Primavera Sound Festival 2013 – Reizvolle Überflutung und das Collegia Musica der Neuzeit!

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  29. Mai 2013, 15:42  -  #Konzerte

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Eine riesige Photovoltaik-Anlage, die auf einer Mole ins Meer hinein ragt, markiert den Prac del Fòrum, der einst als Forum der Kulturen geplant war. Zwischen den einzigartigen Gebäuden des Bezirks San Martin de Barcelona, einem kleinen pittoresken Yachthafen, einem Kraftwerk, der weitläufigen Skyline von Barcelona und dem Mittelmeer, wirkt dieser Park ohne Menschen oder Eventspektakel bestimmt grotesk! Während des Primavera Sound Festivals, wird diese Betonwüste allerdings das Collegia Musica der Neuzeit.

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Im 16. Jahrhundert trafen sich Männer um gemeinsam zu musizieren, um Musik zu hören, zu rauchen und zu reden. Die Idee des Musikfestivals wurde geboren. Wer hätte gedacht, dass diese Männer, die sich vorwiegend mit Instrumentalmusik beschäftigten, einmal daran schuld sein würden, dass gestandenen Männer und Frauen des 21. Jahrhunderts -für die Musik Religion ist- einmal einer mentalen Überforderung dieser Idee unterliegen.

Das Primavera Sound Festival steht für das wohl beste,  facettenreichste und inhaltlich ausgeklügelte Musikprogramm weltweit. Zumindest was das Genre der alternativen und experimentellen Pop- und Rockmusik angeht. Sonic Youth, Primal Scream, New Order, Iggy Pop, The Smashing Pumpkins, Pavement, Pulp, The Cure und Neil Young; …stehen dabei als Benchmarking der  Vergangenheit.

Nick Cave, Blur, My Bloody Valentine, Wu Tang-Clan, Phoenix, Dinosaur Jr., Dead Can Dance für die Positionierung und Vermarkung des Jahres 2013. Addiert man als weitere Vermessungspunkte die alten und neuen Helden auf den zahlreichen kleinen Bühnen, plus der Atmosphäre und addiert zusätzlich die wohltuende, unaufdringlichen und perfekten Organisation von insgesamt 100.000 (!) Zuschauern an 5 Tagen (inkl. Pre-, Secret, Club-, Auditoriums- und Postshows) hinzu, kann man wohl bei einem Betroffenen wie mir, von einer positiven Überforderung des Nervensystems durch Sinneseindrücke sprechen.

Unbedingt zu empfehlen ist eine vorherige, mehrtägige zusätzliche Wahrnehmung der Sinnesorgane in der wunderbaren Metropole Barcelona. Eine Stadt die eine bombastische Lebensqualität vermittelt, ohne dabei jemals hektisch oder gestresst zu wirken.

Ebenso entspannt sind die Besucher auf diesem Festival. Trotz ständiger Bewegung der Menschenmassen von Bühne zu Bühne, trotz Reizüberflutung, Alkohol und unbändiger Freunde, sieht man keine Alkoholleichen oder bunte, nerv tötend verkleidete Festivalbesucher, in allen möglich erdenklichen Kostümen. Auf dem Primavera Sound Festival steht die Musik im Mittelpunkt und nicht der Festivalbesucher, der ein paar Tage mit seinen Kumpanen einen Saufurlaub veranstaltet. Musik, Musik, Musik! Darum geht es hier und wer davon keine Ahnung geht hier erst gar nicht hin. www.intro.de schreibt dann auch von einem Line-Up: „…das besonders alte Connaisseure mit der Zunge schnalzen lässt…“. Eine völlig richtige und zutreffende Beschreibung. Die kein Expertentum ausweisen soll sondern, für Leidenschaft und Liebe zur Kunst/Musik steht, ohne eine wissenschaftliche Begründung zu haben.

Lange Rede, kurzer Sinn! Hier kommen die wahrgenommen Konzerte:

Donnerstag, 23. Mai 2013 – Erster Festival Tag

Anfahrt mit der Metro, Festivalbändchen abholen, erste Orientierung, Sortierung und natürlich erstes Bier! Erst mal auf die stufenweise angeordneten Sitzreihen, des Rundtheater ähnlichen Arena mit „Ray-Ban-Bühne“ setzten. „Die Bühne mit dem Rücken zum Meer“ steht traumhaft. Ich erahne, dass ich hier besondere Momente erleben werde.

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La Brigada und Poolside

Die katalanische Band “La Brigada” wahrzunehmen fällt schwer. Selbst wenn sie mein Herz erobert hätten. Der erste Eindruck des Festivals, die visuelle Beobachtung der Umgebung und das Gefühl „endlich dort zu sein“ dominieren in diesem Moment. Jedoch entspanne ich schnelle und schalte um als ich die ersten Klänge des Duos Poolside (Filip Nikolic und Jeffrey Paradise) höre. Die Single „Take Me Home“ kannte ich bereits und letztendlich ist der Start dieser Daytime Disco Band genau richtig. Nikolic Kopfstimme nervt etwas, aber umso besser ist sein Bassspiel. Nach einiger Zeit wird aus Fußwippen, ganz Körperbewegung, allerdings keine Rotation. Die erste „Band der Stunde“ steht an, der erste „richtige“ Programmpunkt muss erfüllt werden:

Savages – Pitchfork

“If the world shut up even for a while, perhaps we would start hearing the distant rhythm of an angry young tune, and recompose ourselves".

