The Revenant – Alejandro Gonzáles Inárritu
Nachdem der Trapper Hugh Glass (DiCaprio) seine Familie verloren hat, von seinen Kollegen betrogen wurde, eine Bärenattacke hinter sich hat, sich selbst wieder alle Knochen eingerenkt hat, sein gebrochenes Bein gerichtet hat, eisige Fluten durchschwommen hat, Würmer und Wurzeln gegessen hat, von Ureinwohner gejagt wurde und eigentlich schon Tod war, fällt er mit seinem Pferd auch noch von einer hohen Klippe. Da wird er aber von einer gleichhohen Fichte aufgefangen und schläft, nachdem er die Innereien des Pferdes entfernt hat, in dem noch warmen Kadaver, um endlich mal wieder zu Kräften zu kommen.
Und in der Tat! Man leidet mit diesem Trapper, der im Jahr 1823 durch den unerforschten Norden von Amerika streift! Erst freut man sich nur, dass man im Warmen sitzt und keine Verletzung hat, dann wünscht man sich selbst ein warmes Getränk und zuletzt ist der eigentliche Showdown zwischen Jäger und dem gejagten Verräter und Pelzhändler Fitzgerald (Tom Hardy) nicht die Erlösung sondern, das warme Bad, welches sich Glass in dem Fort gönnt.
Das alles ist Überlebensfolklore vom feinsten!
Ab hier muss jeder Zuschauer selbst entscheiden, ob und wie er diesen Film aufnimmt, versteht, bewertet.
Inárritu wählt erzählerisch den einfachen Weg vom Homers Odyssee. Der eigentliche Feind ist die Natur. Zeitgleich aber auch die spirituelle Hoffnung. Der zurecht zum derzeit größten Kameramann der Welt gepuschten Emmaniel Lubezki durfte sich hier künstlerisch und technisch voll entfalten. Mit allen Möglichkeiten der referenziellen Ästhetik zu den Themen Tod, Rache, Leben, Hoffnung, Geist, Heilung, Natur und Einklang bzw. Ablehnung.
An vielen Stellen meint man sich produktionstechnisch an Coppollas Umständen im Dschungel bei Apocalypse Now erinnert. Die Bedingungen in dieser Kälte müssen ähnlich schwierig gewesen sein. Und der Aufwand ist gerechtfertigt. Schnell fühlt man sich ins 19. Jahrhundert versetzt und ja, man versteht als Zuschauer sehr schnell was dass alles soll.
Natürlich sind die Kamerafahrten und Bilder grandios und natürlich ist auch Sakamotos sparsamer fast tranceartiger Score dazu eine Wucht.
Und wenn man dann so will, kann man die Reise des Trappers, mit monumentaler Bildgewalt, Spiritualität, Überlebens- und Heilungswille, den unvergesslichen Bärenkampf und der Pferdesequenz, sogar als Angebot zur Heilung verstehen, als Energy Flow oder sogar als Tür zum Beginn einer Lebensbejahenden Veränderung mit dem Beginn des Interesses für Zen-Tai-Yoga.
Ein filmisches Meisterwerk, aber ist THE REVENANT leider nicht geworden. Bildgewalt, Geschichte, Anspruch, Sinnhaftigkeit der gestellten Fragen und Handlung greifen einfach nicht ineinander und der nach zweieinhalb Stunden langerwartete Showdown verpufft im Gletscherwasser, genauso belanglos, wie die Indianer an ihm, Glass, zum Schluß vorbeireiten.
Viel Buhei also um einen spektakulären Film, der aber trotz allem, nicht mit den großen Genreklassikern der Kinogeschichte mithalten kann.
Aus einer warmen Badewanne
Alan Lomax
P.S.: Ok, noch ein Wort zu Leo: Er ist toll, ich fand ihn aber schon immer toll und ja er reift. Und ja die Körperlichkeit tut ihm gut und meinetwegen, er hat den Oscar verdient. Alles gut! Denken wir aber auch an Tom Hardy, der momentan der coolste ist und leider die miesteste Rolle bekam....
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The Revenant - Ryuichi Sakamoto, Bryce Dessner, Alva Noto - www.lomax-deckard.de
Gleich zwei Western, die in eisiger Kälte, karger Wildnis und im Schnee spielen beglücken uns zu Beginn des neuen Kinojahres: - The Revenant von Alejando González Innáritu und - The Hateful Eig...
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