Sound It Out - Jeanie Finlay
Ist ein achtzig Minuten langer Film über einen unabhängigen Plattenladen im Nordosten Englands möglich?
In Abhängigkeit des Funktionierens steht wohl der Zuschauer, erst dann der smarte und authentische Dokumentationsstil der englischen Filmemacherin Jeanie Finlay.
Den unabhängigen Plattenladen seines Vertrauens sucht man nicht, er findet einen! Allerdings wird dies immer schwierige, da die Gattung langsam aber sicher ausstirbt. Fast vorbei die schönen Zeiten, als man nach Ladenschluss noch mit dem Besitzer ein Flaschenbier getrunken hat uns sich obskure Lo-Fi-Alben von Bands aus dem mittleren Westen der USA vorspielen lassen hat. Vorbei die Zeiten als man das Doppelte seines frei verfügbaren Einkommens in den Mikrokosmos Plattenladen getragen hat, um seine eigenen Egoismen und Leidenschaften zu befriedigen.
Die CD, die negative Entwicklung der Plattenindustrie, der Download und Dealer wie Saturn, Media-Markt, Virgin und HMV haben die Vertrautheit des kleinen Fachmarktes zerstört.
Natürlich gibt es immer noch diese kleinen gallischen Dörfer in Deiner Stadt und eben auch in Stockton-on-Tees. Dort betreibt Tom Butchard seinen Vinly- und CD Laden SOUND IT OUT. Die Bilder sagen alles und lassen einen sogar vermuten wie es dort riecht. Dort in diesem Laden.
Wir lernen eine Menge Menschen kennen, denen Musik alles bedeutet. Egal, ob es nun die Heavy-Metall-Fraktion aus dem Dorf ist, der etwas seltsame und einsame Status-Quo-Fan, der verzweifelte Indie-Polizist oder die Makina-Prolls aus dem Pub von nebenan. Allderdings ist SOUND IT OUT kein Platz für elitäre musikalische Weltanschauungen á la High Fidelity. Niemals würde der sympathische Tom, jemanden aus seinem Laden werfen, nur weil er nach einem Dire Straits Album fragt. Jeder wird gleichberechtigt behandelt. Und man spürt in jeder Sekunde des Films, wie hingebungsvoll und Leidenschaftlich es ist Musik zu sammeln und diese zu verkaufen.
„I sell hard music, it’s a hard area“, philosophiert Tom am Ende des Tages, während er mit einer Zigarette vor seinem Laden steht und über vieles nachdenkt.
Und so bleibt nach diesem Film nichts als Liebe! Liebe zur eigenen Leidenschaft, Liebe zu Tom Butchard, Liebe zu England und deren Musiktradition und Liebe zu Jeanie Finlay die einen unvergesslichen Film, über ein nicht zu erklärendes Phänomen gemacht hat der wohl, wie „High Fidelity“ für immer bleiben wird, da er unsere Leidenschaft erklärt, die vielen anderen, bekannter Weise, rätselhaft ist.
Aus Stockton-On-Tees mit einer prall gefüllten Tüte unter dem Arm
Alan Lomax