Diese denkwürdige Zeile haben die vier Londoner Damen auf Ihr Album „Silence Yourself“ gedruckt. Und die Aussage ist Programm. Und das Programm hat sich bereits rumgesprochen.

Vor der etwas kleineren Pitchfork Bühne stehen bereits zahlreiche Menschen und warten auf die Band der Stunde. Nach den ersten Songs steht es bereits fest: Sängerin Jenny Beth ist berechtigt, die alten Helden von Bauhaus, Wire, Siouxsie, Gang Of Four und (ja, meinetwegen) Joy Division zu imitieren. Ihre manischen, wütenden Bewegungen überzeugen und reizen auf selbstverständliche Weise, so dass die Imitation eigenständig wird. Wir hören druckvollen Agitprop Wave, der durch neue technische Möglichkeiten, etwas energiegeladener klingt, als damals. Jenny Beth und ihre Damen sollte man im Auge behalten.

Manel – Ray Ban

Wir spüren, dass die Nacht lang wird. Also zurück zum Ausgangspunkt, Essen und den Rest des Konzertes der Band Manel sehen. Manel sind eine lokale Band aus Barcelona die auf Katalanisch singt. Ich höre einige Volksmusikalische Einflüsse und finde die recht eingängige Musik im Moment hübsch und finde es gut, dass man den heimischen Bands hier ein Forum gibt.

Dinosaur Jr. – Primavera

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Dass die Band um meinen Helden J. Mascis auf der zweitgrößten Bühne spielte war keine Überraschung. Denn schließlich könnte man ja irgendwie das Gefühl bekommen, dass die Programmstruktur des Bookings zentral um die historische Geschichte der Band korreliert wurde. Nun wird es dazu wahrscheinlich hundert unterschiedliche Meinungen geben. Und im Prinzip mag es auch egal sein. Aber für mich persönlich ist ein entscheidender Punkt und letztendlich auch mein persönlicher Ertrag dieses Festvials: Ich wurde daran erinnert, wo die Wurzeln meiner musikalischen Leidenschaft sind und wo ich wieder verstärkt hin (hören) muss: Nach Amerika!

Leider war der Sound bei den ersten 3 Songs bis „Watch The Corners“ mittelmäßig. Ein durchgehendes Problem bei diesem Festival, was sicherlich auch mit dem recht stürmischen Wind von Seeseite zu tun gehabt hat. Viele Mitten, Bässe und Höhen wurden einfach weggeblasen.

Ebenso weggeblasen scheint Schlagzeuger Murph, der durch einen ziemlich jungen und schwungvollen Kerl ersetzt wurde. Lou Barlow spielt wirklich einen grandiosen Bass, wirkt aber neben Masics wie der stetige Unsympath und gibt diesen auch gerne. Scheinbar provoziert er J. mit Ansagen, die sicherlich völlig unnötig bis zu ICH-Bezogen sind. Trotzdem harmonieren beide zusammen musikalisch gesehen perfekt. Bester Beweis „Rude“ vom aktuellen Album. Barlow siegt dieses eine Mal mit einem brillanten Spiel vs. J.!

Bis „Freak Scene“ folgen einige rare Songs. U. a „Training Ground“! Den Song kann man irgendwo in den Archiven bei Homestead Records finden, aber auf keinem Album. „Just like Heaven“ war dann der erste ergreifende Augenblick des Primavera Sounds. Heimlich wischte ich mir eine Träne aus den Augen. Ich war glücklich. Es war einer dieser fulminanten Momente, in den klar wird was einen Musiker wie J. Mascis auszeichnet. Er hört Musik anders als alle anderen Menschen auf der Welt und ist in der Lage, eine Partitur bzw. eine Harmonie so umzuinterpretieren, dass sie scheinbar gleich bleibt, aber doch ganz anders klingt. In der Cure Nummer gibt es so einen Moment und der begründet sich nur auf Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition und somit ist das große Kunst. Das denkwürdige Set wurde nach pünktlich, unspektakulär, aber mehr als glücklich machend mit „“Sludgefeast“ und „Chunks“ beendet. J. Mascis der ja offensichtlich Phoenix Fan ist (Cover Entertainment) tauchte dann auch später noch einmal als Gaststar auf der Bühne der Franzosen auf.  

