Fury (Herz aus Stahl) - David Ayer
Ein grossartiger Kriegsfilm.
Während die Medien den Zuschauer eher subtil auf die Grausamkeiten eines Krieges aufmerksam machen wollen und bewusst keine Gräueltaten zeigen, um uns zarte Gemüter zu schonen, so ist Hollywood in dieser Hinsicht stets das "gute Gewissen".
In den Filmen der Traumfabrik wird einem schonungslos die Barbarei menschlicher Auseinandersetzungen vor Augen geführt. Fragt sich am Ende, welche der "Bericht"erstattungen die ehrlichere ist?
Herausheben tut sich Fury von anderen Kriegsfilmen, weil er deutlich macht, auch wenn das zunächst sehr offensichtlich klingen mag, warum Menschen in Kriege ziehen: Um einander zu töten.
Dieser Umstand wurde in der Vergangenheit in den Filmen Hollywoods ein wenig vernachlässigt (mit einigen Ausnahmen) zu Gunsten romantisierter Handlungen und stilisierter Bilder. Nicht, dass diese Filme schlecht wären, im Gegenteil, sie beleuchteten jedoch mehr die Umstände des Krieges und legten den Focus auf eine bestimmte narrative Struktur, als die Wahrheit an sich zu zeigen: Krieg ist Mord. Krieg ist töten.
Und aus dieser Prämisse gelang es Regisseur David Ayer einen überzeugenden Kriegsfilm zu drehen?
Die Antwort lautet: Ja.
Fury - Herz aus Stahl ist ein äusserst intensiver und beeindruckender Film geworden, der lange nach dem Abspann nachhallt (grundsätzlich eine Qualität guter Filme).
Er erzählt die Geschichte einer Panzerbesatzung kurz vor Ende des II. Weltkriegs. Die Männer sind müde, sie sind zermürbt. Hitler hat den "totalen Krieg" erklärt und die Allierten stossen auf ihrem Weg nach Berlin auf erbitterten Widerstand. Die Besatzung des Panzers kennt sich lange und gut. In den Jahren hat sich eine Kameradschaft aufgebaut und man vetraut einander.
Ayer zeigt, wie sich diese Männer durch den "Alltag" des Krieges quälen und dabei versuchen "Mensch" zu bleiben. Das ist ein sehr grosses Plus dieses Films. Der Regisseur und zeitgleich Drehbuachautor Ayer legt den Focus hierbei ganz scharf auf die "Spezies Mensch" und weicht davon bis zum Ende nicht ab.
Durch einen geschickten Kniff wird dabei der Zuschauer mit auf eine albtraumhafte Reise genommen: Gleich zu Beginn schliesst sich ein junger und vollkommen unerfahrener Bordschütze der Einheit ein: Norman Ellison. Der Junge war bislang nur Schreibtischtäter und ist von heute auf morgen ein Soldat an vorderster Front. Durch ihn bekommt der Zuschauer die psychischen und physischen Qualen des Krieges zu spüren, eine bessere Identifikationsfigur kann es nicht geben.
Ihm Gegenüber steht das eingeschworene Team und ihr Kommandant, gespielt von Brad Pitt. Auch wenn Pitt gewohnt hölzern agiert (er hat einfach kein Talent), so vermag er es trotzdem die Zerissenheit seines Charakters über die Leinwand zu transportieren, eine seiner besseren Leistungen. Der von ihm gespielte Don "Wardaddy" Collier ist ein mit allen Wassern gewaschener und erfahrener Soldat. Trotz seiner Professionalität und seines professionellen Tötens hat er sich Würde und Anstand bewahren können.
Wie zweischneidig und widersprüchlich dieses Töten und zeitgleich zutiefst menschliche Verhalten ist, zeigt sich in den stillen Momenten des Filmes, insbesondere in einer Sequenz, in der Pitt und sein junger Bordschütze zwei deutschen Frauen in einer Stadt gegenüber treten. Die Intensität dieser Szene ist nicht vergleichbar, aber ähnelt und erinnert sehr stark an die Sequenz mit den französischen Kolonialisten aus Apocalypse Now.
Fury ist ein aussergewöhnlich guter Film, der nichts beschönigt und gerade dadurch, aber auch durch seine ungeheure visuelle Kraft dazu beiträgt, dass dem Genre des "Kriegsfilms" neues Leben eingehaucht wird. Er vermeidet, wenn möglich Stereotypien und zeigt auf, was Krieg ist: Ein Verrohung des Menschen aber auch ein Teil seines Wesens.
In dieser Hinsicht ist er ehrlicher als manche Berichterstattung in den Medien.
Rick Deckard