Dave Grusin - Masterpieces: Best Of The GRP Years

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  30. August 2011, 18:45  -  #Jazz

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Bei der Flut an alten und neuen Veröffentlichungen gilt es mit wachsamen Auge und Glück Perlen herauszufischen.

Puristen und Jazz-Polizisten lehnen 'Best Of' Veröffentlichungen ab, weil diese nicht eine musikalische Idee oder gar ein Konzept repräsentieren, sondern nur eine wahllose Zusammenstellung zum Zwecke des schnellen Verkaufes und Gewinns. Mag sein, dass dem so ist und auch ich lehne meistens solche Aneinanderreihungen ab, aber dieser Fall hier war ein Glückstreffer.

15 Titel von Dave Grusin auf einem guten altmodischen Silberling für einen Preis, der angesichts der Qualität einem fast obszön erscheinen mag. 

Als ich die Scheibe am letzten Samstag auf dem Planeten Saturn in Cologne erwarb und einen Tag später einlegte, war es bereits nach den ersten Takten um mich geschehen. Das war genau die Musik, die ich nach einem solch famosen Wochenende in Köln hören wollte. Musik, die beruhigt und einem ein gewisses kosmopolitisches Gefühl vergangener Zeiten vermittelt. Eine Melange aus Jazz-Groove-PoP-Rock-Latin-Score. Klingt auf dem ersten Blick etwas befremdlich, ist es aber in natura nicht.

'Condor', gleich der erste Track und Main Title aus dem Film 'Die drei Tage des Condor' von Sydney Pollack ist schlicht und ergreifend eine musikalische Erfüllung. Hier stimmt einfach alles:

 

Keine Ahnung wer die Solisten und Musiker auf diesem Album sind, aber bei dem Auszug auf dem genannten Album sind es u.a. Don Grusin, Lee Ritenour, Ernie Watts und das London Symphony Orchestra. Lomax würde sagen 'Unfassbar', John Ross Ewing 'Gross', ich sage beides!

Ach, da wir gerade bei den Musikern sind die hier, naturgemäß durch die Form einer Compilation, so dicht beisammen sind, will ich ein paar weitere Namen nennen: u.a. sind es Ron Carter, Steve Gadd, Branford Marsalis, Marcus Miller, Tom Scott, Grover Washington Jr., ... . Was für ein Glück für Grusin und umgekehrt auch für die anderen mit ihm zusammengespielt zu haben.

Die nachfolgenden 'Modaji', 'The Heart Is A Lonely Hunter' und 'Mountain Dance' reihen sich nahtlos in die Qualität des ersten Stückes ein und ich überlegte hin und her wie ich die Wirkung dieser Musik beschreiben könnte, bis mir ein Zitat von Ludwig Börne über den Weg lief:

"Ruhe ist Glück, wenn Sie ein Ausruhen ist."

Unglaublich entspannte Musik.

Das Spiel von Grusin sowohl auf dem elektrischen und akustischen Klavier als auch dem Fender Rhodes ist ein absoluter Genuss, gerade wer letzteres Instrument schätzt. Man hat das Gefühl, Grusin's Finger schweben über der Tastatur.

Hier ein Beispiel zum einen für die kompositorische Kunst eines Grusin und schlicht die Schönheit eines Solo-Klaviers: nur Musik kann solche Emotionen vermitteln!

 

Es folgen 'Captain Caribé' und die fabelhafte Titelmelodie zu 'On Golden Pond', dem wirklich sehr schönen Film mit dem legendären Henry Fonda und Katherine Hepburn in den Hauptrollen.

Mit 'Anthem Internationale' und 'Serengeti Walk' wird die Musik etwas trivialer und "muckiger", bis 'Bossa Baroque' einen daran erinnert, wer die Blaupause vielleicht für einige Bands der Neuzeit geliefert hat. Ein sehr innovatives Stück wie ich finde, humorvoll dazu und ein Hauch kolonialfranzösisch. Auf 'Punta del Sol' spielt Marsalis und der Jazz wird einem gewahr. 'Southwest Passage', 'Gathering Leaves', 'The Plan' und 'History Lesson' runde diese wunderbare CD ab.

Ich will nicht übertreiben, aber in einem gewissen Maß stösst Grusin Jahr für Jahr in Bacharach'sche Dimensionen hinauf. Ein wirklich grossartiger Komponist und Musiker, v.a. vielseitig und mit dem Talent für Melodie gesegnet.

Thanks Dave!

Rick Deckard

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