Bob Mould - ATP

Auf dem falschen Weg zu „The Postal Service“ mussten wir feststellen, dass der gute alte Bob Mould, wahrscheinlich das mit beste, druckvollste Set des Tages spielte. Ich habe nun ca. 20 Kritiken zum Festival gelesen. Alle Schreiberlinge waren offensichtlich dort oder haben voneinander abgeschrieben. Denn die paar glück-seeligen Gitarrenmomente auf der ATP-Bühne mit Jason Narducy, Jon Wurster und der Hüsker Dü Legende fanden eigentlich vor einer ziemlich leeren Bühne statt.

Die guten alten Sugar Klassiker wie „A Good Idea“ oder „Changes“ hatten wir leider verpasst. Dafür bekamen wir rechtzeitig die frischen Songs des Album „Star Machine“ um die Ohren gepumpt. Der Bass war massiv, die Drums stimmig und Moulds Fender gängelte im besten, unsichtbaren SST-Records-Schema. „The Next Songs coming from my new Album „Star Machine“ …“…it will kick your Ass“, sagt der alte Mann, der inzwischen aussieht wie ein pensionierter Erdkundelehrer, aber rockt, wie kein anderer auf diesem Festival.

Ich habe mir die Platte noch in der Nacht runtergeladen und seitdem nichts anderes mehr gehört. Wer auf eingängigen, direkten, robusten, aber ehrlichen und mit Hochdruck gespielten Gitarrenrock steht, sollte sofort die Platte des fokussierten Moulds kaufen.

Killer Mike –Pitchfork

Mit dem Hardcore Rapper Killer Mike, beginnt mein erster Soloausflug. Unmöglich, alle Konzerte, mit allen Freunden gleichzeitig zu sehen. Zu unterschiedlich ist der Geschmack, zu unterschiedlich die körperlichen Bedürfnisse. Aber und das muss doch mal gesagt werden: Es ist jederzeit möglich sich wiederzutreffen. Bei insgesamt 8 Mitreisenden Teilnehmer ist uns dies, immer wieder gelungen.

Killer Mike gehört zur zweiten Generation der Dungeon Family. Zur Familie gehören Big Boi, Bubba Sparxxx, Cee-Lo Green und weitere Hip Hop Artists. Big Boi ist dann letztendlich auch Killer Mikes Mentor. One DJ, One Mic! …das muss reichen! …und machen diesen Auftritt zu einer echten Old-School Rarität. Im Vergleich zu den folgenden Wu Tang-Clan gibt es aber etwas viele Overdubs zu hören und machen den Auftritt des imposant, massigen Mikes ehr zu einem Playbackauftritt. Amüsant ist die Familie (Frau, Oma, Tanten) von Mike, die mit allerhand Fotoapparaten und Videogeräten den Auftritt des Sohnemanns in Barceloniiiiiaaaa filmen! Mike hat viel zu erzählen. Er spricht von wahrhaftigen Rap, von der Ehre des Hip Hops und den Lügen Obamas. Wie gesagt ein amüsanter Auftritt, der mich wippen, leicht bouncend dazu verleitete, von Bier auf Vodka RB umzusteigen.

Menomena – Vice Stage

Einfach ist es zur Band zu kommen. Nur ein paar Schritte sind es zur Vice-Bühne in der letzten Ecke des Primavera Arenals. Trotzdem spielen hier die interessantesten, neueren Bands. Menomena sind natürlich etwas ältere Indiesperrer. Merkwürdig also, dass sie so verbannt wurden. Der Menomena-Kosmos ist groß. Glockenspiel, Sägewerk und Blassinstrumente! Viel Abwechslung und Mut zum Artrock! Leider muss ich zu Phoenix und ich kann schon nicht mehr stehen!

Phoenix – Heineken Stage

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Inzwischen ist es ca. 02:00 Uhr! Dieser Tag wird nicht vor Sonnenaufgang enden. Mir wurde bereits angekündigt, dass die erste U-Bahn erst um 05:00 Uhr fährt, es ausgeschlossen ist Taxis zubekommen und die Warteschlange für die in die Stadt fahrenden Busse ca. 500 m lang ist. Augen zu und durch!

Die Heinekenbühne macht einem größentechnisch Angst. Im Vergleich zu den letzten Jahren, wurde der gesamte Bereich dieser extra Stage, wohl erweitert. Viele Zeitungen und Nachberichterstattungen, sprechen daher auch bereits vom Ende des (lauschigen) Primavera Sound Festival im klassischen Sinne! Ich kann das nicht bestätigen, da ich zum ersten Mal hier bin und ich mich trotz der enormen Größe des Festivalgeländes sehr wohl fühle. Die Heinekenbühne steht direkt vor einer urbanen Reihe Hochhäuser in den merkwürdigsten architektonischen Varianten. Mit viel Bier und Vodka Rb im Blut gelingt der gedankliche Transport nach Tokio und dem Film „Lost in Translation“. Der perfekte Soundtrack: Phoenix und natürlich My Bloody Valentine die Samstagnacht den Reigen der großen Auftritte beenden sollen. Doch zunächst zu Phoenix.

