgestimmte Spiel zwischen dem (brillanten) Al Pacino und Johnny Depp sowie die perfekte Regie von Mike Newell machen Erwartungen und das Spiel mit bekannten Geschichten nichtig.

Donnie Brasco ist auch ein Film, was für mich nach wie vor das Bedeutendste ist, der eine Geschichte erzählt, konsequent von Anfang bis zum Ende, vor allem mit einem Ende. Man wird als Zuschauer nicht allein gelassen. Und das Ende ist herzzerreissend, Al Pacinos wortloses Spiel sucht seinesgleichen. Was für eine Kunst!

Kompagnon und Mitstreiter Alan "The Moviehunter" Lomax ist der Gold Digger von uns beiden. Unermüdlich schuftet und arbeitet er sich am Film-Claim ab, auf der Suche nach kleinen und großen Nuggets und steckt Frustrationen weg. Ich sitze an meinem Claim nebenan und betrachte lieber meine Funde vor mir liegend.

Das ist der Unterschied zwischen Performance und Position.

"Mann, piss die Wand an!"

Rick Deckard

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: