Moonrise Kingdom - Wes Anderson

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  3. Oktober 2012, 11:45  -  #Filme

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Der Vorhang geht auf. Nach den uns gezeigten produzierenden Studios befinden wir uns auf der fiktiven Insel New Penzance in Neuengland. Es ist das Jahr 1965. Ein dubioser Mann mit rotem Mantel erzählt uns dies alles und auch das in ein paar Tagen ein verheerender Sturm aufziehen wird. Wir lernen eine Familie kennen, den Dorfpolizisten, einen jungen Pfadfinder namens Sam und seine Pfadfindergruppe. Wir lernen den Teenager Suzy als Raben verkleidet kennen, sie gehört zu der Familie. Sam, der Außenseiter, verliebt sich in sie und flüchtet gemeinsam mit ihr vor der Erwachsenenwelt.

Scout Master Ward (Edward Norton) nimmt die Verfolgung auf. Doch Sams Fluchtplan ist gut ausgearbeitet. Er verbringt einen wundervollen Tag mit seiner ersten Freundin. Erste Liebe, wunderschöne Momente. Nach einiger Zeit findet Scout Master Ward, mit seiner Pfadfindertruppe, das junge Paar.

Suzys Eltern, beides Anwälte und gespielt von Bill Murray und Frances McDormand, beschließen, dass die beiden sich nicht mehr sehen dürfen, ihre jüngeren Brüder sagen "Du hast die Familie verraten". Der nerdige Sam wird vom seltsamen Dorfsheriff (Bruce Willis) aufgenommen. Dieses absurde Universum wird von weiteren absurden Figuren ergänzt. Hinzu kommt das Jugendamt (Tilda Switon), ein weiterer Pfadfindertrupp, angeführt von Harvey Keitel und einem brüderlichen Helfer in Persona Jason Schwarzman. Eine zweite Flucht beginnt, der Sturm zieht auf.

Wes Anderson nutzt die infantile Geschichte, das absurde Universum der Insel, die spießige erwachsenen Welt und die Magie der ersten Lieben, um ein echtes, vielschichtiges und massiv doppeldeutiges Meisterwerk zu schaffen.

Dabei interpretiert er alles bereits gesehene, gehörte, gefilmte und erzählte neu. Es ist die Fähigkeit alles neu zu machen, was "Moonrise Kingdom" zu dem wohl spektakulärsten modernen Film überhaupt macht. Sogar die Filmsprache erfindet Anderson in einigen Sequenzen neu.

Anderson erfindet für seinen Film Jugendromane neu, legt das Auge des Zuschauers auf Details im Hintergrund, schafft es sogar in dieser anderen Dimension die Geschichte weiterzuerzählen und setzt den Hauptteil des Scores von Benjamin Britten nicht als unterstützende Komposition ein, sondern als Orchesterdemonstration für Jugendliche. Ganz nebenbei erfahren wir die Methode des Komponisten und das zufällige Zusammenspiel des Films.

Die anfängliche "Vermessung" des Hauses der Familie von Suzy ist atemberaubend und muss Filmgigs und -nerds wie uns, einfach zum Zurückspulen beim ersten Mal sehen einladen. Nie wurde mir bewusst, dass geografische Kartografie etwas mit Filme machen zu tun hat. Und natürlich muss zum Schluss der parodistische, liebevolle Blick auf das klassische Kino erwähnt werden, welches Wes Anderson neben Tim Burton endlich zur lebenden Regielegende werden lässt. Burton und Anderson das sind die Top Two!!!

Ich bin froh, dass ich kein Filmkritiker bin. Ich kenne kaum einen Film, der so detailreich ist um die Gänze überhaupt zu verstehen.

Und so fällt mir immer noch mehr ein, was ich erwähnen möchte. Die tolle Vintagemode, die unfassbaren Farben, die Art und Weise einen Kunstfilm zu machen, ihn aber zeitgleich als Popcornkino gelten zu lassen undundund. undundund natürlich Andersons brachiale Liebe zu seinem ewig besten Cast und den liebevollen Schauspielern die man ständig laut und euphorisch (gewaltsam?) abfeiern möchte.

Es macht keinen Sinn soviel über diesen Film zu schreiben. Ich sehe ihn mir noch mal an und noch mal und noch mal. 

"Stilistisch perfektes Kino, idealistisch, mutig, clever, detailverliebt und voller neuen Variationen. Modernes Kino par excellence" www.lomax-deckard.de

"Unterhaltsames Kino" Bild

Aus Neuengland

Alan Lomax

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