Wahrscheinlich ist das, dass intensivste Phoenixkonzert gewesen, welches ich nach ca. 15 Konzerten der Band gesehen habe. Es stimmte einfach alles! Bühnenkonzept, Visuals, Klang, Konzeption, Zeitpunkt und Motivation der Band. Hatte ich noch vor ein paar Wochen die Qualität der neuen Platte in Frage gestellt, weil sie auf mich im ersten Augenblick zu verspielt, zu süß und zu unklar klang, muss ich zumindest unter dem handwerklichen Live-Aspekt meine Meinung revidieren. Die Band hat insbesondere die unangenehm langen, leisen und kunstvollen Passagen, zu dröhnenden, treibenden Manifesten zwischen den alten Klassikern und den modernen Hits wie „Entertainment“ ausgebaut. Das Konzert war ein Spektakel mit unglaublich wunderbaren Momenten und einem unfassbar entfesselten Thomas Mars, der ungefähr 20.000 Händen nicht aus dem Weg geht.

Von allen Bands die ich in den letzten 15 Jahren lieben gelernt habe, haben die Franzosen einen besonderen Status, den sie sich nun bis zur Ewigkeit ausgebaut haben. Ein perfekter Abschluss, eines denkwürdigen ersten Festivaltages. Mit Freunden zusammen, alleine und Millionen kostbarer Erinnerungen.

Freitag, 24. Mai 2013 – Zweiter Festival Tag

Wir beginnen den Tag in einem ausgezeichneten Tapas Restaurant in der Nähe zum Meer. Der Tisch steht voll mit leckersten Sachen, Wein, Schnaps und Kaffee runden die paar Momente der Ruhe und der  Rast vor dem zweiten Tag ab. Wir waren gegen 06:00 Uhr morgens im Bett. Die Füße tun weh, ich habe leichte Rückenschmerzen und etwas Angst davor, das geplante Programm nicht durch zu stehen. Am Nachmittag hatte ich Gelegenheit mir persönlich Gedanken über den Ablauf des Abends zu machen. Gestern hatte ich verstanden, dass man unmöglich alles sehen kann und es womöglich besser ist auf die ganz großen Bühnen zu verzichten, um sich mehr auf Bands zu konzentrieren, die wir selbst in Köln seltener zu sehen bekommen. Wer hätte ahnen können, dass es so der kompakteste Tag des Festivals für mich werden sollten, obwohl ich auf The Breeders, Blur und James Blake verzichten sollte:

Shellac – ATP Bühne

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Tatsächlich der Typ der aussieht wie ein ehemaliger Handballprofi ist Steve Albini. Randlose Brille, schlechte Stone-Washed-Jeans, uncoole Kurzhaarfrisur. Albini ist mehr eine Produzenten bzw. Tontechnikerlegende als Musikherone. Big Black und Rapeman sind nur für eine Schar von Enthusiasten von Bedeutung. Breeders, Pixies und natürlich Nirvana profitierten von seinem Musikverständnis. Ungefähr 2.000 weitere Bands und Alben auch. Albinis Sound ist authentisch, direkt. Er belässt Bands gerne so wie sie sind. Die Legende sagt auch, dass es drei Sorten von Produzenten gibt: 1. Quick and Dirty 2. Fat and Expensive and 3. Steve Albini.

Shellac selbst machen Männermusik. Was ist Männermusik? Ich weiß es nicht, würde aber sagen, dass man im Grunde genommen wissen muss, wer Jeff Hannemann ist, um mitreden zu können. Und ehrlich, so viele Slayer Damen habe ich noch nicht kennengelernt;-) Shellacs Musik ist aggressiv! Es gibt kein anderes Wort dafür. Wem das zu negativ ist, dem würde ich gerne noch ein „spirituell“ zur Verfügung stellen.

Shellac spielen angeblich nie auf Festivals. Albini hat gesagt, dass er dies Jahrmarktatmosphäre nicht mag. Daher haben sie sich entschieden, nur noch auf dem Primavera Sound Festival zu spielen. Da es hier angeblich diesen ganzen Scheiß wie Bungeejumping etc. nicht gibt. Umso lustiger ist es, dass in diesem Jahr direkt vor der ATP Bühne ein Riesenrad aufgebaut wurde. Was Albini, immer wieder zu verbalen Hasstriaden veranlasste. Auch misanthropisches Entertainment kann unterhaltsam sein. 

Jozef Van Wissem & Jim Jarmusch – ATP Bühne

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Das nun folgende Konzert sollte mein persönlichstes des Festival werden. Natürlich ist damit auch das Beste gemeint. Natürlich nach rein subjektiver Wahrnehmung. Während die ganze Festivalwelt, von den Breeders zu Jesus & The Mary Chain geht oder sich bereits vor der James Blake Bühne postiert, bleibe ich gelassen, mit einigen anderen Filmnerds vor der ATP-Bühne um die Off-Kino-Legende Jim Jarmusch zu sehen.

