Midnight In Paris – Woody Allen

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  27. Dezember 2011, 10:38

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Bloggern wird ja oft nachgesagt, dass sie zu viel Output haben. Zu viele Worte, zu wenig Relevanz und zu wenig Respekt gegenüber dem geschrieben Wort.

 

Sven Regener hat in seinem Buch „Meine Jahre mit Hamburg Heiner: Die Logbücher“ ein schönes Wort für die eigene Selbstreflektion als Blogger gefunden: Durchdenkmaschine!

 

Allerdings sind Deckard und ich dafür eben nicht angetreten. Leidenschaft, Enthusiasmus und Diskussion sind weiterhin die 3 Stützpfeiler, auf denen dieser Blog ruht. Und wenn man dann lange genug dabei bleibt, schließen sich Kreise des Gedankentheaters auch. Manchmal!

 

So habe ich bereits am 14. Januar 2009 die Frage gestellt, was die Erwartungen der Besucher aus aller Welt an einen Parisbesuch ist? http://www.lomax-deckard.de/article-26756113.html

 

Woody Allen gibt nun 3 Jahre später eine unverhoffte Antwort mit seinem Film „Midnight in Paris“.

 

Wie eine Urlaubsdiashow startet der Film. Wir sehen die üblichen Parisfotos in einer verklärten Abfolge. Woody Allen hat natürlich eine Liebeserklärung an Frankreichs Hauptstadt gedreht. Die visuelle Vision bleibt dabei, wie bei seinen anderen europäischen Filmen gewohnt Klischeehaft.

 

Die Story des Films ist auch Allendauerbehaftet. Wir sehen das übliche neurotische amerikanische Paar mit den üblichen allenesken Charakteren, zwischen Nerv, Paranoia, neurotischen Haltungen und Handlungen. 

  

Auch musikalisch geht es Allen klassisch an. Der Soundtrack könnte vom Pariser Touristenbüro zusammengestellt sein. Wobei Woody Allen Cole Porter in das musikalische Zentrum rückt. Eine schöne zeitliche- zeitlose Verbindung und Idee!

 

All’ das interessiert Woody Allen aber nicht wirklich. Der bald 80. jährige Regisseur hat keine Zeit mehr. Man spürt förmlich, wie er sich nur noch Zeit für das ihm Wichtige nimmt und seine Filme in das Sujet bettet welches ihm am einfachsten erscheint.

 

 Und das haben all seine Filme der späten Ära (seit Match Point) gemeinsam: Sie konzentrieren sich rücksichtslos auf das wesentliche und bleiben dabei herrlich melancholisch. Ein Narr ist der, der glaubt, dass es nicht so ist...

 

Denn in der Tiefe der Zeitreisengeschichte, bleibt die Erkenntnis, dass es zu Zeiten der Belle Époque auch nicht besser gewesen ist. „Das Leben als solches ist also unbefriedigend, und zwar immer und überall“ , antwortet Allen dann auch in einem Interview mit der FR auf die Frage, ob er auf seine alten Tage noch zum Optimisten wird. Später sagt er fast prophetisch, dass er seine Aufgabe darin sehe die Menschen abzulenken und nicht nach Hoffnung und Verzweiflung zu suchen. So wie es die Dichterin Getrude Stein in seinem Film sagt.

 

Wir sehen also den herrlich schluffigen Owen Wilson mit seiner Ehefrau und Schwiegermutter in Späh durch Paris schlurfen. Die beiden Amerikanerinnen sind nur an Einkäufen interessiert. Schlimmer noch ist ein Bekannter der Wilson auf den Nerv geht und mit künstlerischem Halbwissen versucht zu beeindrucken, dabei aber den wesentlichen Aspekt der Kunst aus den Augen verliert. Die Flucht aus dem Alltag!

 

Zum Glück also findet Wilson eine Art Zeitloch, in das er gegen Mitternacht in die für ihn glorreichen Zeiten der zwanziger Jahre reisen kann. Und Woody Allen findet somit die Quintessence des Filmes. Nämlich das Vergnügen in diesen Zeiten rumzulaufen und seinem eigenen ICH Begenungen mit F. Scott Fitzgerald, Salvador Dali oder Luis Bunel (herlich lange Leitung) zu schenken.

 

Der Film wirkt dabei wie ein angenehmer, völlig unaufgeregter, aber extrem angenehmer Spazierganz im Regen. Ich habe Owen Wilson bewusst nicht mit seinem Filmnamen Gil Pender benannt, da er sich sowieso selbst spielt. Wirklich, Wilson trägt diesen Streifen und ist wundervoll!!! 

 

„Alles, was du tun musst, ist, einen wahren Satz schreiben!“ sagt Ernest Hemingway irgendwann in dem Film zu Wilson und hat natürlich recht, auch hinsichtlich eines jeden Bloggers.

 

Alan Lomax

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