Salsa Fuerte featuring Yumarya
Was für eine sensationelle Eröffnung African Roots zu Beginn des Albums ist!
Dieser furiose Einstieg ist höchst beeindruckend (komponiert), insbesondere was die Instrumentierung betrifft und den Wechsel zwischen afrikanischen und lateinamerikanischen Rhythmen.
Besser kann man eine Platte nicht beginnen.
Ich hatte bereits nach den ersten Sekunden ein breites Grinsen auf dem Gesicht und mir gingen unendlich viele Gedanken durch den Kopf. Vornehmlich einer, nämlich der, wie wichtig es ist, sich mit Geschichte und Musik zu beschäftigen. Wie wichtig es ist andere Kulturen zu verstehen. Sich vor Augen zu führen, wie Rhythmen von Kontinent zu Kontinent fort- und weitergetragen wurden und was sich schlussendlich daraus entwickelt hat.
African Roots ist der erste Titel des Albums 'Salsafuerte' der gleichnamigen Band:
Yumara - Leadvocals
Claus Reichstaller - Trompete
Klaus Graf - Saxophone
Gregor Hübner - Piano, Violine, Vocals
Jerome Goldschmidt - Percussion, Vocals
Joachim Leyh - Drums
Salsafuerte sind eine deutsche Band. Yumara stammt aus Curacao.
Das Album
Dieses Niveau wird auch in dem folgenden Titel mühelos aufrecht gehalten. Es folgt Cuban Blues. Ein Stück, welches förmlich dazu animiert aufzustehen und zu tanzen. Wunderschön gesungen und famos gespielt. Trompete, Saxophon und die Läufe auf dem Klavier sind grandios. Repetitive mehrstimmige Gesangsmuster und sich vor dem geistigen Auge abspielende Tanzszenen.
Die Stimmungen und Klangfarben auf diesem Album wechseln von Stück zu Stück. Persian Clave beginnt mit tollen Bläsern, die auch im weiteren Verlauf dominieren. Das Klavier ist die Basis und auf der Grundlage der Klänge und Rhythmen des Tasteninstrumentes wird von der Trompete und dem Saxophon improvisiert.
Der Sound, der Klang, die Energie: Die Band treibt stetig an, wechselt geschickt zwischen Percussions und Bläsern und erschafft dadurch eine Energie, die ansteckend ist.
New Morning: der Bass intoniert den Beginn des Tages und das Klavier sorgt für die typisch prickelnde Stimmung, wie sie morgens zu vernehmen ist. Ich glaube ich habe diesen Anfang drei bis viermal gehört. Eine Ballade, die schöner nicht anfangen kann.
South Sudan beginnt mit einem einem exzellenten Schlagzeug-Solo begleitet von weiteren Percussions, dem Klavier und später den Bläsern. Mehrstimmiger Gesang und afrikanische gefärbte Rhythmen wechseln über zu einem Trompetensolo, gefolgt von dem Spiel der Violine. Stetig wechselt die Stimmung, wechseln die Instrumente. Spannende Musik! Was für eine schöne Komposition!
Die Halbzeit auf dem Album wird mit Sueno auf der Trompete eingeleitet. Das Spiel des Saxophons zu Beginn ist einfach nur als unglaublich betörend zu werten. Irgendwann nach einer Minute setzt der Rhythmus ein und Yumara spricht kurz zu uns, bis das Saxophon wieder übernimmt und die Trompete das Spiel fortsetzt. Das ist zutiefst gefühlvolle und wunderbare Musik. Ausserordentlich beeindruckend. Gegen Ende kommunizieren Trompete und Saxophon sehr hörenswert miteinander.
Ich habe bisher keine so grosse Affinität zum Latin - Latin Jazz gehabt, vermutlich bedingt durch Unverständnis, Unkenntnis und immer wieder genährte Klischees. Ohne konkret eine Schuldzuweisung vornehmen zu wollen: Es ist herrscht immer ein gewisses Bild dieser Musikgattung vor, welches durch die Medien geistert: Alles ist stets fröhlich, lustig, voller Rhythmen und Urlaubsromantik gepaart mit der notwendigen Spur Exotik. Das verleitet zu Stereotypisierungen, welche der eigentlichen Qualität der Musik nicht gerecht werden!