Steht man so in der ersten Reihe, ist betrunken, hat einen Helden vor der Brust und geht völlig voreingenommen in so ein Konzert, kann es einem schon mal mental die Rübe abrasieren. Musikalisch wird das dargebotene ein lyrisches, noisiges Gitarrengedröhne. Jim Jarmusch ist aufgeregt. Bereits lange vor Konzertbeginn wiselt er über die Bühne. Stecker hier, Rädchen dort, Kabelaustausch dahinten, Weißweinglas vorne. Jozef van Wissem scheint entspannt, reicht dem scheinbar verwirrten Jarmusch immer wieder seine Brille und flüstert ihm Sachen ins Ohr. Die Bühne ist total leer. Im zentralen Mittelpunkt steht ein alter Vox Gitarrenverstärker, den Jarmusch bestimmt von John Lennon gekauft hat. Der Verstärker steht im zentralen Mittelpunkt der Bühne und wird permanent grün angestrahlt. An der Seite sitzt ein Schlagzeuger. Vorne Jarmusch (mit getupften Tüchlein, Jeansjacke und bekannter wuscheliger Grauhaarfrisur). Van Wissem ist auch eine eindrucksvolle Erscheinung. Lange Haare, ganz in Schwarz, sehr groß.

Die beiden beginnen ihr Set im Sitzen mit Mittelalterlicher Laute und akustischer Gitarre! Im gleichen Moment, fangen auf der benachbarten Bühne Jesus & TMC an! Jarmusch ist verwirrt! Er bricht ab! Steht auf. Nimmt seine gelb-blonde Gretsch Gitarre, tritt auf einen Verzerrer und boostet einen Akkord um seine Ohren, dessen Feedback in unseren landet. Es beginnt ein furioses minimalistisches, avantgardistisches und hypnotisches Lo-Fi-geblubbere. Klar, Jarmusch dient auch als Zugpferd für dieses Duo! Aber sie wissen sich zu inszenieren. Es sieht cool aus, wie die beiden im Wind stehen und ihre repetiven Sounds spielen. Es macht Spaß. Ich bin glücklich, auch darüber etwas besonders unvergessliches entdeckt zu haben. Vom Erlebnis mal ganz abgesehen. Geben Sie der Platte „The Mystery Of Heaven“ eine Chance. Die Platte ist sehr emotional, dicht und cineastisch. Bei einem Song hört man Tilda Swinton merkwürdige Textpassagen lesen, bei anderen glaubt man Sonic Youth im Rittersaal zu hören. Sehr, sehr außergewöhnlich.

Neurosis – ATP Bühne

Immer schon hat mich beim Metal und beim Hardcore das Gehabe der Protagonisten genervt. Neurosis sehen erst mal nicht anders aus, als irgendwelche skandinavischen Bands auf dem Wacken-Festival, die gleich einem kleinen Hasen den Kopf abschlagen werden.

Aber wer liest und hört weiß mehr (frei nach Ewings Tresenspruch)! Neurosis gehören zum Subgenre des Sludgemetals. Diesem Genre sind ehr Bands aus dem New Yorker Hardcore Umfeld und des Stonerrocks zuzuordnen. Es würde zu weit gehen, dass hier zu erklären. Aber wie kommt so eine Band auf dieses Festival? Letztendlich wirken sie neben den ganzen Slackern, Hipstern und Avantgardisten ehr altertümlich. Nun, die Begründung liegt in ihrer Musik. Neben den Doom-Aspekten und Scott Kellys Angst einflößendem Gesang hat diese Band unglaublich schöne lyrische, ruhige, melodiöse Phasen. Diese wirken überraschend, intelligent und multiple beeinflusst. Gerne stellen Neurosis ihre Abneigung gegen oberflächliche Ästhetik und die Selbstdarstellung der Metalszene in Frage. Ein schönes Zitat von Kelly habe ich bei wikipedia gefunden. Vielleicht stellt es die Grundhaltung der Band am besten dar:

„Die Hippies sind und bleiben unsere Erzfeinde, weil sie vorgaben, Kinder der Natur zu sein, aber in Wirklichkeit ihre Natur geleugnet haben. Sie glaubten ihre 'happy family', dieses dumpfe Leben in Liebe, Drogen, und Tanz wäre ein Ausdruck von Freiheit, habe etwas mit Natur zu tun. Blindheit war es! Mir wird schlecht, wenn ich all diese Gestalten vor mir sehe, wie sie damals auf einem Grateful Dead-Konzert mit Grinsen im Gesicht abhingen und nur noch ein verzücktes 'La la la' wimmern konnten. Das ist die Vision der Hölle: eine unzählbare, gezähmte Masse von grinsenden Gesichtern.“

Grinsende Gesichter, fröhliche Menschen und Freude mag auch Michael Gira nicht! Bestimmt nicht…

Swans – Ray Ban Bühne

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Ähnlich Misanthropisch geht es mit den Swans weiter. Nur auf einer ganz anderen künstlerischen Ebene! Schon jetzt warne ich davor, von mir zu erwarten, dass ich es auch nur ansatzweise schaffe, dass zu beschreiben, was ich während diesem vielleicht BESTEN Konzert, welches ich jemals gesehen habe, empfunden habe.

Die innere Haltung „Punk“ konnte ich also in den vergangen Stunden auf dem Primavera Sound Festival inhalieren. Der Weg von der ATP zur Ray Ban Bühne ist mühsam. Ich kämpfe mich alleine gegen ca. 30.000 Blur Fans durch, die mir alle entgegen kommen und zur Heineken Bühne wollen. Mein besoffener Kopf rät mir den Menschen zu zuschreien, dass sie alle Opfer Ihrer Selbst sind! Obwohl ich Blur sehr mag und britische Bands auch, wollte ich noch ein „FUCK OFF Brit-Pop“ hinterher bzw. um mich herum grölen. Ein kleiner Engel auf meiner Schulter, aber hielt mich ab und so traf ich Freund, Mitreisenden und Kupferstecher Ewing vor der Bühne. Als die Swans die Bühne betraten, stattet mich er mich mit einem frischen Bier aus. Ich merkte, ich muss sitzen. Ich ließ ihn alleine. Das Bier wirkte. In der kommenden halben Stunden betrank ich mich mit Vodka RB. Dann endlich konzentrierte ich mich auf das was dort passierte.

Zwischenzeitlich sind von den 10.000 Zuschauern auch nur noch die Hälfte übrig geblieben. Die „Schwäne“ scheinen die Menschen verschreckt zu haben. Kein Wunder, bei dem Lärm, dachte ich noch, bevor ich verstand, dass dort unten die Offenbarung der Wuchtigen, Experimentellen, Düstersten und bittersten möglichen Musikdarbietung stattfindet.

Michael Gira entdecke ich erst irgendwann mittendrin. Der Mann ist manisch. Immer wieder wuchtet er seine Truppe an. Immer wieder haut er bis zum äußersten seine Post-Industriellen Lärmriffs aus der Gitarre raus. Das ganze klingt orchestral, dann auch wieder Ambient ruhig, verstörend! Gira ruft zwischen seinen Texten und Songs immer wieder ein „Viva Revolution“ oder ein „Viva Anarchie“ oder ein „Destroy everything“ in das Auditorium. Sein Hass ist nicht gespielt. Ich sehe sein angsteinflößendes, manisches Gesicht und seinen angespannten Körper auf der Videoleinwand. Ich bin müde, aufgekratzt, so tief beeindruckt, dass ich fremden Menschen die neben mir sitzen zu nicke, um Bestätigung, zu bekommen. Ein Irrer nickt zurück. Vielleicht ist er ein Psycho! Vielleicht hat er mich verstanden? Weit entfernt brüllen die Menschen zu Blurs „Parklife“! Ich verstehe…

Die Swans werde ich auf jeden Fall ab sofort auf einem goldenen Tablett vor mir hertragen und sagen ich war dabei, damals in Barcelona, als die Welt sich kurz veränderte und ich mich einmal kurz selbst verstanden habe. 

Die erste U-Bahn um 05:00 Uhr war unsere! Wir standen mit als erste vor dem Rollgitter. Um 06:00 Uhr bin ich glücklich, aber aufgewühlt und mit einem Gedanken ins Bett gegangen: Ich habe zuletzt zu viel harmonische Musik in meinem Leben gehört.

Samstag, 25. Mai 2013 – Dritter Festival Tag

Oh je, wie soll ich das bloß überstehen? Meine Füße schmerzen wie Hölle, meine Knöchel sind geschwollen und meinen Rücken fühle ich vor Schmerz nicht mehr. Wie gehabt, Tapas, Wein, Kaffee und auf zum Primavera Sound. Leicht verspätet kommen wir zu:

Adam Green – Heineken Stage

Direkt setzte ich mich nach hinten unter ein riesen Hangar. Dort gibt es Stühle, Bier, einen tollen Blick auf das Meer und man sieht und hört trotzdem alles sehr gut, was sich vor und auf der der halb-leeren Bühne abspielt.

Adam Green (mit Vollbart) spielt alte Klassiker und neue Hits gemeinsam mit seiner ewig guten Band und der sehr hübschen Binki Shapiro. Die Sonne scheint. Alles ist friedlich, perfekt! Greens Popmusikperlen sind zu diesem Zeitpunkt genau das richtige. Ein tolles gut gelauntes Konzert, was wieder mehr Freude auf den Barden in Zukunft macht, nachdem er in der Vergangenheit ehr durch Peinlichkeiten auffiel.

The Sea and Cake – ATP Bühne

Leider war ich zu dem Zeitpunkt nicht in der Stimmung für diese unbedingt relevante Band. Ein Konzert welches ich gerne noch einmal in einem anderen körperlichen Zustand gesehen hätte, aber auch sicherlich noch mal die Chance dazu bekommen werde.