Wie großartig, belebend, vielfältig und vielschichtig diese Musik sein kann mit der Eigenschaft nebenbei prächtig zu unterhalten, das beweisen Salsafuerte mit dem gleichnamigen Album.
Ritmo Pati ist so ein Titel, der schlicht und einfach gute Laune verbreitet. Musik die wieder zum Tanzen animiert. Wenn ich die Musik so höre, dann wünschte ich, ich könnte die Band einmal Live erleben. Dass muss nach den bisherigen Titeln ein einmaliges Erlebnis sein. Seit 2007 ist die Band regelmässig auf Tour: Augen und Ohren offen halten!
Adivino beginnt mit einem einsamen Klavier und wenigen Noten bis das Cello leicht klagend und wehend kommentiert. Yumara singt und wir verstehen ohne zu verstehen. Adivino ist faszinierend, weil nach 2 min. ganz dezent im Hintergrund der Rhythmus und die Klangfarbe kurz wechseln. Klarinette und Geige sorgen für die Aufrechterhaltung der Stimmung und mit Nachdruck bekräftigt Yumara ihr Anliegen zu Ende.
Un Mojito kommt schnell zur Sache. Klavier, Bläser und Percussions sorgen für Bewegung und die Trompete (deren Sound mich übrigens sehr beeindruckt hat: satt, weich, druckvoll) improvisiert dazu. Stand up and dance!
Ochosi startet mit einem weichen, runden Trompetenklang. Leise Melancholie macht sich breit, distanziert begleitet durch das Klavier. Ganz langsam setzen die Percussions ein, bis Yumara zögernd und zurückhaltend anfängt zu singen, diesmal auf englisch. Eine herrliche Ballade, die dadurch begeistert, dass der Song wie eine Mischung aus PoP und Latin erklingt.
Der Bass bestimmt die ersten 48 Sekunden von Blue Bird. Die Violine spielt im weiteren eine Melodie, einem Klagelied gleichend. Interessant wie zwei Streichinstrumente alleine, das eine gezupft, das andere gestrichen, eine Stimmung, eine Welt erschaffen, derer es mehr nicht bedarf. Nach über 2 Minuten wird das Tempo angezogen und die Stimmung klart auf. Wenn auch der klagende Charakter der Violine bestehen bleibt ist allein die Änderung der Geschwindigkeit dafür verantwortlich, dass wir die Musik als optimistisch, fröhlich empfinden. Grossartige Musik!
Schade, dass über eine Stunde Musik bald vorüber sind: Cojelo Suave beendet Salsa Fuerte in einer heiteren, beschwingten Stimmung und lässt uns zurück in einer Atmosphäre, die wir so gerne wieder und wieder erleben wollen.
Die Band
Salsa Fuerte haben mit dem gleichnamigen Alben einen ganz grossen Wurf hingelegt und beweisen mit ihrer Musik, was Authentizität und Ehrlichkeit bedeuten, gerade weil sie eben nicht aus der Karibik stammen und dort musizieren, sondern in aller Welt unterwegs sind und sich aus Mitgliedern gründen, die hiesige Wurzeln haben. Ein grosses Maß an Dynamik, bewegende Emotionen und viel Gefühl für Stimmungen zeichnen die Platte aus. Ein Album welches mühelos auf Partys für Stimmung sorgen wird, aber auch dem interessierten und aufgeschlossenen Hörer neue Welten eröffnen kann.
Was nebenbei auffällt ist die klangtechnische Qualität: Transparent, dynamisch und voluminös.
Die Mischung aus Latin und Jazz finde ich ausserordentlich gelungen. Salsafuerte schaffen es binnen der ersten Titel v.a. eines zu wecken: Neugier. Auf der anderen Seite vermittelt die Band einem auch das Gefühl sehr willkommen zu sein in einem bestimmten, besser ihrem musikalischen Kosmos. Es baut sich keine Distanz zwischen dem Hörer und der Musik auf.
Obwohl ich bei den Gesangseinlagen die Texte nicht verstand, folgte ich den Emotionen und hörte auf welche Weise Yumara diese vermittelt. Musik kann auch ohne notwendige Sprachkenntnisse ihre Intention vermitteln und Gefühle verständlich machen. Das wird hier wieder einmal überdeutlich.
Mich hat das Ensemble vollends begeistert und in den Bann gezogen.
Ein fantastisches Album einer sehr sympathischen Band!
Rick Deckard
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