Dead Can Dance – Ray Ban Bühne

Was hatte ich heute schon wieder alles verpasst? Pantha Du Prince, Apparat, Lost Tapes! Und dann gebe ich Dexys für Dead Can Dance auf? Zu neugierig war ich auf die Australier die ich nur von Erzählungen her kannte. Und was für ein Experiment! Orchestral konstruierte Musik zum zu hören an einem Festivalsamstag zur besten Sendezeit. In diesem  Zeitfenster treten sonst nur  RambaZambaBands auf. Man muss dieses Primavera Sound Festival einfach würdigen für so viel Geist und Experimentierfreude. Das anmutende Amphitheater, das Mittelmeer und der wahrscheinliche Sonnenuntergang! …wahrscheinlich hätte es für die neoklassische Band aus Australien nicht besser sein können.

Und so ist es dann auch am Anfang. Es gibt viel zu hören. Mittelalterliche Klänge, vermischen sich mit orientalischer Musik, Pop und elektronischen Elementen. Die Bühne ist in blau getaucht, der Sound ist großartig und die ersten stimmlichen Ansätze von Lisa Gerrard machen neugierig auf mehr. Natürlich ist das nicht anstrengend, nicht gewollt, sondern gekonnt, meisterhaft, poetisch und sehr meditativ.

Das erste Mal an diesen drei Tagen, fühle ich mich durch ein weiteres Konzert gestört und ich bin etwas traurig, dass ich diese durchgestylte Weltmusikaufführung verlassen muss.

Aber ich WILL den Wu-Tang Clan sehn!

Wu-Tang Clan – Primavera Stage

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Wer diesen Blog hier kennt oder mich, der weiß, wie sehr ich den Hip Hop respektiere. Als musikalische Kunstform, aber auch als einzige (neben dem Jazz) amerikanische erfundene Sub- und Jugendkultur.

Der düstere Stil des Clans macht das Kollektiv zu den kommerziell erfolgreichsten Crews überhaupt, aber auch zu den wichtigsten Vermittlern des klassischen Rap, mit schrägen Humor und bitteren Breakbeats.

Der Auftritt war solide Old-School. Die Posse battelte und flachste um ihr Leben. Leider kann ich nicht genau sagen, wer und ob der aktuelle Clan vollständig war. RZA hatte auf jeden eine Portugalfahne umhängen, während GZA mit einer Flasche Champagner rumspritze. Barceloniaaaaa und ODB (Ol‘ Dirty Bastard) waren dann auch die eigentlichen Words der Zwischenpassagen. Bei „Wu Tang Clan ain’t nuthing to f’wit“ war ich ziemlich beeindruckt, wie textsicher das Publikum ist und das es doch tanzen und mitgehen kann. Wie sollte man sich dieser Wucht an guter Laune auch entziehen? Was ist der HipHop Olymp? Vergangenheit plus Gegenwart zählt hier so stark, wie nirgendwo anders. Wenige der großen Crews schaffen es wohl ein Gitarrenorientiertes Publikum zu bekommen. Und nicht jede Band traut sich das! Nachvollziehbar! Vom Gedanken der musikalischen Freiheit sind zwar beide Genres gleich gestrickt und natürlich ist beides politisch, punk und rebellisch, aber die sog. Attidude ist doch eine völlig andere. Schön das das so klappt. Ich forme meine Hände ab sofort gerne zu einem W für Wu Tang-Clan. Hip Hop Hooray….

Interlude

Die Luft ist raus! Ich bin müde! Ich verzichte auf Nick Cave & The Bad Seeds. Wiedermal, schon wieder! In den letzten 30 Jahren immer wieder. Ich warte weiterhin auf meinen Nick Cave Moment außerhalb des Kinos und stelle mir vor, wie er gestern mit Jim Jarmusch ein paar Tapas gegessen hat. Bei Essen höre ich aus der Weite, die zarten Belle & Sebastianesken Camera Obscura, mir fällt ein das der tolle Dan Deacon spielt und ich verpasse das halbe Konzert von

Meat Puppets – ATP Stage

Die Kirkwoodbrothers bekommt man viel zu selten zu sehen. Natürlich stehn sie mit ihrem Post-Grunge bzw. ehrlichen Punk-Rock in erster Linie der großen SST Bands. Und seitdem sich Sonic Youth aufgelöst haben, sind sie ja auch die Letzte! Die Meat Puppets haben, trotz Vorband von Nirvana etc., in Europa nie so den großen Durchbruch gehabt, weil sie für die klassischen US-Punk-Rock-Bands zu wenig Punk und für die Postrock-Bands zu viel Punk gewesen sind. Hört man sich ihre vielen, vielen Platten an, wird man allerdings zu ganz anderen Meinungen kommen. Die Meat Puppets vereinen fast alle amerikanischen Einflüsse der Rockmusik, klingen manchmal sogar ehr nach hartem Rock als nach Untergrund. Trotzdem sind sie natürlich Helden der US-Underground-Szene und im Syntax der aufgetreten Bands um die ATP-Stage genau richtig. Die 30 Minuten vom Konzert sind mit das Schlüssigste und Ehrlichste gewesen, was ich seit langem gehört habe. Druckvoller und unkonventionelle Rockmusik, die in Hirn, Herz und Fuß geht, ohne langweilig Mainstreamig zu sein. Tolle Band!

My Bloody Valentine – Heineken Stage

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22 Jahre haben My Bloody Valentine auf sich warten lassen. Neben den ganzen 1...enden von Comebacks, ist die der irisch-britischen Band wohl eine der interessantesten. Insbesondere was ihre legendären Live-Auftritte angeht. Ein würdiger Abschluss der lautesten Band aller Zeiten, des wohl schönsten Festivals überhaupt! Warum also nicht?

Erwartungsfroh stehe ich vor dem Wellenbrecher, mit einem vollem Becher Bier und einem vollem Becher Vodka RB direkt der Bühne. Es ist kurz vor 03:00 Uhr und die Luft steht vor Spannung. Dann endlich Spot an: Kevin Shields. Was würde ich dafür geben sein Effektboard zu sehen. Die ersten drei Stücke sind enttäuschend, weil der Sound schlecht ist. Der Wind, das Meer, die Briese. Außer ein paar klassischen Gitarrenriffs und einer Bassdrum höre ich kaum was.

Aber wie bei der bestimmt aufwendigen Entwicklung des neuen Albums, entwickelt sich auch der Livesound und fast könnte man denken, dass der nun deutlich hervortretende Bass, die Gitarrenspuren und klareren Gesänge eingespieltes, programmiertes Konzept sind.

Ich muss mich leider setzen und gehe nach hinten. Die Stühle die gegen Abend bei Adam Green noch unter dem Hangar standen, stehen jetzt fast neben dem Mixerturm. Bequem kann man sich setzen und die Band auf der Videoleinwand betrachten und trotzdem das Liveerlebnis haben. Perfekt für alte Männer und Haudegen!

Die letzten 20 Minuten des Konzertes waren dann ein Klartraum. Nach dem sich der unerklärlich wundervolle Klanglärm von My Bloody Valentine in meine Gehörgänge tinnituös niedergelassen hat, befand ich mich in einem Klartraum. Die Skyline, das halb-leere Gelände, die tausende von leeren Plastikbechern, der Wind vom Meer, die Müdigkeit, die Biere, die Vodka, die Red Bulls, die Erlebnisse, die Eindrücke alles verschwamm zu einem bewussten, luiziden Traum!

Und dann kam die legendäre „Holocaust Section“ in der Kevin Smith alle Gitarrenschichten zusammentürmt, alle Spuren gleichberechtigt abmischt und das Klangbett zu einer Ohrenbetäubenden Kakophonie wird. In diesem Teil der MBV Konzerte wird immer von Menschen berichtet, die sich vor Ohrenschmerzen übergeben. Ich kann nur sagen, dass ich einen starken Luftsturm aus Richtung Bühne spürte und ich unsichtbare kleine akustische Tornados gesehen habe, die leeren Plastikbecher zu kleinen Notenschlüsseln auftürmte, Wall-of-Sound ins Nichts schrieben und wieder verschwanden . Außerdem wurde mein Kopf, von der Wucht des Lärms nach hinten gerissen und ich sah gleichsam zum Klangteppich einen der schönsten Sternenhimmel aller Zeiten. Kevin Shields könnte magische Fähigkeiten haben. Ist aber bestimmt mit Göttlichkeit ausgestattet.

Epilog

Bitte erinnern Sie sich daran, dass das hier ein Blogeintrag ist, der zur persönlichen Archivierung dient und gleichzeitig blinde, subjektive Leidenschaft für Musik, Kunst, Film und Kultur zum Ausdruck bringen soll. Wir bekommen kein Geld, wir wollen keine finanzielle Unterstützung. Wir haben aber auch keine Redaktion und auch keinen Lektor. Was hier steht ist frei und nicht strukturiert runtergeschrieben. Der Anspruch ist es nicht vollständige Berichterstattungen von Konzerten oder Festivals abzuliefern, sondern ein persönliches Gefühl zu transportieren. Wem das zu selbstverliebt ist, der soll bitte auf die Seiten ausweichen, die professionell über solche Events berichten, dafür bezahlt werden und von anderen Magazinen abschreiben. Langweilige Texte gibt es woanders, Tränentreibende dokumentierte Gefühle gibt es hier.

Alan Lomax

P.S.: Ob ich nächstes Jahr wiederkomme? Ich weiß es nicht! Im Vergleich zu einem Unterhaltungsfestival, wie es z. B. Haldern Pop eins ist, sehe ich das Primavera Sound Festival ehr als Standortbestimmung, als Gradmesser des Zustandes Popmusik und als Inspiration. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das noch 360 Tage anhält.

Fotos: Alan Lomax Foundation and Spin Magazin (Wu Tang-Clan)

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